Liebe Wirtschaftsfrauen
Der lange Weg zur finanziellen Unabhängigkeit!
Für Frauen war die Rente bis in die 1960er aufgrund ihrer niedrigen Lebenserwartung und der Versorgung durch den Ehemann kein Thema. Demnach mussten sie sich wenig Gedanken über ihre finanzielle Absicherung im Rentenalter machen. War eine Frau berufstätig wurde ihr oftmals automatisch mit Bekanntgabe der Verlobung gekündigt, denn sie hatte ja eine andere Einkommensquelle.
So stand im Zivilgesetzbuch von 1907: «Der Ehemann ist das Haupt der Gemeinschaft. Er bestimmt die eheliche Wohnung und hat für den Unterhalt von Weib und Kind in gebührender Weise Sorge zu tragen». Wer denkt, dieser Artikel sei mit Einführung des Frauenstimmrechts gekippt, liegt falsch. So hatte die Frau bis 1988 selbst vor dem Kauf eines Staubsaugers streng rechtlich die Zustimmung des Ehemannes einzuholen! Und ausser Hause erwerbstätig durfte sie auch nur mit ausdrücklicher oder stillschweigender Bewilligung des Ehemannes sein.
Das Scheidungsrecht, das noch aus dem Jahr 1907 stammt, sollte 1990 in Folge revidiert werden. 1996 Frauen stehen nach einer Scheidung materiell immer noch schlechter da als ihre Ex-Gatten. Nachdem kein Referendum zustande gekommen ist, tritt das neue Scheidungsrecht im 2000 in Kraft.
Leider half das meiner Mutter wenig, die seit ihrer Heirat im Familienbetrieb mitarbeitete, vier Töchter gross zog und massgeblich am Erfolg des Familienunternehmens beteiligt war. Denn sie wurde vorher auf Drängen meines Vaters geschieden, der längst mit einer anderen Frau zusammenlebte. Das Gesetz stand auf seiner Seite und meine Mutter bekam nur einen kleinen Anteil.
Aktuell erleben wir, dass sich Frauen verstärkt für die Rechte aller Frauen einsetzen. Es wird deutlich, dass sich Frauen immer selbstbewusster und selbstorganisierter wahrnehmen.
Heute wissen Frauen bei Finanzthemen oft gut Bescheid. Sie fragen mehr. So nehmen sie sich mehr Zeit in der Beratung, fordern Objektivität und Individualität. Trotzdem, sie stellen sich relativ spät in ihrem Leben diesen Themen, denn sie wissen insgeheim mit ihren Lebensmodellen, es kann nicht reichen.
Clivia Koch
Präsidentin
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