BROCKEN ZUM THEMA
"Mit kraftvoller Zartheit bewegte sich meine an Schreibmaschinen denkende, kaffeehausbesucheinbetrachtziehende Ichheit, die ihr Ich eigentlich gar nicht mehr empfand, unter dem Dach einer alten Brücke. Der Fluß lag unter dem eigentümlichen Bauwerk still wie eine lieber nicht erwähnt sein wollende Vergleichung, von der ich gewillt bin zu glauben, sie könnte meinem Prosastück eher schädlich als nützlich sein. [...] Goldgelbe Kaffees begannen sich in meinem Denkvermögen geltend zu machen, mein Gang war gedankengesättigt, was diejenigen am besten verstehen werden, denen das unverständlich ist. [...] Es würde nicht auf Wahrheit beruhen, wenn ich nachdenklich gewesen zu sein vorgeben wollte. Mir hatte vor einigen Jahren ein namhafter Kollege anläßlich eines Besuches gesagt, er bediene sich beim Schriftstellern der Schreibmaschine, und eine Zeitlang zog ich diesen Umstand in Frage, d.h. ich fragte mich zeitweise, ob nicht auch mir der Schreibmaschinengebrauch dienlich wäre, eine Bedenklichkeit, die sich jedoch nach und nach total verflüchtigte. Ich vertraue dem Leser dieser Zeilen an, daß ich hier ganz ungeschickt schreibe, falls er’s bis dahin womöglich noch nicht gemerkt hat, und daß ich über die Ungefügigkeiten entzückt bin [...]. Ich habe mich im Leben auf’s Vielfachste auf meine beiden Hände gestützt, von denen ich der Meinung sein kann, ich hätte sie stets sehr gut behandelt und sie seien mit der Zeit zu etwas Kultiviertem geworden. In zweiter Hinsicht überwand ich jene Schreibmaschinenbedenklichkeit dadurch, daß ich der Handschriftidee, dem Fingerprinzip treu blieb. Ist nun dies nicht wieder außerordentlich ungeschickt ausgedrückt?"
Zitat von Robert Walser (1878 - 1956) aus der Edition "Aus dem Bleistiftgebiet", hg. von Bernhard Echte und Werner Morlang, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1985-2000.
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