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NEWSLETTER DER ABTEI KLOSTER ENGELTHAL
April 2021



Sehr geehrte Empfänger dieses Newsletters,
liebe Freundinnen und Freunde von Kloster Engelthal,
 
herzlich grüße ich Sie am Vortag zum "Wonnemonat" Mai. Sicher ging es Ihnen ähnlich wie mir, dass Sie in diesem Jahr, in dem die Pandemie weiterhin unser Leben beeinflusst, den Frühling ganz besonders herbeigesehnt haben. Und welche Freude war es, die ersten Winterlinge, Schneeglöckchen und Krokusse zu entdecken, dann die Osterglocken und Tulpen, die weiße und rosa Blütenpracht der Obstbäume und der Magnolien, schließlich die unübersehbaren Felder mit gelben Rapsblüten und den Löwenzahn auf den Wiesen, der sich nur allzu schnell in Pusteblumen verwandelt! Wahrzunehmen, wie die Schöpfung auf ihre Weise Auferstehung feiert, macht das Herz weit und erhebt es zu Dem, der dies alles er­schaffen hat und immer wieder neu erblühen lässt.
 
Doch nicht nur die Natur erneuert sich von Jahr zu Jahr. Auch unser Leben und unser Glaube bedürfen der Erneuerung und Verwandlung, brauchen immer wieder Anregungen und Im­pulse, die uns weiter wachsen, tiefer verstehen und authentischer und zuversichtlicher leben lassen. Und dies kann sogar inmitten des scheinbaren Stillstands der Pandemie geschehen, gerade darin kann uns aufgehen, welche Prioritäten wir setzen sollten und was wir tun kön­nen, damit unser Leben Tiefgang bekommt. "Mensch, werde wesentlich! Denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg: das Wesen, das besteht", so ruft uns schon  im 17. Jhd. der schlesische Lyriker Angelus Silesius in einem unübertroffenen Epigramm zu. Und spä­ter hat Dag Hammarskjöld die Wahrheit, die er für sich entdeckt hat, einmal so formuliert: "In dem Augenblick, als ich Gott die Hand gab und ja zu ihm sagte, wurde mir der Sinn meines Lebens klar."
 
Wenn wir in die Geschichte hineinschauen, finden wir viele Beispiele, wie Menschen es als ihre Berufung erkannt haben, anderen etwas von dem weiterzugeben, was sie für sich selbst als wesentlich und tragend für ihr Leben und ihren Glauben erfahren durften. Einer von ih­nen ist der Benediktinermönch Bonifatius. Mit ihm ist in diesem Jahr sogar ein Jubiläum verbunden: Vor genau 1300 Jahren, im Jahr 721, kam er von England aus als Missio­nar nach Deutschland. Es drängte ihn, die frohe Botschaft in das noch halb heidnische Ger­manien zu tragen. Hier zog er kreuz und quer durch das Land und verkündete zunächst auf den Marktplätzen das Evangelium. Um der Verkündigung Nachhaltigkeit zu verleihen und den Glauben "einzupflanzen" und zu "verwurzeln", gründete er, angefan­gen bei Amöneburg, zahlreiche Klöster, die weit in die Umgebung ausstrahlten. Auch sorgte er dafür, dass der Glaube in festlich gestalteten Gottesdiensten gefeiert wurde und die Menschen zum gemein­samen Gotteslob, zu Dank und Bitte zusammenführte.
 
Der hl. Bonifatius hat einmal die Kirche mit einem Schiff verglichen, das sich auf offener See inmitten stürmischer Wogen befindet: "Die Kirche fährt über das Meer dieser Welt wie ein großes Schiff und wird von den Wogen - das sind die Anfechtungen dieses Lebens - hin und her geworfen." (Brief 78). Bonifatius wusste, dass wir den Stürmen der Zeit nicht ausweichen können, denn auch als Kirche sind wir mitten drin in unserer Welt und bekommen die Auseinanderset­zungen und Kämpfe, die Ängste und Orientierungslosigkeit in uns und um uns zu spüren, das Gegeneinander von Oben und Unten, von Rechts und Links. Wir erleben heute, wie viele das scheinbar schon sinkende Schiff Kirche verlassen, und sind vielleicht manchmal selbst in der Versuchung, auszusteigen. Da rät uns Bonifatius in seinem Brief: "Wir dürfen das Schiff nicht verlassen, wir müssen es lenken." Damit lädt er uns ein, unsere Zeit und gerade auch die Kir­che aktiv mitzugestalten und auf Kurs zu halten, die Richtung auf das Ziel hin nicht aus dem Auge zu verlieren, das Christus ist. Denn die Kirche - das sind wir alle!
 
Kloster Engelthal liegt bekanntlich in der Mitte der sog. Bonifatiusroute, einem viel began­genen Pilgerweg von Mainz nach Fulda. Es ist der rekonstruierte Weg, den der Leichen­zug mit den sterblichen Überresten des Heiligen im 8. Jhd. nahm, um Bonifatius nach sei­nem ausdrücklichen Wunsch in seiner Lieblingsgründung Kloster Fulda beizusetzen. Bis heute kann man sein Grab in der Krypta des Fuldaer Doms besuchen, der an der Stelle des ehemaligen Klosters steht. Vielleicht lädt der Frühling Sie ein, in die schöne Natur aufzubre­chen und einmal auf der Bonifatiusroute zu wandern.

Leider lässt es die Entwicklung der Corona-Pandemie noch immer nicht zu, dass wir Sie zur Übernachtung oder einem Aufenthalt in unserem Gästehaus einladen können. Auch unser KlosterForum und "Benedikts Büdchen" müssen noch geschlossen bleiben. Doch unsere Kirche und der blühende Gästegarten sind tagsüber immer offen. Und wir freuen uns zu sehen, wie viele Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad, allein oder mit Familie, mit Rücksack oder einfach so den Weg hierher finden.

Jedenfalls wünsche ich Ihnen eine frohe Maienzeit, wohltuend für Leib und Seele!

Ihre
Sr. Elisabeth Kralemann
 
 
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