10.02.21

Guten Morgen

Wir sind einen Schritt weiter mit unserem Crowdsourcing-Projekt «Wem gehört Basel». Nicht nur hat unsere Community schon mehr als 14'000 Häuser geknackt. Wir haben auch schon mehr über den Wohnungsmarkt im St. Johann herausfinden und eine Karte (!) mit Eigentümer*innenkategorien erstellen können. Wenn du dich vielleicht noch fragst, warum wir den ganzen Aufwand überhaupt betreiben und dafür auch noch um Hilfe aus der Community bitten, möchte ich es dir gern erklären.

Bei unserer Auswertung haben wir zum Beispiel herausgefunden, dass Immobilienriesen wie Swiss Life, die Zurich und mehrere Pensionskassen im Santihans weniger Interesse an der Achse Elsässerstrasse-Voltastrasse, sondern am Luzernerring haben. Da stehen simple, graue Mehrfamilienhäuser, keine luxuriösen Neubauten. Wieso ist genau diese Strasse also so interessant für Renditeinvestor*innen? Auf diese Frage wären wir ohne die Daten, ohne die Hilfe der Community, nie gekommen. Das Crowdsourcing ist also unser Werkzeug, um die Strategien der Immobilienfirmen zu hinterfragen – und vielleicht sogar Massenkündigungen vorauszusehen. Den Artikel dazu liest du 👉👉👉 hier.
Notschlafstelle für Bettler*innen
Vergangene Woche nahmen noch wenige Bettler*innen das Angebot des Kantons an, in der Notschlafstelle zu übernachten. Das hat sich laut SRF-Regionaljournal jetzt geändert: Alle 75 Plätze seien vorletzte Nacht ausgebucht gewesen. Ruedi Illes, Leiter des Basler Amts für Sozialhilfe, kann nicht genau sagen, woran das liegt. Die Möglichkeit zum Übernachten habe sich vermutlich herumgesprochen. Die Bettler*innen hätten auch keine Probleme damit, ihre Personalien anzugeben (das ist für manche eine Hürde) und seien dankbar für das warme Bett. Beim Blick aufs Thermometer (minus 4 Grad! 🥶) finde ich das nicht besonders überraschend.

Das Regionaljournal geht in seinem Beitrag auch der Frage nach, ob die Bettler*innen in der Notschlafstelle schon zuvor in Basel waren. Es sei möglich, dass Personen, die sich sonst im Elsass aufhalten, neu hergekommen sind, aber das seien nur Vermutungen, sagt Illes. Noch weniger überraschend, als dass sich Menschen bei Minusgraden einen warmen Unterschlupf suchen, fällt die Reaktion der SVP aus. Sie fordert, den Bettler*innen nicht länger einen Platz in der Notschlafstelle anzubieten. Grossrat Joël Thüring meint, Basel würde durch das neue Angebot von Bettler*innen «überrollt». Es sei offensichtlich, dass «externe Bettler» nach Basel gekommen seien, um hier gratis zu schlafen. Bitte was?

SP-Grossrat Pascal Pfister hält dagegen. Man müsse die Lage nicht dramatisieren, es gehe ja nur um etwa 75 Personen. Bei dem jetzigen Wetter sei es gut, dass das Angebot genutzt wird. Auch Illes sieht kein Problem oder Handlungsbedarf: Basel sei zur Nothilfe verpflichtet. 
Ich springe zum nächsten Thema und in ein anderes Ressort: Kultur. Ich habe mich heute sehr gefreut, in der BaZ (Abo) ein Interview mit der Opernsängerin Regula Mühlemann zu lesen. Es geht um #metoo im Theater-Business. Mühlemann macht klar, dass auch sie schon aufdringliche Dirigenten erlebt habe. Einer sei in ihre Garderobe geplatzt, als sie sich gerade umzog. Ein Versehen? Es passierte nochmal. Namen nennt die Sopranistin nicht. Aus ihrer Sicht verändere sich aber bereits etwas in der Kultur, wer übergriffig ist, bewege sich auf dünnem Eis. Schön, dass dieses Thema Platz gefunden hat. Noch schöner wäre es, wenn es gar kein Thema mehr sein müsste.
Ich habe drei Corona-Kurznews für dich:
  • In der Schweiz ist erstmals die brasilianische Variante des Corona-Virus festgestellt worden. Es ist noch nicht geklärt, wie die Virusmutation ins Land gekommen ist.
  • Im Baselbiet wehren sich mehrere Eltern gegen die Maskenpflicht an Primarschulen, berichtet die BaZ. 20 Familien hätten Beschwerde gegen die Verfügung der Regierung eingereicht.
  • Die Airline Easyjet besteht bei Flügen in die Schweiz auf einen negativen Covid-Test. Dieser muss bereits am Flughafen bei der Abreise vorliegen, schreibt die BaZ.
Hier die aktuellen Corona-Zahlen:

Basel-Stadt meldete gestern 19 neue Corona-Infektionen und einen Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus. In Baselland meldeten die Behörden gestern 49 Neuansteckungen. Wichtig bleibt: weniger Menschen treffen, Abstand halten, Masken tragen, bei Symptomen sofort testen lassen und die Swisscovid-App nutzen


Die Kurz-News:
  • Rangerdienst bei Dreirosenanlage: Obwohl sich die Situation 2020 auf der Dreirosenanlage mit Hilfe des Rangerdienstes beruhigt hat, werde die Situation von einer Mehrheit der Befragten nicht als so gut eingestuft, dass im kommenden Jahr ein Normalbetrieb möglich sein würde, teilt der Regierungsrat mit. Deshalb werde empfohlen, das Pilotprojekt für ein weiteres Jahr fortzuführen. 
     
  • Rialto schliesst für zwei Jahre: Der Rialto-Gebäudekomplex bekommt eine Totalsanierung. Dafür will Basel-Stadt 43,7 Millionen Franken investieren, berichtet die BaZ.
     
  • Die Kaserne verliert Musikverantwortlichen: Sandro Bernasconi verlässt nach zwölf Jahren aus persönlichen Gründen die Kaserne. Jetzt sucht der Betrieb zum 1. August 2021 eine*n neue*n Leiter*in für den Bereich Musik, schreibt die bz.
     
  • Mindestlohn im Baselbiet? In Basel-Stadt wird schon bald über einen Mindestlohn abgestimmt. In Baselland könnte es auch bald dazu kommen. Die SP-Fraktion möchte einen entsprechenden Vorstoss einreichen und denkt an einen Mindestlohn von 21 Franken, berichtet die bz (noch nicht online).
     
  • Nachhaltigkeitsstrategie vom Bund: Basel geht die Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes zu wenig weit. Im Regierungsrat-Bulletin heisst es mit Blick auf die Ziele: «Hier ist aus Sicht des Regierungsrates dringend eine Überarbeitung und Schärfung angebracht.»
Der 14. Februar ist für viele Kosovar*innen ein wichtiger Tag. Nicht, weil dann Valentinstag ist, sondern Wahlen. Ohne meine Kollegin Adelina hätte ich davon vermutlich gar nichts mitbekommen. Deswegen möchte ich dir ihr sehr lesenswertes Stück (entstanden in Kooperation mit der Republik) über zwei Studenten empfehlen, die mit einer Website dafür gesorgt haben, dass sich so viele Kosovar*innen in der Diaspora für die Wahlen registriert haben wie nie zuvor. In Kosovo kommt dieses Engagement allerdings nicht gut an. Aber lies selbst.
Unterhaltungstipp:
Magst du Gruselgeschichten? Dann ist vielleicht das Live-Hörspiel «Auf dem Sofa mit Viktor Frankenstein» etwas für dich. Am Samstag um 18 und 21 Uhr kannst du Dr. Frankenstein live von seinem Monster erzählen hören und abtauchen in eine andere Welt – mal ohne Screen vor der Nase. Ich höre ehrlich gesagt eher selten Hörspiele. Aber meine Sehnsucht nach Theater und Kino sagt mir, dass es vielleicht mal einen Versuch wert ist.

Ich wünsche dir einen schönen Mittwoch!

Herzliche Grüsse
Ina
Das Nützliche zum Schluss:
Wenn du Lieblingsgeschäfte hast, dann solltest du sie gerade jetzt unterstützen. Sonst überleben sie die Pandemie vielleicht nicht. Und viele Lädeli in Basel bieten Click and Collect an: Du bestellst etwas online und holst es dann beim Geschäft ab. Ich habe zum Beispiel schon ein paar Mal was bei meinem (von Frauen geführten) Lieblingsbuchladen um die Ecke bestellt.
Brauche ich noch ein Buch? Nein. Brauche ich kleine gemütliche Läden, in die ich gerne gehe und in denen schmökern ausdrücklich erlaubt ist? Ja!
P.S.: Herzlich willkommen zur zweiten Folge von (Tusch!) Baseldytsch mit Ina!🇨🇭

Wie du vielleicht weisst, lerne ich momentan die Sprache der Einheimischen. Letzte Woche habe ich dir drei meiner Lieblingswörter vorgestellt Pfanneschmegger (ungebetener Gast), Fuurzglogge (Nachthemd) und Fuurzdeiler (Frack).

Heute darfst du deine Baseldytsch-Skills unter Beweis stellen! Klick dazu einfach auf die Antwort, die deiner Meinung nach richtig ist:

Was ist mit dem Wort «Rossbollemississippi» gemeint?

1. Ein typisch baslerisches Gericht
2. Der Rhein
3. Eine Fahrt mit der Fähri

Aadie!


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