Tag 119
Die christliche Taufe – die Erfüllung aller Gerechtigkeit
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wollen wir uns wieder dem Grund zuwenden, den Jesus selbst für die Taufe genannt hat, und Seine Worte genauer untersuchen: „denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (Mt 3,15).
Zunächst einmal die Worte „denn so“. Durch Sein Beispiel hat Jesus ein Muster für die Methode der Taufe festgelegt. Jesus wurde nicht als Säugling getauft. Wir lesen in Matthäus 3,16:
„Und als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser.“
Als Jesus getauft wurde, ging er zuerst hinunter ins Wasser und stieg dann wieder heraus. In Verbindung mit der wörtlichen Bedeutung des Verbs „taufen“ (die wir bereits besprochen haben), lässt dies keinen vernünftigen Raum für Zweifel daran, dass Jesus es selbst erlaubte, vollständig in das Wasser des Jordans eingetaucht zu werden.
Zweitens, die Formulierung „denn so gebührt es uns“. Dieser Satz deutet darauf hin, dass die Taufe für diejenigen, die Christus nachfolgen wollen, etwas ist, das von Gott verordnet wurde. Es ist nicht gerade ein gesetzliches Gebot, wie es Israel durch das Gesetz des Mose auferlegt wurde, aber es ist für Christen ein natürlicher Ausdruck aufrichtiger und von ganzem Herzen kommender Nachfolge. Durch die Verwendung der Pluralform „uns“ – „denn so gebührt es uns“ – identifizierte sich Jesus von vornherein mit all denen, die Ihm später durch diesen bestimmten Akt des Glaubens und Gehorsams folgen würden.
Schließlich kommen wir zu dem abschließenden Abschnitt: „um alle Gerechtigkeit zu erfüllen [oder zu vollenden]“. Wie wir bereits dargelegt haben, wurde Jesus nicht als Beweis dafür getauft, dass Er Seine Sünden bekannt und Buße getan hatte. Er hatte nie irgendwelche Sünden begangen; Er war immer vollkommen gerecht. Diese Gerechtigkeit war in erster Linie ein innerer Zustand des Herzens, den Jesus immer besessen hatte.
Indem Er sich jedoch taufen ließ, erfüllte – oder vollendete – Jesus diese innere Rechtschaffenheit durch einen äußeren Akt des Gehorsams gegenüber dem Willen Seines himmlischen Vaters. Durch diesen äußeren Akt des Gehorsams und der Hingabe an Gott trat Er tatsächlich in das aktive Leben des Dienstes ein, durch den Er den Plan Gottes des Vaters erfüllte.
In Römer 5 Vers 1, lesen wir:
„Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“
Wahre Christen haben nicht nur ihre Sünden bekannt haben und umgekehrt sind . Sie haben dies und mehr getan. Durch den Glauben an den Sühnetod und die Auferstehung Jesu Christi sind sie gerechtfertigt worden; Gott hat ihnen die Gerechtigkeit Christi selbst auf der Grundlage ihres Glaubens zugerechnet.
Deshalb werden sie getauft – nicht einfach als Beweis dafür, dass sie ihre Sünden bekannt haben und umgekehrt sind, sondern „um alle Gerechtigkeit zu erfüllen“. Durch diesen äußeren Akt des Gehorsams vollenden sie die innere Gerechtigkeit, die sie bereits durch den Glauben in ihrem Herzen empfangen haben. Diese Erklärung zeigt uns, wie völlig verschieden die christliche Taufe von der Taufe ist, die Johannes gepredigt hat. Wir können nun verstehen, warum Paulus die Taufe des Johannes für diejenigen, die wahre Christen sein wollten, nicht akzeptierte. Stattdessen unterwies er sie zuerst in der vollen Wahrheit des Evangeliums, mit dem Tod und die Auferstehung Christi im Zentrum, und bestand dann darauf, dass sie noch einmal mit der vollen christlichen Taufe getauft werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die christliche Taufe ein äußerer Akt des Gehorsams ist, durch den der Gläubige die innere Gerechtigkeit, die er bereits in seinem Herzen durch den Glauben an Christi Sühnetod und Auferstehung genießt, erfüllt oder vervollständigt.
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