05.02.2121

Guten Morgen

Mit dieser Kehrtwende hat wohl kaum noch jemand gerechnet: Basels Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger hat gestern seinen Entscheid zurückgenommen, die Übertragung der Schnitzelbängg auf Telebasel zu untersagen. Einen Tag zuvor hiess es noch, an dem Verbot sei nicht zu rütteln.

Aber am Ende knickte Engelberger ein vor dem lauten Protest, der aus allen politischen Richtungen und in Form einer Online-Petition kam. 
«Ich habe die Appelle der Bevölkerung gehört und sehe die starken Reaktionen. Ich fälle diesen Entscheid in Anerkennung der grossen Fasnachts-Tradition in Basel und bezeuge ihr damit Respekt», hiess es in einer Mitteilung seines Departements.

Ich frage mich doch, ob Engelberger diese Reaktionen nicht erwartet haben musste. Ich habe keine Ahnung von der Fasnacht und sogar ich hab begriffen, dass das hier in Basel eine ziemlich grosse Sache ist.

Das SRF-Regionaljournal hat den Gesundheitsdirektor interviewt und ihm genau die richtige Frage gestellt: Sind Sie eingeknickt vorm öffentlichen Druck? «Nein, ich habe realisiert, dass es kein Verständnis gibt für den Entscheid.» Hmm, das klingt immer noch nach Einknicken für mich.

Neben Telebasel wollen übrigens auch wir von Bajour Schnitzelbängg zur Fasnacht übertragen – mit einem ausgeklügelten Sicherheitskonzept. Probeaufnahmen sind schon im Kasten. Ob wir ebenfalls eine Ausnahmegenehmigung bekommen, steht noch nicht fest. «Wir sind im Austausch mit den Behörden und hoffen, dass wir auch grünes Licht bekommen. Denn eines ist klar: Bajour, dr Spitzbueb und viele andere Väärslibrinzler sind parat», teilt Bajour-Chefredaktorin Andrea dazu mit.

Um uns schon mal einzustimmen, hat uns dr Spitzbueb exklusiv ein paar Zeilen gedichtet:

Dr Ängelbäärger wird bitz gscheiter:
S Singverbott in Küübel gheit er;
und ziet vo döört, es isch zum Gruuse,
dr säggsefuffzigscht Impfblaan uusse!
Das war jetzt genug Fasnacht, kommen wir zu anderen News.

Wie der SRF gestern berichtet, hat der Pharmakonzern Roche bisher von der Corona-Pandemie profitiert. Roche habe im vergangenen Jahr 15.1 Milliarden Franken Gewinn gemacht, 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig sank allerdings der Umsatz um 5 Prozent auf 58.3 Milliarden Franken. Unterm Strich steht der Konzern gut da mit diesem Ergebnis und das hat er vor allem seiner Diagnostik-Sparte zu verdanken, also dem Bereich, zu dem auch die Corona-Tests gehören. 

Viel spannender als die Konzernzahlen ist deshalb die Nachricht, dass Roche einen neuen Schnelltest entwickelt hat (BaZ, Abo). Damit hat das Unternehmen bereits 15 Covid-Tests rausgehauen. Der neue ist aber deshalb interessant, weil ihn theoretisch jede*r zu Hause selbst machen kann, er relativ günstig sein (um die 5 Franken) und in der Schweiz schon Mitte Februar auf den Markt kommen soll. Allerdings soll der Test auch weniger genau sein als ein PCR-Test, weil die Probe aus dem vorderen Bereich der Nase genommen wird.

Im Moment ist noch offen, ob solche Heimtests wirklich korrekt durchgeführt werden können, wenn kein medizinisches Personal dabei ist. Roche verhandelt darüber noch mit dem Bundesamt für Gesundheit. Warten wir also ab, ob uns dieser Test in der Pandemie wirklich weiterbringt. Denkbar wäre wohl, dass er für schnelle Checks in Schulen, Altersheimen und Flughäfen eingesetzt wird.
 
Hier die aktuellen Corona-Zahlen:

Basel-Stadt und Baselland meldeten gestern jeweils 27 Neuinfektionen. In Basel-Stadt gab es einen neuen Todesfall im Zusammenhang mit dem Coronavirus, im Kanton Baselland keinen. Wichtig bleibt: weniger Menschen treffen, Abstand halten, Masken tragen, bei Symptomen sofort testen lassen und die Swisscovid-App nutzen

Wem gehört das Santihans?
Du hast vielleicht schon mitbekommen, dass wir am Mittwoch ein Crowdsourcing gestartet haben. Wir wollen herausfinden, wem die Stadt gehört. Dazu rufen wir gemeinsam mit unserer tollen Community die Besitzer*innen-Namen der Häuser und Wohnungen ab (keine Angst, einfache Immobilienbesitzer*innen werden wir nicht gegen ihren Willen nennen. Uns geht es um die grossen Fische).

Und es ist der Wahnsinn, die Daten kommen schneller zusammen, als wir von Bajour sie auswerten können! In nur zwei Tagen hat die Community Adressen von knapp 8000 Liegenschaften ins Webtool unseres IT-Zauberers Silvan Hahn eingetragen! Grosses Merci dafür! ❤️

Eine Blackbox konnte mit diesem krassen Einsatz schon mal geknackt werden: der Besitz der Zurich Versicherung. Dieser Player ist uns schon länger bekannt. Bajour dokumentiert seit einem halben Jahr Massenkündigungen in der Stadt. Die Recherche zeigte: Die Zurich Versicherung hat in Basel mehrere Hundert Basler*innen auf die Strasse gestellt, etwa im Gotthelf und im Gellert. Bei der ersten Auswertung sind aber noch zwei andere sehr grosse Investor*innen aufgefallen. Die Swiss Life und die Balintra AG. Mehr zu den ersten Ergebnissen liest du 👉👉👉 hier.

Die Kurz-News:
  • Bürger*innen unterstützen Roches Baupläne: Während es viel Protest gegen den Bau des dritten Roche-Turms gibt, setzen sich einige Bewohner*innen des Basler Wettsteinquartiers für die Baupläne des Konzerns ein. Nicht, weil sie den dritten Turm unbedingt wollen, sondern den Abriss der bestehenden Laborbauten – für einen besseren Blick auf den Rhein (BaZ).
     
  • Montessori-Kinderhaus sucht neue Heimat: Weil die evangelisch-reformierte Kirche den Oekolampad-Komplex am Allschwilerplatz verkauft hat und der Mietvertrag zu Ende Jahr endet, muss der Montessori-Kindergarten einen neuen (bezahlbaren) Standort finden. Bis im Sommer muss einer gefunden sein (bz, Abo).
     
  • Fasnacht-Schaufenster im Baselbiet: In Liestal werden rund 40 Schaufenster fasnächtlich geschmückt. Vom 15. bis 27. Februar werden die dekorierten Fenster online gezeigt, die drei Besten werden von der Stadt Liestal mit insgesamt 2000 Franken Prämie bedacht. Auch in Pratteln gibt es eine Aktion für geschmückte Fasnacht-Schaufenster um den Schmittiplatz, aber keinen Wettbewerb (BaZ).
     
  • Sieg für FC Basel: Das Team hat gestern 3:1 gegen Lausanne gewonnen. Zwei Tore schoss Arthur Cabral, einmal traf Eray Cömert (Die Einzelkritik gibt es bei der bz).
Ich möchte dir noch kurz das fünfte und letzte Video unserer Reihe «Jung. Und jetzt?» empfehlen. Heute beantwortet die grüne Grossrätin Raffaela Hanauer unter anderem die Frage, ob SUVs zwangsverschrottet werden sollten. Enjoy! Ich hoffe, du hast und hattest so viel Freude an den Kurz-Interviews wie ich. Grosses Lob an Kollege Faulhaber! 🙌
Unterhaltungstipp:
Am Sonntag feiert die Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht! 💪 Etwas schockierend, dass es erst 50 Jahre sind, aber vorher waren die Männer einfach nicht bereit für Emanzipation an der Wahlurne. Ein sehr informatives und lustiges Video zu dem Thema hat der Historiker und Science Slammer Benedikt Meyer erstellt. Besonders frustrierend finde ich die viiiiielen Anläufe, die es gebraucht hat. Aber sieh selbst!

Ich wünsche dir einen schönen Tag und ein fabelhaftes Wochenende! (Nicht vergessen, zwischendurch ein paar Adressen für Wem gehört Basel abzurufen ;) )

Herzliche Grüsse
Ina
Das Nützliche zum Schluss:
Zeit für eine neue Folge von Fragen gegen Corona! In der aktuellen Folge ist der Gemeindepräsident von Riehen, Hansjörg Wilde, zu Gast. Er berichtet von Herausforderungen und Veränderungen unter Corona. Mit einem Klick aufs Gif gelangst du zum Gespräch.

Du kennst es schon: In der Kurzinterview-Serie des Kantons Basel-Stadt beantworten Expert*innen Fragen der Bevölkerung. Im Sinne eine Partnerschaft gegen Corona sorgt Bajour für die Verbreitung. Als Politversuch mit bezahltem Inhalt im Basel Briefing.

Wenn Euch Fragen beschäftigen, könnt ihr sie einfach unter das Video auf der Facebook-Seite des Kantons kommentieren. Oder schickt eine E-Mail an fragengegencorona@gmail.com.
P.S.: Eigentlich endet das Briefing ja mit dem Nützlichen. Aber ich führe hier einfach mal ganz frech meine eigene Kategorie ein: Baseldytsch mit Ina!🇨🇭

Wie du vielleicht weisst, bin ich in Norddeutschland aufgewachsen und lebe erst seit Kurzem in Basel. Ich teile also nicht die Sprache der Einheimischen und sobald ich den Mund aufmache, oute ich mich als Zugewanderte. Da ich aber von Natur aus ehrgeizig und sprachbegeistert bin, besuche ich seit September einen Baseldytsch-Kurs. Und heute will ich dir drei meiner Lieblingswörter vorstellen. Naaa, kennsch?

1. Pfanneschmegger
2. Fuurzglogge
3. Fuurzdeiler


Okay, bisschen viel Furz, aber ich hab mir das ja nicht ausgedacht! 💨 Aadie!


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