26.02.21

Guten Morgen

Hast du schon mal in einem anderen Land gelebt? So für länger? Ich bin 2020 in die Schweiz ausgewandert, mitten in der Pandemie. Das war nie mein Plan. Aber genau so ist es gekommen. Schlechtes Timing. Eine Zeit lang im vergangenen Frühjahr hatte ich keine Chance, aus Deutschland einzureisen. Dabei wollte ich eigentlich Wohnungen besichtigen und die Stadt noch etwas besser kennenlernen. Nichts da. Bevor ich nach Basel gezügelt bin, war ich nur ein einziges Mal da. 

Wie es mir seitdem ergangen ist und wie es so ist, als Deutsche in Basel zu leben, habe ich jetzt aufgeschrieben – nach 200 Tagen am Rheinknie: bajour.ch/ankommen

Neues Spital auf dem Bruderholz
Das Kantonsspital Baselland (KSBL) plant zusammen mit der privaten Hirslande-Klinik ein neues Operationszentrum auf dem Bruderholz. Schwerpunkt des neuen Spitals sollen ambulante Eingriffe sein (also Operationen, nach denen die Patient*innen direkt nach Hause gehen können), heisst es in einer gemeinsamen Medienmitteilung

Da das KSBL öffentlich und die Hirslande-Gruppe privat ist, handelt sich bei dieser Allianz um eine PPP: Public Private Partnership. Den passenden Kooperationsvertrag dazu hatten die beiden Kliniken schon Ende 2019 unterschrieben, seitdem hörte man aber nichts weiter. Branchenkenner hätten die Kooperation deshalb bereits für tot erklärt, schreibt die BaZ, die Ankündigung über das neue Spital kommt also etwas überraschend. Dass das KSBL seinen Standort auf dem Bruderholz umgestalten will, sei aber schon länger bekannt, schreibt die Zeitung.

Bei dem ambulanten Operationszentrum gehe es vor allem um Effizienz und damit am Ende auch um Kosteneinsparungen, sagt KSBL-Chef Norbert Schnitzler dem SRF-Regionaljournal. «Zur optimalen Auslastung der Kapazitäten wird das Angebotsspektrum nebst der Orthopädie auch für andere chirurgische Disziplinen geöffnet», heisst es in der Medienmitteilung. Damit ist klar: Das neue Spital wird ein grosser Konkurrent für das Unispital in Basel-Stadt sein.

Das sorgt für Kritik aus dem Stadtkanton. SP-Grossrätin Sarah Wyss sagt dem Regionaljournal, es gäbe schon heute Überkapazitäten bei den Spitälern in der Nordwestschweiz. Deshalb drohe eine Überversorgung und das Durchführen von unnötigen Eingriffen. Sie befürchtet, dass das neue Spital in Baselland der Stadt viele Operationen wegnehmen könnte.
Drogenchecking in Basel 
Das stationäre Drug-Checking in der Stadt zieht nach knapp anderthalb Jahren positive Bilanz, teilt der Kanton mit. Seit Projektstart im Juli 2019 hätten 279 Basler*innen das Angebot genutzt (davon waren 224 Männer). Es soll dazu beitragen, die Konsument*innen vor einer Überdosierung oder Nebenwirkungen von Streckmitteln zu schützen.

Am häufigsten seien Kokain-Proben abgegeben worden, gefolgt von MDMA, LSD, Amphetaminen und Cannabis. Etwa in jeder sechsten Probe seien Verunreinigungen gefunden worden, teilt der Kanton mit. Seit Anfang 2020 seien vermehrt Cannabisprodukte im Umlauf, die synthetisch behandelt wurden. 

Das Drug Checking ist jeden zweiten Montag von 18 bis 20 Uhr bei der Stiftung Suchthilfe Region Basel an der Mülhauserstrasse 111 geöffnet. 
Ich habe noch ein paar Corona-Kurznews für dich:
  • Härtefallregelung: Nach dem Entscheid des Bundesrats zu teilweisen Lockerungen verlängert der Kanton Baselland seine Härtefallregelung. Neu gilt sie bis Ende März 2021. Bei noch immer geschlossenen Betrieben, die bereits Härtefallentschädigungen erhalten haben, erfolgten automatische Nachzahlungen, schreibt die bz.
  • Impfen in Arztpraxen: Basel-Stadt will Corona-Impfungen ab Mai auch in Apotheken und Arztpraxen ermöglichen. Die Hausärzt*innen kritisieren allerdings, dass sie dafür zu wenig Geld vom Bund bekommen: 24.50 Franken sind pro Impfung vorgesehen, ab Juni noch 16.50. Das sei ein Verlustgeschäft heisst es vom Verband der Hausärzt*innen beider Basel, berichtet die BaZ (noch nicht online). 
  • Johnson & Johnson Impfstoff: Schon im März soll der Impfstoff des US-Unternehmens Johnson & Johnson in der Schweiz zugelassen werden. Von ihm soll nur eine Dosis ausreichend für einen Impfschutz ausreichend sein. Bisher hat der Bund aber noch keine Dosen bestellt, das BAG verhandele noch mit der Firma, schreibt die BaZ.
  • Einen Überblick, welche Corona-Massnahmen ab 1. März genau gelten, haben die Kolleg*innen von Primenews und bz (noch nicht online) zusammengestellt.
Und noch die aktuellen Corona-Zahlen:

Basel-Stadt hat gestern 17 neue Corona-Infektionen und einen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. In Baselland meldeten die Behörden gestern 27 Neuansteckungen. Wichtig bleibt: wenige Menschen treffen, Abstand halten, Masken tragen, bei Symptomen sofort testen lassen und die Swisscovid-App nutzen

Wem gehört die Stadt?

Jede 10. Liegenschaft im St.Johann besteht aus Stockwerkeigentum. Das wissen wir dank den Daten von «Wem gehört Basel?». Liegenschaftsbesitzer*innen machen damit gute Geschäfte: Der Platz in der Stadt ist knapp und die Preise der Eigentumswohnungen sind dementsprechend hoch. Liegt der Schlüssel zur Gentrifizierung in den vielen Eigentumswohnungen versteckt? Meine Bajour-Kollegin Romina hat den Wohnmarkt-Experte Robert Weinert gefragt. Rausgekommen ist ein spannendes Interview. Es geht zum Beispiel darum, dass Mieter*innen Ersatzneubauten durch Massenkündigungen konkret zu spüren bekommen, weil sich längst nicht alle die Wohnung danach noch leisten können. Experte Weinert erklärt aber auch, wie schwer es ist, die genaue Ursache für Gentrifizierung zu identifizieren.

Das ganze Interview liest du hier: bajour.ch/gentrifizierung🏠


Die Kurz-News:
  • Zu viel Abfall für neue Kübel: Die Stadtreinigung von Basel-Stadt will die neuen Solar-Pressabfallkübel häufiger leeren. Am vergangenen Wochenende sei so viel Abfall zusammengekommen, dass die eigentlich grösseren Kübel schnell überfüllt waren, berichtet die BaZ.
     
  • Zolli wird günstiger wieder: Ab Montag darf der Zoo Basel wieder öffnen. Da die Tierhäuser geschlossen bleiben müssen, erhalten Besucher*innen auf alle Tagestickets 30 Prozent Rabatt. Abonnenten haben die Möglichkeit, ihr Zolli-Abo um 71 Tage zu verlängern, teilt der Zoo mit.
     
  • Baustelle in Riehen: Ab dem 1. März 2021 erneuert das Tiefbauamt die Weilstrasse von der Landesgrenze bis und mit der Brücke über die Wiese. Die Bauarbeiten sollen bis Mitte Oktober dieses Jahres dauern. Weil in dieser Zeit nur eine Fahrbahn offen ist, wird es vermutlich vermehrt zu Stau kommen, teilt der Kanton mit. 
     
  • Zwei Läden kehren nicht aus Shutdown zurück: Die Bekleidungsgeschäfte Hugo Boss und Massimo Dutti in der Basler Innenstadt schliessen dauerhaft und werden nach Ende des Shutdowns nicht wieder öffnen. Es sollen aber schon Nachmieter*innen in Sicht sein, schreibt die bz (noch nicht online).
Der Unterhaltungstipp:
Spazierengehen ist ja seit Monaten DAS Ding überhaupt. Manchmal finde ich das etwas langweilig. Ich freue mich deshalb über die «Videocity visits», die gerade im St. Johann zu sehen sind. Was das ist? Die Initiator*innen nennen es «Kunst-Fenster». Darin werden auf einem Bildschirm wechselnde Ausstellungen gezeigt. Noch bis zum 28. März kannst du dir an der Mülhauserstrasse 122 selbst einen Eindruck verschaffen. Na dann mal losspaziert! 🖤

Ich wünsche dir ein spektakuläres Wochenende!

Herzlich
Ina
P.S.: Das Nützliche zum Schluss:
Ich gebe zu: Ich liebe Avocados. Ich habe sogar Socken mit skifahrenden (!) Avocados drauf. Wie die Früchte (oder ist es ein Gemüse?) in die Schweiz kommen, ist aber nicht immer transparent. Die Leute von Crowdcontainer bieten deshalb die Möglichkeit, über sie – zusammen mit vielen anderen – Lebensmittel zu bestellen. «Aus vielfältigem und klimafreundlichem Anbau direkt bei den Kooperativen und Produzent*innen unseres Vertrauens», wie sie schreiben. Das sorge für Sicherheit entlang der Lieferkette und verhindert sowohl Food-Waste als auch Spekulation. Und gerade sind die Avocados reif. Wenn du die grünen Teile so magst wie ich, kannst du dir jetzt deinen 4-kg-Karton sichern.
P.P.S.: Natürlich gibt es noch eine neue Folge von Baseldytsch mit Ina!

Heute möchte ich dir zwei Wörter vorstellen, die ich beide sehr witzig finde und die dazu auch noch gut zusammenpassen:

1. Bünzli 
2. tüpflischisserisch

Leider habe ich sie noch nicht in Kombination gehört, so etwa: «Sie tüpflischisserischer Bünzli!» Das klingt niedlich, ist aber sehr böse. Das liebe ich am Schweizerdeutschen ❤️

P.P.P.S.: Danke für den Hinweis, dass es DER Waggis heisst. ;-)


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