Ich hänge an der Nadel.
Ein Plädoyer für exzellente
Weine im Offenausschank.
Heute mache ich mal Produkte-PR. Ich empfehle Coravin, ein nicht eben billiges, aber ziemlich praktisches Wein-Utensil. Ein eher klobiges Ding, aber ein sehr zweckmässiges: Man durchbohrt mit einer dünnen Hohlnadel den Zapfen der Flasche, kann seinen Wein so glasweise geniessen. Der Rest bleibt in bester Qualität der Flasche. Tagelang, wochenlang, monatelang. Wobei: Letzteres würde ich dann doch nicht unterschreiben.
Ich mag Restaurants mit Nadel. Dass man Grosses auch glasweise trinken kann, ist eine gute Nachricht, und den entsprechenden Preis akzeptiere ich gerne. Im Casino Luzern («Olivo») kann ich zwischen Castello Luigi 2016, Château Pichon Longueville La Comtesse de Lalande 2009 und Sassicaia 2017 wählen. Bei Ueli Kellenberger im «Rössli» Bad Ragaz steht ein «Oenomat» gleich am Eingang und eröffnet unglaubliche Perspektiven: «Ganti» aus der Grossflasche (Pinot Noir 2014), Sauvignon blanc von Irene Grünenfelder, Completer von Roman Hermann, Chambolle-Musigny 2013 von Ghislaine Barthod.
Coravin-Technik gibt es auch für zu Hause. Kommt mir entgegen. Meine Frau mag Marathon lieber als Margaux, und ganze Flaschen allein wegputzen geht irgendwie auch nicht. Mit Coravin sind auch kleine Tastings möglich: Gestern rammte ich die dünne Nadel in einen Château Pichon-Longueville 1996 und in einen Château Léoville-Barton 1996. Es war ein schöner Abend. Home-Tasting im Shutdown.
Zurück zu Ueli Kellenberger: Er ist einer meiner Geheimtipps im Shutdown. Foodies mit Entzugserscheinungen beziehen bei ihm zu äusserst fairen Konditionen ein «Zimmer mit Halbpension» und lassen sich verwöhnen. Lesen Sie hier alles über Uelis Küche und Keller.
Urs Heller,
Chefredaktor GaultMillau Schweiz
|