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NEWSLETTER DER ABTEI KLOSTER ENGELTHAL
Januar 2021

Sehr geehrte Empfänger dieses Newsletters
liebe Freundinnen und Freunde von Kloster Engelthal,

„Innenansichten und die Kraft der Hoffnung“ -
Draußen tanzen in dichtem Treiben Schneeflocken vor meinem Zellenfenster und hüllen die Natur in noch größeres Schweigen als sie sich in diesen Tagen ohnehin erlauschen lässt. Die Zeit scheint fast still zu stehen. Der Blick auf die Klausurmauer mit den dahinterstehenden großen kahlen Bäumen und dem Wald wirken wie eine Grenze, durch die nur am Abend – falls keine Wolken den Himmel verdecken – sich das Licht der Abendsonne in vielen Strahlen ausbreitet. Ein Spaziergang draußen im Schneetreiben – schön wäre das jetzt.
Ich denke an die vielen Menschen in den Pflegeheimen, Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen und Gefängnissen. Sie leben derzeit in ihren eigenen „Zellen“, aus denen es aktuell kein oder kaum ein Verlassen gibt und auch in den meisten Fällen keine Besuche lieber Menschen möglich sind, die ihnen vertraute Nähe und Zuwendung schenken könnten. In den wenigsten Fällen haben sie die Möglichkeit, den Kontakt über die digitalen Medien zu nutzen. Oft bleibt nur – wenn überhaupt – der telefonische Kontakt…
Die „Stille“ ist groß, oftmals ist es eine „schreiende“. Und die Einsamkeit. Und das Sterben.
Ich denke an die „Helden des Alltags“, wie sie auch oft in den Medien genannt werden, die u.a. in diesen Einrichtungen ihren aufopferungsvollen Dienst tun. Die täglich auf den Intensivstationen um das Leben Vieler kämpfen. Die oft genug den Kampf verlieren und täglich an ihre Grenzen stoßen. Die kaum Zeit dazu haben, diese Erfahrungen zu verarbeiten. Die täglich ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen für die, die ihnen anvertraut sind.
Ich denke an die Alleinlebenden, die überforderten Familien, die Jugendlichen und jungen Menschen, deren Zukunftsperspektiven völlig unsicher geworden sind in Schule, Ausbildung, Studium und Beruf, an die Lehrer und Lehrenden, die Ausbilder in den Betrieben und nicht zuletzt an die Künstler.
Ich denke auch an die, welche jetzt um ihren Ausbildungs- oder Arbeitsplatz bangen, diejenigen, deren wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel steht und jene, die bereits alles verloren haben… die bereits „auf der Straße“ gelandet sind oder dabei sind, ihr Zuhause zu verlieren.
Der tägliche Kampf kennt keine Stille: auf den Intensiv- und Covid-Stationen, auf den Pflegestationen, in den Flüchtlingslagern, den Kriegs- und Krisengebieten, bei den Demonstrationen gegen Korruption, Gewalt und um Gerechtigkeit, und, und...
Auch das Sterben ist groß: weltweit und nah „vor unserer Haustür“. Immer mehr Menschen aus unseren Familien- oder Bekanntenkreisen sorgen sich wegen der Erkrankung eines oder einer Ihrer Lieben oder trauern derweil um den Verlust eines geliebten Menschen.
Da ist es mehr als an der Zeit, wieder einmal an das „Gedenken“ zu erinnern, wie es in der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr getan wurde: mit einem abendlichen Läuten, einer Kerze im Fenster.
Und in einer bundesweiten öffentlichen Gedenkfeier für die inzwischen über 50.000 im Zusammenhang mit der Pandemie Verstorbenen, wie es jetzt Bundespräsident Steinmeier getan hat.

„Menschlichkeit in Zeiten der Angst“ heißt ein jüngst erschienenes Buch der Münchner Foto-Journalistin Julia Leeb, die seit über zehn Jahren in den Kriegs- und Krisengebieten unserer Welt „zuhause“ ist und dabei mehr als einmal ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hat, um aus den „toten“ Winkeln unserer Welt Erde von Elend, aber vor allem von Menschlichkeit zu berichten. In ihrem Buch berichtet sie auch über Dr. Tom Catena, der in den abgeschotteten Nuba-Bergen im Sudan aktuell der einzige und letzte Arzt für ca. eine Million! Menschen ist und dessen Krankenhaus regelmäßig bombardiert wird… Sie fragt: Wo ist im Krieg Hoffnung für so viele Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind? Es ist die Menschlichkeit: Wer kocht? Wer lehrt? Wer heilt? … Es ist für sie die beste Aufgabe ihres Lebens. Solche Zeugnisse ermutigen. Auch uns Schwestern „hinter Klostermauern“.

Für uns ist die „beste Aufgabe unseres Lebens“ der Hoffnung einen Raum in dieser Welt zu geben:
in unserem Gebet, unserer Schriftlesung und unserer Arbeit, wo zu letzterer jetzt in diesen Monaten des Lockdown auch in besonderer Weise viele telefonische Seelsorgsgespräche, Briefe, Mails und unsere digitalen Angebote gehören.
Da wir mit einer Öffnung unseres Gästehauses nicht vor dem 8. März – und vor allem nur entsprechend der staatlichen Regelungen – rechnen dürfen, sind wir Ihnen zutiefst dankbar für die vielfältige Unterstützung und Hilfe, die wir in den vergangenen Wochen – besonders auch in der Weihnachtszeit – von Ihnen erfahren durften. Von Herzen Dank für so viele Zeichen der Verbundenheit!
Dankbar sind wir auch für die vergangenen sechs Jahre, in denen P. Notker Hiegl OSB als Spiritual bei uns gelebt hat. In der Feier eines Abschiedsabends am 6. Januar, dem Hochfest der Erscheinung des Herrn, würdigte Mutter Elisabeth seinen Dienst hier in Engelthal. Mit uns Schwestern sind auch viele Gäste und Kirchenbesucher dankbar für sein Wirken in dieser Zeit. Und sicher freuen sich auch die Mitbrüder und Menschen, die ihn kennen und schätzen, über seine Rückkehr, die er am 11. Januar zusammen mit Erzabt Tutilo Burger OSB und Br. Petrus Dischler OSB in sein Heimatkloster, der Erzabtei St. Martin in Beuron, antreten durfte.
Ebenso danken wir P. Wendelin Köster SJ, Frankfurt, der uns in der Woche vom Abend des 11. bis zum Morgen des 17. Januar durch unsere jährlichen Konventexerzitien begleitete. Er beschenkte uns mit anregenden Vorträgen zu den laufenden Lesungen der Tagesliturgie, Auszügen aus dem Hebräerbrief, und endete seine Exerzitienbegleitung in der sonntäglichen Predigt in einem einprägsamen Kerngedanken mit dem Hinweis auf unseren Professring: Er bündelt die „Fliehkräfte“, die immer wieder aus unserem Inneren hochsteigen und uns zu einem „Ausbrechen“ aus den lebensfreundlichen und befreienden Weisungen des Evangeliums und unserer Ordensregel treiben möchten.
P. Köster SJ wird auch zukünftig regelmäßig an einigen Sonntagen die Hl. Eucharistie mit uns feiern.
Diesen Dienst teilt er dann mit unserem Mitbruder P.Thaddäus Vos OSB aus der Abtei St. Josef, Gerleve, der seit dem 1. August als Pfarradministrator in der Pfarrei St. Andreas in Altenstadt tätig ist. P. Thaddäus feiert dankenswerter Weise nun auch an den meisten Wochentagen zusammen mit uns die Hl. Eucharistie.

Das alles sind erfahrbare Zeichen der Menschlichkeit und der Hoffnung.
… Deshalb diesmal ein Titelfoto, das eine mitten in der Nacht leuchtende Laterne im verschneiten Innenhof des Klosters zeigt.
Heute, am Sonntagmorgen, sangen wir – über die „Grenzen“ unserer für öffentliche Gottesdienste noch geschlossenen Klosterkirche und unserer Klausurmauer hinaus – als Schlusslied:
„Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht. Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht.
Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“  (GL 450)

In diesem Sinne grüßt Sie – in betender Verbundenheit und im Vertrauen auf Gottes Hoffnung und Leben schenkendes Wort – auch im Namen aller Engelthaler Schwestern

Ihre Sr. Caterina Görgen OSB

 
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