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Mein Bauch, meine Entscheidung? 

Der Weltreporter-Newsletter im Februar

18. Februar 2021
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Editorial
 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

in den letzten 60 Jahren, so meldet Amnesty International, haben Regierungen in mehr als 30 Ländern Gesetze geändert, um Frauen einen legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch zu ermöglichen – mal mit mehr, mal mit weniger Einschränkungen und Auflagen. Jüngstes Beispiel: die Argentinierinnen. Mit der Verabschiedung einer Gesetzesvorlage am 30. Dezember 2020 errangen sie einen historischen Sieg, für den sie jahrzehntelang auf die Straße gegangen waren. Die selbstbewussten Spanierinnen – hier auf einem Foto während einer Weltfrauentags-Demonstration – haben sich dieses Recht bereits 2010 erkämpft und nicht mehr nehmen lassen. Ganz anders in Polen: Da gehen Frauen und auch Männer derzeit zu Zehntausenden auf die Straßen, um zu verhindern, dass ihr Land mitten in der Corona-Pandemie das restriktivste Abtreibungsgesetz in Europa bekommt.
 
Wie ist die Lage in Indonesien und Mexiko? Wie in afrikanischen Ländern? Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März ist unser Fokus-Thema dieses Mal Abtreibung – weltweit nach wie vor sowohl juristisch als auch moralisch umstritten. Für viele Frauen aber ein Grundrecht. Es einzuschränken, und daran lässt auch die UN-Frauenrechtskonvention keinen Zweifel, sei nichts anderes als Diskriminierung. 
 
Zuerst aber erfahren Sie – wie jedes Mal – Aktuelles, Amüsantes und Wissenswertes aus der Weltreporterwerkstatt: Wie es den Koalas in Australien nach der verheerenden Waldbrandsaison geht. Welche musikalischen Spuren deutsche Einwanderer in San Francisco hinterlassen haben. Und unsere serbische Weltreporterin Danja Antonovic verrät Ihnen, wo Bücher, die niemand mehr haben will, vor der Vernichtung gerettet werden.  
 
Veel leesplezier! 
 

Profilbild Kerstin Schweighöfer

 
 

Kerstin Schweighöfer

Weltreporterin in Den Haag

schweighoefer@weltreporter.net

 

 


WELTREPORTER AT WORK

Mit den Augen von Inana

Buchcover Vor sechs Jahren, als Birgit Svensson ihre erste Anthologie mit Kurzprosa und Gedichten zeitgenössischer irakischer Schriftstellerinnen herausbrachte, war es noch undenkbar: ein nackter Frauenkörper auf dem Cover. Doch inzwischen haben sich die Irakerinnen Freiräume erkämpft. Und deshalb prangt auf dem Cover der zweiten Anthologie ein Bildnis der nackten sumerischen Göttin Inana, nach der das Werk auch benannt ist. Als Herausgeberin fragte Svensson zuvor die Autorinnen um Zustimmung, und alle waren sich einig: So machen wir’s. Auch die arabische Version trägt dieses Titelbild. Nach dem Sturz von Saddam Hussein 2003 waren religiöse Eiferer auf dem Vormarsch: Frauen sollten sich vollständig verhüllen, nicht mehr Autofahren und nur noch in männlicher Begleitung auf die Straße gehen. Doch dagegen haben sich die Irakerinnen erfolgreich gewehrt. Zum Weltfrauentag am 8. März finden in Bagdad, Basra und Mosul Lesungen aus der Anthologie statt. 
 

Profilfoto Svensson

 


Birgit Svensson

Weltreporterin in Bagdad

svensson@weltreporter.net

 


Alles spanisch, oder was? 
 
Junge macht Hausaufgaben am Schreibtisch

Wenn Weltreporterin Julia Macher in Barcelona ihrem Sohn bei den Hausaufgaben hilft, spricht sie nicht spanisch, sondern katalanisch mit ihm: Im zweisprachigen Nordosten Spaniens ist die Regionalsprache die offizielle Unterrichtssprache. Ihre Schwiegermutter aus Teneriffa verdreht darüber die Augen. Denn für sie ist die Vehemenz, mit der in Katalonien die eigene Sprache verteidigt wird, Ausdruck von Wichtigtuerei. Spanien tut sich schwer mit seiner verfassungsrechtlich verbrieften Mehrsprachigkeit. Warum das so ist, erklärt Julia Macher in der Sendung Hintergrund im Deutschlandfunk.
 

Profilbild Julia Macher




Julia Macher

Weltreporterin in Barcelona

macher@weltreporter.net

 

Melting Pot der Klänge

Buchcover Wer an die amerikanische Musik denkt, dem fallen Blues, Rock, Pop, Hiphop und Country ein. Doch die USA sind ein Land der Einwanderer, die neben ihrer Arbeitskraft auch ihre Kultur, ihre Sprache und ihre Musik mit in die Neue Welt brachten und diese in den Melting Pot USA einfließen ließen. In seinem Feature über die Musik der Einwanderer aus dem deutschsprachigen Raum beleuchtet Arndt Peltner diesen Teil der amerikanischen Musiklandschaft. In mehreren Kurzbeiträgen geht es darin auch um die Geschichte deutscher Immigranten, die nach San Francisco und in die Bay Area kamen. Zwar sind dort heute kaum noch Spuren der Deutschen zu finden, doch lange Zeit waren sie präsent und enorm wichtig beim Aufbau der Weltmetropole am Golden Gate.
  

Profilfoto


Arndt Peltner

Weltreporter in San Francisco

peltner@weltreporter.net

 

 
Das Beste aus zwei Welten 

Kerstin mit Projektleiter Leuftink am Moderationstisch © CBT
Foto: @CBT
Die Abschlussveranstaltung eines ganz besonderen Euregio-Projekts durfte Kerstin Schweighöfer in Enschede moderieren: Mittelständische Unternehmen aus der deutsch-niederländischen Grenzregion boten Studierenden seit 2016 die Möglichkeit, bei ihnen ihre Abschlussarbeit zu schreiben und die Ergebnisse in einer Trainee-Phase umzusetzen – jungen Niederländer*innen auf deutscher und jungen Deutschen auf niederländischer Seite. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass talentierte Hochschulabsolventen aus der Grenzregion abwandern. Deshalb auch der Titel des Projekts: Cross Border Talent. Insgesamt 60 Studierende machten mit und erhielten – wegen Corona – ihre Zertifikate per Post und die Glückwünsche von Projektleiter Sascha Leuftink (Foto) nur virtuell.  
 

Profilbild Kerstin Schweighöfer

 
 

Kerstin Schweighöfer

Weltreporterin in Den Haag

schweighoefer@weltreporter.net

 

 
Ein Jahr nach dem Schwarzen Sommer

Julica Jungehülsing fotografiert Koalabärin

Im Koala-Hospital im australischen Port Macquarie durfte Julica Jungehülsing ausnahmsweise eine Patientin in ihrem Gehege besuchen: Lemon Myrtle, eines der älteren Koalaweibchen, wird dauerhaft dort gepflegt. Viele Tiere, die die Einrichtung nach den verheerenden Waldbränden des Black Summers aufnahm und die überlebten, konnten in die freie Wildbahn entlassen werden. Wie viele Koalas auf dem Kontinent leben, ist übrigens keine sichere Größe. Das erfuhr die Weltreporterin während monatelangen Recherchen zu den Folgen der Waldbrandsaison. Ein Jahr ist seither vergangen: Wie geht es der Natur heute? Was sagen die Expertinnen und Experten über die Folgen für die Biodiversität? Hat sich die Einstellung der Australier zu Klimawandel und fossilen Brennstoffen geändert? Antworten auf diese Fragen gibt es in ihrer Reportage “Australiens Schwarzer Sommer bedroht 800 Tier- und Pflanzenarten in ihrer Existenz” auf der Wissenschaftsplattform riffreporter.de.
 

Profilbild

 


Julica Jungehülsing

Weltreporterin in Australien

jungehuelsing@weltreporter.net


 
Rettung von Büchern, die niemand mehr will  

Buchmuseum

Während die staatlichen Museen wegen Corona auch in Serbien geschlossen sind, boomen die privaten. Bestes Beispiel: das Buchmuseum in Belgrad, in dem sich Weltreporterin Danja Antonovic umgeschaut hat. Über eine Million Werke in allen Sprachen haben dort ihr Zuhause gefunden. Gegründet wurde das Institut 1882 von den Vorfahren des jetzigen Museumsdirektors Viktor Lazic (35). Bibliotheken bekannter Persönlichkeiten werden hier beherbergt, darunter 15.000 Bücher von Peter Urban. Niemand sonst hatte Interesse, die Bibliothek des Tschechow-Übersetzers zu übernehmen. Geschenkte Bücher kamen auch aus Hamburg, Wien, Russland und aus arabischen Staaten. Das private Museum ist schon jetzt das größte zwischen Wien und Istanbul. Und: Bücher, die nicht ins Museum kommen, werden an Schulen, Asylheime oder Gefängnisbibliotheken verschenkt. 
 


Danja Antonovic

Weltreporterin in Belgrad

antonovic@weltreporter.net

 

Krankt der Auslandsjournalismus an Corona?

Impfstoffmangel, Virusmutationen und Lockdownregeln füllen die Zeitungsseiten. Bleibt da noch Platz für das, was im Ausland passiert – wenn es nichts mit der Pandemie zu tun hat? Eine der Fragen, über die unser Genfer Weltreporter Marc Engelhardt am 20. Februar beim Journalistentag des DJV Nordrhein-Westfalen mitdiskutiert. Wegen der Pandemieregeln nicht wie geplant live in Dortmund, sondern live im Netz. Dabei geht es auch um vieles, woran der Auslandsjournalismus schon vor Covid-19 krankte: schwindende Ressourcen, ausgedünnte Redaktionen, ein Fokus auf (zu) wenige Länder. Was tun? Auch darüber wird die von Andrea Hansen moderierte Runde diskutieren. Termin: Samstag, 20. Februar - 13-13:45 Uhr; hier geht es zum Programm. Übrigens: Zum gleichen Thema haben Weltreporter aus Shanghai, Kabul, Kairo, Nairobi und Genf erst kürzlich eine Live-Sendung gemacht – „Welt ohne Reporter*innen“ finden Sie hier
 


Marc Engelhardt

Weltreporter in Genf

engelhardt@weltreporter.net


 

Fragen? Anregungen? Schreiben Sie uns!


FOKUS-THEMA: Abtreibung

Mein Bauch, meine 
Entscheidung 



Argentinien: Sieg der Frauenbewegung 

Demo in Argentinien

Zu Zehntausenden demonstrierten die Frauen in Argentinien jahrelang und forderten das Recht auf legale Abtreibung. Bis die Politik dem Druck von der Straße endlich nachgab: Am 30. Dezember 2020 beschloss der Senat, eine Gesetzesvorlage der Regierung anzunehmen. Es war ein Wahlversprechen von Präsident Alberto Fernández. Das neue Gesetz hat neben der Legalisierung der Abtreibung bis zur 14. Schwangerschaftswoche zwei weitere Pfeiler: Eine bessere Sexualerziehung an Schulen, um ungewollten Schwangerschaften vorzubeugen. Und: Junge Mütter aus prekären Verhältnissen sollen drei Jahre lang Unterstützung erhalten, damit keine Frau mehr aus finanziellen Gründen abtreibt. Die Umsetzung der Regelungen stößt allerdings auf Widerstand. Abtreibungsgegner aus der Opposition wollen versuchen, das Gesetz zu kippen. Um Abtreibungen geht es auch in der ARTE-Reportage "Frauen gegen Männer-Gewalt" und hier zum SRF-Beitrag "Argentinien sieht grün und blau". 
 
Profilfoto

 


Karen Naundorf

Weltreporterin in Buenos Aires

naundorf@weltreporter.net


Polen: Abbruch so gut wie unmöglich

Demo in Warschau 

In Polen gehen die Frauen und auch Männer wieder auf die Straße, um zu verhindern, dass ihr Land mitten in der Corona-Pandemie das restriktivste Abtreibungsgesetz in Europa bekommt. Auslöser war die Publikation eines entsprechenden Verfassungsgerichtsurteils im Amtsblatt. Das von der national-katholischen Kaczynski-Partei PiS dominierte, nur noch pro forma unabhängige Gericht hatte im Oktober 2020 die bisher noch möglichen Abtreibungen bei «schwerer Schädigung des Fötus» für illegal erklärt. Zugelassen sind weiterhin Abtreibungen nach Vergewaltigung oder Inzest, sowie “bei Gefährdung des Lebens oder Gesundheit der Mutter”. 2019 waren nur 26 von rund 1.100 Abtreibungen (bei einer Bevölkerung von 38 Millionen) aus diesen Gründen erlaubt worden. Profitieren von diesem praktisch vollständigen Abtreibungsverbot werden die Abtreibungskliniken in Tschechien und Deutschland. 
  
Profilfoto

 

Paul Flückiger 

Weltreporter in Warschau

paul@weltreporter.net


 
 
Mexiko: Legalisierung per Referendum? 

Demo in Mexiko

Geht es nach dem mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, werden Mexikos Frauen bald in einem Referendum darüber abstimmen, ob Abtreibung entkriminalisiert werden soll oder nicht. Dabei hat sich der religiös inspirierte Staatschef nie dafür eingesetzt, dass Schwangerschaftsabbrüche uneingeschränkt erlaubt werden. Die Frauenbewegung hat das Thema in dem von Machismus und Feminiziden geprägten Land auf die politische Agenda gesetzt. In den meisten Regionen sind Abtreibungen bislang nur nach einer Vergewaltigung oder bei Gefahr für die werdende Mutter erlaubt. Doch 2019 setzten Feministinnen ein Zeichen: Sie konnten in dem ländlichen Bundesstaat Oaxaca durchsetzen, dass Abbrüche bis zur zwölften Woche bedingungslos straffrei bleiben. Von dem Referendum halten die meisten Frauen jedoch wenig. Für sie ist Abtreibung ein Grundrecht – und Grundrechte stelle man nicht zur Abstimmung. 

Profilbild Wolf-Dieter Vogel

 


Wolf-Dieter Vogel

Weltreporter in Oaxaca de Juárez

vogel@weltreporter.net


 
Lebensgefährlich: illegale Schwangerschaftsabbrüche in Indonesien

Holzschnitt„Mein Körper ist meine Sache!“ fordern die Frauen auf diesem Holzschnitt von Künstlerin Fitriani Dwi Kurniasih aus Yogyakarta. Doch davon sind die indonesischen Frauen weit entfernt: Auf Schwangerschaftsabbruch stehen bis zu zehn Jahre Haft. Ungewollt Schwangere sind auf lebensgefährliche Mittel von zweifelhafter Wirksamkeit wie junge Ananas, Zimtstangen oder auch Paracetamol in Sodawasser angewiesen. In dem mehrheitlich muslimischen Land sind legale Abtreibungen nur möglich, wenn die Frau vergewaltigt wurde oder ihre Gesundheit auf dem Spiel steht. Zudem muss der Ehemann zustimmen. Doch selbst diese Ausnahmen könnten bald verboten sein: Seit zwei Jahren wird über den Entwurf eines neuen Strafgesetzbuches gestritten, nach dem jede Information über Abtreibung strafbar wäre. Zudem würde jede sexuelle Beziehung außerhalb der Ehe verboten. Eine vergewaltigte Frau könnte demnach strafrechtlich verfolgt werden und dürfte nicht abtreiben. Zehntausende junge Indonesier sind dagegen auf die Straße gegangen, die Abstimmung wurde immer wieder verschoben. Nun sollen die umstrittenen Paragraphen ausgekoppelt werden, damit das Strafgesetzbuch endlich erneuert werden kann: Das alte stammt noch aus der holländischen Kolonialzeit. 

Profilbild



Christina Schott

Weltreporterin in Yogyakarta

schott@weltreporter.net


 
Spanien: Recht auf Abtreibung – mit 16?
 
Demo in Spanien

In Spanien können Frauen seit 2010 bis zur 14. Schwangerschaftswoche ohne Angabe von Gründen straffrei abtreiben – eine Errungenschaft der starken spanischen Frauenbewegung, die jung, frech und (laut)stark um das Recht am eigenen Körper kämpft (siehe Foto). Das Gesetz war einer der Eckpfeiler des sozialdemokratischen Modernisierungsprogramms des Ministerpräsidenten José-Luis Rodríguez Zapatero. Dessen konservativer Nachfolger Mariano Rajoy versuchte zwar, es wieder zu kippen, war aber lediglich in einem Teilaspekt erfolgreich – und auch das nur vorübergehend: Er sorgte dafür, dass 17Jährige für den Gang in die Klinik eine elterliche Erlaubnis brauchen. Aber schon im März wird die aktuelle Linkskoalition  diese Regelung wieder abschaffen. Proteste dagegen gibt es kaum, allen Klischees vom „traditionell katholischen Spanien“ zum Trotz. 

Profilbild Julia Macher




Julia Macher

Weltreporterin in Barcelona

macher@weltreporter.net
 


 
Nordirland: Britisches Parlament hilft Provinzregierung auf die Sprünge

Graffitti in Irland: "Abortion rights now!"

Foto: ©Rossographer

Bis 2019 war Nordirland der einzige Teil der britischen Inseln, in dem Abtreibung nach wie vor verboten war – selbst in der erzkatholischen Republik Irland war Frauen dieses Recht bereits 2018 eingeräumt worden. Es brauchte eine Regierungskrise, um auch den nordirischen Frauen den Weg zu ebnen: Weil in Belfast seit Jahren keine funktionierende Regional-Regierung saß, nutzte das britische Parlament in London die Gelegenheit, um den Schwangerschaftsabbruch in der Provinz zu legalisieren. Aber mit der Umsetzung hapert es seither: Noch immer fehlt es an zugänglichen Orten, wo Frauen sicher abtreiben können. Das hat auch die nordirische Menschenrechtskommission kritisiert und im Januar beim High Court in London eine entsprechende Klage gegen die britische Regierung eingereicht. 
 

 

Peter Stäuber

Weltreporter in London

staeuber@weltreporter.net


 
Niederlande: auf Reformkurs
 

Zeitungsausschnitte

In den Niederlanden wird darüber diskutiert, ob die Abtreibungspille auch von Hausärzten verschrieben werden darf. Bislang dürfen das nur die Ärzte der 15 Abortus-Kliniken des Landes in den ersten neun Wochen der Schwangerschaft tun.  Außerdem wird der Ruf immer lauter, die Altersgrenze für einen Schwangerschaftsabbruch zu senken. Bislang ist er – und das ist eine Ausnahme in Europa – bis zur 24. Woche zulässig. Das kommt daher, dass die Niederlande Abtreibung bereits 1984 als eins der ersten Länder in Europa legalisierten. Ausschlaggebend für die Festlegung der 24-Wochen-Grenze war damals die Überlebensfähigkeit des Fötus außerhalb des Mutterleibes. Inzwischen ist er ja dank moderner Medizin-Technik bereits viel früher überlebensfähig. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in den Niederlanden gehört – so wie die Rate der Teenagerschwangerschaften – zu den niedrigsten weltweit. Weil die pragmatischen und tabulosen Niederländer sehr viel Wert auf Aufklärung und Verhütung legen. 

Profilbild Kerstin Schweighöfer

 
 

Kerstin Schweighöfer

Weltreporterin in Den Haag

schweighoefer@weltreporter.net


 
Wie Trump unsichere Abtreibungen förderte 




Die vielleicht schärfsten Abtreibungsgegner*innen befinden sich in den USA, nämlich unter den christlichen Rechten. Von denen ließ sich Trump beeinflussen, als er Anfang 2017 die sogenannte „Mexico City Policy“ wieder einsetzte. Sie legt fest, dass Organisationen, die Familienberatung oder Abtreibungen anbieten, nicht mehr finanziert werden. Das hatte Auswirkungen auf die Entwicklungspolitik in afrikanischen Ländern, da Gelder für die staatliche Entwicklungsorganisation US-AID gekürzt, entsprechende Projekte eingestellt und Gesundheitszentren geschlossen werden mussten. Denn US-AID ist gerade im Gesundheitsbereich einer der wichtigsten Geber. Die Folge dieser Politik: weniger Verhütung, mehr ungewollte Schwangerschaften, mehr unsichere Abtreibungen. Der neue US-Präsident Joe Biden hat diese Politik am ersten Tag im Amt wieder ausgesetzt. Aber es wird lange dauern, bis die Angebote wieder aufgebaut sind, die in den vergangenen Jahren geschlossen wurden. Für den SWR und den Deutschlandfunk hat sich Weltreporter Arndt Peltner mit den Hintergründen in den USA beschäftigt, Weltreporterin Bettina Rühl hat die Folgen in Afrika beschrieben. 
 


Bettina Rühl

Weltreporterin in Nairobi

ruehl@weltreporter.net

 

Profilfoto


Arndt Peltner

Weltreporter in San Francisco

peltner@weltreporter.net

 

 

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