02.12.2020

Guten Morgen

Jetzt ist klar, wer künftig welches Departement führen wird. Kaspar Sutter (SP) übernimmt das Wirtschaftsdepartement, Esther Keller (GLP) das Bau- und Verkehrsdepartement und Stephanie Eymann (LDP) wird Chefin von Justiz und Polizei. Die anderen bleiben da, wo sie sind, respektive übernehmen mit Beat Jans das, wofür sie gewählt wurden (das Präsidialdepartement). Die bz deutet den Konsens als positives Zeichen: "Es deutet alles darauf hin, dass diese junge und vor allem unerfahrene Regierung ihre jeweiligen persönlichen Interessen in den Hintergrund stellt und stattdessen Basel in eine ruhige Zukunft leiten will", heisst es im Kommentar. Für die Baz (Paywall) hingegen bleibt die SP an der Macht, da sie sich die "Schlüsseldepartemente" gesichert habe und mit Esther Keller eine Grünliberale im Bau- und Verkehrsdepartement wisse, wo eher das grün als das liberal zum Zug käme. Was die Neo-Regierungsräte selbst dazu sagen, kannst du bei der bz lesen oder in diesem Regionaljournal-Beitrag im O-Ton hören. Oder es dir auch sparen, denn alle sind super happy mit ihrer neuen Aufgabe. 

Dieses animierte Gif ist vollkommen ohne Kontext hier, jegliche Ähnlichkeit mit wirklichen Geschehnissen oder lebenden Personen wäre rein zufällig.
Zu Corona. Diese oder eine ähnliche Schlagzeile war zu erwarten, jetzt ist sie da (in der Baz,Paywall). 
Die Hauptaussage des Artikels stützt sich auf "Pflegende, die anonym bleiben wollen, aus Angst vor beruflichen Konsequenzen". Dazu ein SVP-Landrat, der lospoltert: "Es kann nicht sein, dass Intensivbetten und Beatmungsplätze überproportional von Personen mit Migrationshintergrund belegt sind und deswegen planbare Operationen hinausgeschoben werden müssen." 

Ich erspare dir meinen Kommentar zu dieser Art "Journalismus". Die Thematik als solche ist jedoch durchaus spannend, weil Corona tatsächlich nicht alle gleichmässig zu treffen scheint. Die deutsche Wochenzeitung die Zeit hat in einer aufwendig recherchierten Doppelseite aufgezeigt, dass es vor allem der schlechte sozioökonomische Status - sprich die Armut - ist, die anfällig für Corona macht. In Grossbritannien, wo standardmässig auf Totenscheinen der Beruf erfasst wird, zeigt sich, dass an Corona erkrankte Hilfsarbeiter*innen fast viermal häufiger an Corona gestorben sind als Akademiker*innen. Zahlen aus Deutschland legen nahe, dass das Virus zunächst in den reichen Regionen Süddeutschlands kursierte. Die Forscher*innen des Robert-Koch-Instituts gehen davon aus, dass Personen mit eher hohem Einkommen, die sich Ski-Urlaube leisten können, das Virus im März ins Land gebracht haben. Mit der Zeit haben sich die Hotspots in Gegenden verschoben, die wirtschaftlich schwächer sind. "Das Virus hatte es leichter, sich dort auszubreiten, wo die Menschen weniger Geld haben", urteilen die Forscher*innen. Der ganze Artikel ist hier online, allerdings exklusiv für Zeit-Abonnent*innen. Die Print-Ausgabe gibts aber auch noch bis morgen an jedem Kiosk. 

Bajour wird sich des Themas annehmen. Aber, das kann ich jetzt schon sagen, wir werden auf Granit beissen. Ich habe schon im Mai beim Kanton Basel-Stadt angefragt, ob es möglich sei, Daten zur Ausbreitung auf Quartierebene zu erhalten. Nein, hiess es beim Gesundheitsdepartement, "bei den Datensätzen handelt es sich um medizinische Daten, welche vom Daten- und Persönlichkeitsschutz betroffen sind."

Im Baselbiet werden seit einigen Tagen Zahlen auf Gemeindeebene veröffentlicht. Ex-Regi-Journalist Jonathan Noack hat sie ausgewertet und aufbereitet, sie deuten auf höhere Fallzahlen in Birsfelden sowie entlang der S3 bis Liestal hin, sind jedoch verfälscht durch Kleinstgemeinden, wo einzelne Ansteckungen zu hohen Inzidenzen führen. 
Kommen wir zu einer Mitteilung in eigener Sache. Im Bajour-Businessplan steht: "2100 zahlende Member bis Ende 2020". Ein Jahr lang haben wir nun so richtig geschuftet und wir sind gut unterwegs. Es ist Anfang Dezember und wir brauchen noch 248 Member bis Jahresende, damit wir weiter an unserem Ziel arbeiten können: Im Lauf der nächsten drei Jahre zu einer schlagkräftigen redaktionellen Truppe und zu einer gehörten journalistischen Stimme direkt aus Basel zu werden. 
248 Member in 30 Tagen, das entspricht der gepunkteten roten Linie in der Grafik. Du siehst, wir haben was vor, aber wir können es schaffen, wenn wir zehn neue Member pro Tag gewinnen. Und dazu brauchen wir dich! Unterstütze uns jetzt, wir zahlen es nicht mit steigenden Dividenden zurück, sondern mit immer mehr Journalismus - made in Basel mit ❤️.
 
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Zu den Fallzahlen und Kurz-News:

Basel-Stadt meldet 84 Neuansteckungen innert 24 Stunden, Baselland 157. Vier Covid-Patient*innen sind in den beiden Kantonen gestorben. In Basel-Stadt weisen aktuell 82 Bewohnende aus elf verschiedenen Pflegeheimen ein positives Testresultat auf, wie der Kanton am Dienstag mitgeteilt hat. Die 14-Tage-Inzidenz ist in beiden Kantonen weiterhin viel zu hoch. Weniger Menschen treffen, Abstand halten, Masken tragen, bei Symptomen sofort testen lassen und die Swisscovid-App nutzen

  • Die Uni Basel erhält ab 2022 wieder mehr Geld. Das geht aus dem Budgetbericht des Kantons Basel-Stadt hervor, wie die Baz schreibt (nicht online). Offenbar soll der Stadtkanton mehr an die Zusatzkosten beisteuern als Baselland. Noch müssen jedoch die beiden Kantonsparlamente der Erhöhung zustimmen. 
  • Seit Montag sitzen drei Männer vor dem Basler Strafgericht, die gemäss Anklageschrift in Basel 400 ungültige Flugtickets verkauft haben sollen. Dabei sei ein Schaden von über 150'000 Franken entstanden, das Reisebüro der drei sei Konkurs, das Geld verschwunden. Ein Urteil wird am Donnerstag gefällt, wie die bz schreibt (nicht online).  
  • Und die Dreirosenbrücke bleibt, wie sie ist. Von einer Teilverglasung, wie sie 2016 angedacht wurde, wird abgesehen. Ich nehme an, Kollege Faulhaber findet gut so, weil er liebt die Brücke, genau so wie sie ist.
Noch ein Update zu den Bettler*innen. Gestern Abend waren erneut einige Gärngschee-Mitglieder beim Bahnhof und haben gemeinsam mit Initiantin Jean warme Kleider, Schlafsäcke und Isomatten an Bettler*innen verteilt. Jean schreibt dazu: "Bringt den Leuten Eure Sachen, seht die Dankbarkeit, geht auf die Menschen zu...sie sind wirklich sehr sehr dankbar." Es war die zweite Nacht mit Minus-Temperaturen in Folge, am Montagabend war Bajour-Reporterin Adelina bei der ersten spontanen Hilfsaktion dabei. Sie beschreibt, wie eine schwangere Frau mit kugelrundem Bauch, ohne Jacke und lediglich in mehrere übereinander geschichtete Blusen und Pullover gekleidet, von einer Helferin einen Wintermantel geschenkt bekommen hat. Hier geht es zu ihrem Bericht.
Unterhaltungstipp:
Hand aufs Herz: Hast du die richtig langen Bajour-Artikel gelesen, zum Beispiel den Text über die beiden Sexmessen, mit dem Daniel Faulhaber den Zürcher Journalistenpreis gewonnen hat? Oder die dreiteilige Reportage von Adelina Gashi über die Bettler*innen? Ich schiebe eine Kurz-Umfrage dazwischen, bevor ich nach dieser Einleitung zum eigentlichen Unterhaltungstipp komme, weil dein Leseverhalten uns natürlich sehr interessiert, einfach Draufklicken zum Mitmachen:
Danke. Wenn du die Antwort zwei oder drei angeklickt hast, dann kann ich dir wärmstens einen Abstecher in den Bider & Tanner empfehlen. Dort gibt es nämlich für 10 Franken unser Das-war-das-erste-Jahr-Bajour-Magazin. Und damit kannst du dich dann in deinen Lieblingssessel flexen und ebendiese Texte und zahlreiche weitere in Ruhe und auf Papier lesen.
Ich wünsche dir einen guten Start in den Tag.

Herzliche Grüsse,
Samuel

P.S.:  Das Nützliche zum Schluss:
Der Dezember hat begonnen und damit der Weihnachtsgeschenke-Schlussspurt. Was könnte ich nur meinen Eltern schenken? Und was meinen Geschwistern, die haben doch schon alles? Kommen dir diese Gedanken bekannt vor? Dann schenk' ihnen doch einfach nichts und dafür diesem Knaben ein Velo, damit er mit seinen Freunden auf Tour gehen kann. Der Junge hat mitgemacht bei der Gärngschee-Wunschzettel-Aktion von Bajour und es ist einer von über 30 Wünschen, die bedürftige Menschen beim Bajour-Büro an der Clarastrasse 10 in den Wunsch-Briefkasten gelegt haben. Hier kannst du das Velo schenken (dazu "Velo" und "Wunsch Nummer 30" ins Formular schreiben), hier findest du weitere Wünsche und hier erfährst du, wie auch du dir etwas wünschen kannst


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