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Stille, die das Leben in sich trägt
Der Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond ist bis weit zurück in die Menschheitsgeschichte bedeutungsvoll. Ursprünglich verschiedenen Fruchtbarkeitsgöttinnen geweiht, feiert er das Leben in seiner Wiederkehr und Fülle. Das junge Christentum übernimmt das Fest, aber deutet es im eigenen Sinne. So wird Ostern zur Feier der Auferstehung Jesu von den Toten, Sieg des Lebens über den Tod.
Dem Osterfest geht das Leiden und Sterben Jesu voraus. In nur vier Tagen überschlagen sich dramatische Ereignisse. Abgründe menschlicher Handlungsweisen tun sich auf. Vor seiner Auslieferung im nächtlich stillen Garten Gethsemane begegnet uns Jesus ganz als Mensch in Todesnot. Im Gebet ringt er um das innere Ja: „Gott, wenn du willst, lass diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ Alles, was dann folgt, ist laut und lärmend. Noch in der Nacht, die Verhaftung durch eine Kohorte bewaffneter Soldaten. Tags darauf die Verhandlung. Schrill schreit die Menge: Kreuzigt ihn! Und in der Todesstunde bebt die Erde, während der Vorhang im Tempel mitten durch reisst.
Ganz anders der Karsamstag. Jetzt ist es still. Totenstille herrscht. Hoffnungsloses Verstummen.
Dann, aber dann kehrt sich alles. Maria Magdalena geht zum Grab und findet es leer. Auf dem weggewälzten Stein sitzt ein Engel. Seine Botschaft heisst: „Jesus ist auferstanden“.
Lärm und Stille kämpfen miteinander in diesen erschütternden Tagen. Der Lärm lärmt. Die Stille zeigt ihre bedrängenden Gesichter. Unheilvolle Stille vor dem Sturm. Stille der Erschöpfung und des Verstummens. Grabesstille, Totenstille.
Das leere Grab weist auf eine andere Stille hin. Sie lässt aufhorchen, aufblicken. Kein Lärm kann sie vertreiben. Sie ist leer, und enthält doch die Gesamtheit aller Töne, birgt auf geheimnisvolle Weise alles, was existiert.
Ich wünsche Ihnen in den kommenden Kar- und Ostertagen Momente der Berührung mit dieser stillen Kraft der Lebendigkeit und Auferstehung.
Maria-Christina Eggers
Kontemplationslehrerin Offener Kreis
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