Antananarivo, Dezember 2020
Liebe Freunde, Verwandte und Bekannte
Nun hat Covid doch auch Freunde in Madagaskar erreicht. Und in dieser Geschichte zeigt sich die momentane Covidpolitik des Staates hier: Über Monate gab es recht strenge Quarantäne und tägliche Zahlen zu Covidfällen. Nun wurde die Strategie geändert, es „soll“ möglichst wenige Fälle geben, der medizinische Notstand wurde vor einigen Wochen aufgehoben – und somit entfielen die meisten Massnahmen, ausser die Maskenpflicht und Schliessung des Landes vor internationalem Reiseverkehr, welche grösstenteils bleiben. Zurück zu unserer infizierten Kollegin: 30 Freunde (welche alle unmittelbar Kontakt mit ihr hatten) wollten sich testen lassen. Es waren jedoch in einem der offiziellen Behandlungsspitäler nur noch 18 Tests vorhanden. Und auch für diese wollten sie eine (nicht erlaubte) Behandlungsgebühr erheben, welche nur durch Beziehung mit jemand anderem im Spital umgangen werden konnte. (Klammerbemerkung: In so einem Moment wird uns wieder ersichtlich, weshalb dieses Land arm bleibt. Wohl floss viel internationales Hilfsgeld wegen Covid hierher, aber nur ein Bruchteil davon kommt dort an, wo es am dringendsten benötigt würde: Bei den einfachen Menschen und deren Bedürfnissen (wie Covid-Tests). Mich tröstet hier oft der Gedanke, dass einmal alle für ihre Taten vor einem gerechter Richter gerade stehen werden. Und auch, dass Gott heute schon an der Seite der Unterdrückten, Witwen und Waisen steht, sie sieht und sich um sie kümmert. Dies gibt uns immer wieder Motivation, unsere Arbeit hier als Teil von Gottes weltweiter Kirche zu tun.) Von den 18 Getesteten waren 13 positiv. Sie müssen nun zwei Wochen im Spital verbringen, auch wenn sie kaum krank sind. Das Risiko sei sonst zu gross, falls jemand plötzlich Atembeschwerden habe. Dafür müssen sie nun von den Angehörigen mit Essen versorgt werden, denn so ist die Spitalkultur hier.
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Im September konnten wir endlich unsere Freunde aus CH Zeiten sowie unsere Babysitterin in Antsirabe besuchen, weil das nationale Reiseverbot aufgehoben wurde.
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YWAM Land of Canaan und King’s Kids
Marcel berichtet von seiner Arbeit mit den Senioren: „Während dem Lockdown habe ich bei YWAM Land of Canaan mit zwei Frauen Essenspakete für unterbemittelte Senioren weitergegeben und dabei ein grosses Herz für sie bekommen. Seit knapp zwei Monaten ist die Essensabgabe nun abgeschlossen und wir haben alle einmal in ihrem Zuhause besucht. Manche wohnen auf 4mx4m Fläche – zum essen und schlafen. Diese Ü60-jährigen Frauen waschen nun wieder die Wäsche von anderen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Bei den jüngeren Alleinerziehenden ist Steine zu Kieselsteinen verhauen ein harter aber sicherer Arbeitsplatz geworden. Marcel: „Ich liebe es mit diesen Menschen unterwegs zu sein, da sie offen sind und wissen wollen, wie sie mit Gott unterwegs sein können.“
Im September haben wir bei YWAM Land of Canaan als Mitarbeiter aufgehört, um mitzuhelfen King’s Kids in Tana wieder aufzubauen. (Als Freiwillige helfen wir weiterhin in der YWAM Schule (Dorothee) sowie bei den Senioren (Marcel).) Das Team hat uns beim Abschied viel Wertschätzung entgegen gebracht und wir schauen alle dankbar auf unsere Zeit dort zurück.
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Abschiedsfest bei YWAM Land of Canaan
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Links: Kings Kids Team mit zwei nationalen YWAM Leitern
Rechts: Mpanjaka Kids U11 – nun mit eigenen Trikots
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Als King’s Kids Team treffen wir uns seit August regelmässig zu Sitzungen und zum Austausch. Es ist toll zu sehen, wie das Team und die Arbeit seither gewachsen sind. Das Fussball als grösstes Programm wurde durch ein Unterstützungsprogramm zur Schulung von Kindern aus armen Familien ergänzt, ein Programm, das wir früher schon durchführten. Die Eltern müssen hier sogar für die öffentliche Schule anfangs Schuljahr (dieses Jahr im Oktober) eine (happige!) Einschreibegebühr bezahlen sowie das Schulmaterial selber kaufen. Dies beläuft sich je nach Stufe auf 20-30 CHF pro Kind. Unmöglich viel Geld für einige Familien, wenn die alleinerziehende Mutter ca. 2CHF / Tag verdient, und davon ja auch Essen und Miete zahlen muss. Des Weiteren hat die öffentliche Schule nicht für alle Platz, so dass einige Kinder gezwungen sind in einer Privatschule zu lernen. In diesen sind meist die Einschreibegebühren kleiner, dafür bezahlt man eine monatliche Gebühr. (Und die Klassen sind wesentlich kleiner, statt 50 Kinder pro Klasse, 15-30 Kinder.)
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Fussballtheorie …und danach in Altersstufen über „Fairplay im Leben“ reden.
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Links: Schuhe vor der Türe...
Rechts: Im Moment findet das Training in einer ehemaligen Kiesgrube statt, weil das Stadion noch immer nicht fertig renoviert ist.
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Etwas später lancierten wir ein Projekt für ca. 15 uns nahe stehende Jugendliche, welche nicht mehr zur Schule gehen, aber noch nicht arbeiten. Wir führen sie durch das Thema Berufsfindung und hoffen, für alle eine passende Ausbildungsmöglichkeit zu finden. Sie kommen alle aus Familien, in denen die Eltern diese Unterstützung nicht geben können und die Jugendlichen diesbezüglich auf sich selber gestellt sind. Ein Teil des Programms wird sein, die Eltern mit einzubeziehen… Wir sind gespannt.
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Links: Programm zum Thema Berufsfindung
Rechts: Unerwartet ergab sich ein Treffen mit den Leiterinnen der zwei anderen KK Standorten in Mada. Gott führt vieles so gut!
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Unsere Nothilfe für Menschen ging stark zurück, weil sie wieder arbeiten können. Es kommt nur vereinzelt vor, dass Personen noch um Reis bitten kommen, weil sie wirklich nichts mehr zuhause haben. King’s Kids wird im Januar in ein neues, kleineres Haus ziehen. Wir sind überwältigt, wie Gott uns über die letzten Monate bezüglich Haus geführt hat. Aber mehr davon im nächsten Rundbrief.
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Josuas Schulzimmer Simeon steht zum morgendlichen Appell
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Familie
Josua und Simeon haben im September in einer englischsprachigen christlichen Schule in der 4./3. Klasse begonnen. Anfangs wegen Covid noch in Halbklassen und nur jeden zweiten Tag, gehen sie unterdessen täglich mit 24 anderen Kindern zur Schule. Es war am Anfang ein grosser Schritt, plötzlich alles auf Englisch und in „Schnürlischrift“ zu lesen und schreiben, jedoch haben sie schnell grosse Fortschritte gemacht und kommen unterdessen gut mit. Sie müssen zeitlich mehr arbeiten als beim Unterricht zuhause, und sie vermissen ihre Freizeit. (1-2 Stunden Hausaufgaben pro Tag sind normal, und sie essen auch in der Schule.)
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Josuas 10. Geburtstag Marcels 50. Geburtstag feierten wir als Familie
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Dorothee hat sich in den vergangenen Monaten recht erholen können und arbeitet bei King’s Kids teilzeit mit. Im September feierten wir Josuas 10. Geburtstag mit Freunden. Er ist ein bedächtiger, sportlicher, hilfsbereiter Junge, der gerne Ordnung hat und mit Playmobil und Legos oder auch auf dem Tablet spielt.
Im Oktober feierten wir Marcel’s 50igsten! Gewaltig – ein halbes Jahrhundert.
Und um alle runden Geburtstage richtig zu feiern, luden wir im November zu einem Fest ein: 111 Jahre Schärers (inkl. unserem Hund Hugo). Ein schöner Moment mit schweizer, madagassischen, amerikanischen, deutschen und sogar britischen Freunden.
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Josuas 10. Geburtstag Marcels 50. Geburtstag feierten wir als Familie
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