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Die Verklärung der Landschaft



Liebe Freundinnen und Freunde von Archijeunes
 
Im Vorfeld der Eidgenössischen Abstimmungen vom 13. Juni kommt es in der Schweiz zu Spannungen zwischen Stadt und Land. Städter ermahnen Landwirte, ihr Trinkwasser nicht zu vergiften, während Bäuerinnen und Bauern von den Stadtbewohnern mehr Wertschätzung für ihre Arbeit und ihre Produkte einfordern. Dabei bedingen sich Stadt und Land gegenseitig: Die ersten Stadtgründungen ca. 7000 v. Chr. standen im Zusammenhang mit der aufkommenden Kultivierung des Landes und der damit verbundenen Sesshaftigkeit der Völker. Stadt und Land stehen in klarer Abhängigkeit zueinander; das Land ernährt die Stadt, während dem die Stadt Dienstleistungen und Erzeugnisse anbietet. Der aktuelle Streit klingt wie ein Widerhall eines uralten kulturellen Konflikts. Beide Anliegen sind berechtigt, aber trotzdem scheint es schwierig, eine gemeinsame Sichtweise zu finden. Haben sich Stadt und Land auseinandergelebt?
 
Mit der Industrialisierung wuchsen die Städte stark an und die Industrien produzierten Russ und Dreck und verschmutzten die Luft der Stadt. Nicht zuletzt, um dem zu entkommen, unternahm das Bürgertum Spaziergänge in der «schönen Natur» und genoss die frische Luft auf dem Land. Das Land und das Landleben wurden idealisiert und der anlaufende Tourismus, zuerst in den Alpen, trug das Seine dazu bei. Die Engländer, fasziniert von der Bergwelt, sprachen schon bald von der «schrecklich schönen Landschaft» (delightful horror), und verklärten sie zur reinen, unberührten Natur. Um diese zu erhalten, entstanden erste Bewegungen zum Schutz von Natur und Heimat in der Schweiz.
 
Haben wir vergessen, dass unsere Landschaft eine reine Kulturlandschaft ist, und das auch in der Schweiz seit Jahrhunderten? Die romantische Verklärung der Landschaft als «die schöne Natur» lässt es vermuten. Wir sehen die Landwirte als Feinde der Natur, die sie ausbeuten, vergiften und zerstören. Dabei produzieren Bäuerinnen und Bauern unter grossem wirtschaftlichem Druck. Sie sollen eine immer grössere Weltbevölkerung ernähren und das auf immer weniger Fläche, da sich die Suburbia in der Landschaft breitmacht und immer mehr landwirtschaftliche Fläche zerstört.
 
Wir müssen die Landschaft wieder als Kulturland begreifen, das uns ernährt. Wir müssen dazu Sorge tragen. Sie ist ein beschränktes Gut, das wir nicht gedankenlos verbauen dürfen. Natürlich müssen die Bauern ihr Land nachhaltig bebauen. Aber dafür müssen wir auch bereit sein, einen fairen Preis zu bezahlen. Es geht darum, ein gesundes Gleichgewicht von Anbau, Besiedelung und Ökologie zu halten – sie sind unsere Lebensgrundlagen.
 
Wenn aber Stadt und Land sich bedingen, wenn sie zusammen gedacht werden müssen, was heisst das für die baukulturelle Bildung?
 
Herzliche Grüsse
Thomas Schregenberger, Präsident Archijeunes
 

Online-Bibliothek: Lancierung


Vor ziemlich genau vier Wochen haben wir unsere Online-Bibliothek im virtuellen Raum lanciert. Über die vielen Zuschauerinnen und Zuschauer und wohlwollenden Rückmeldungen haben wir uns sehr gefreut. Für uns besonders spannend zu hören, waren die spontanen Äusserungen von drei Lehrpersonen, die sich die Bibliothek im Vorfeld angeschaut haben: Die Gymnasiallehrerin Lucia Schnüriger, die in Aarau Bildnerisches Gestalten unterrichtet, bezeichnete die Online-Bibliothek als digitale Landschaft in der man spazieren gehen könne. Die nützlichen Filtermöglichkeiten hätten ihr die Suche immens erleichtert, so Schnüriger. Jang Hoffmann, Primarschullehrer aus Zürich berichtete viel Spannendes aus der Praxis – er unterrichtet baukulturelle Themen in allen Fächern, Fremdsprachen, Natur Mensch Gesellschaft, Textiles und Technisches Gestalten und sogar im Sportunterricht! Die französische Seite der Bibliothek unter die Lupe genommen hat Paul Marti, Gymnasiallehrer in Deutsch und Geschichte. Er hat uns wertvolle Inputs zur Handhabe und Medientipps zur Erweiterung der Sammlung gegeben. Vielen Dank den Beitragenden für ihr Engagement. Mögen sich möglichst viele von ihrer Begeisterung anstecken lassen – am Besten indem sie selber in unserer Bibliothek stöbern. Viel Spass dabei!

BAK: Qualitätssystem


Im Grunde ist es ein verwegenes Vorhaben: Wer würde sich schon getrauen, Qualität zu messen, und dann noch in der Baukultur? Qualität – das ist eine einzigartige Mischung ganz vieler Faktoren, die sich einstellt oder halt nicht. Messen lasse sie sich auf keinen Fall, so eine häufig vertretene Haltung. Das Bundesamt für Kultur hat indessen den Schritt gewagt und sogar ein ganzes Mess-System für baukulturelle Qualität entwickelt. Es tat dies nicht allein, sondern mit einer Schar internationaler Expertinnen und Experten. An einer wissenschaftlichen Konferenz wurden Erfahrungen ausgetauscht und danach ein fundierter, mit unzähligen Quellenverweisen gespickter Bericht verfasst. Daraus entstand das Davos Quality System, benannt nach der Bündner Alpenstadt, in der im Januar 2018 die berühmte Davos Declaration unterzeichnet wurde. Auf einer eigens eingerichteten Webseite kann eine anschauliche Broschüre bezogen werden, die das ganze Bewertungssystem erklärt. Allzuviel wollen wir nicht verraten, nur dies: Es handelt sich um acht Kriterien – und «Schönheit» ist mit dabei.

Vermittlung: Archäomobil Ostschweiz


Archäologie war bei Kindern schon immer beliebt. Könnte es sein, dass das an der doch sehr nahen Verwandtschaft zur Schatzsuche liegt? Was auch immer der Grund ist: Mit dem neuen Archäomobil kommt die Disziplin des Indiana Jones und der Tomb Raider mit dem Kleinbus zu den jungen Entdeckerinnen und Entdeckern. Die vier Ostschweizer Kantone St. Gallen, Schaffhausen, Thurgau und Zürich taten sich zusammen und schufen gemeinsam das mobile Vermittlungsprojekt. Entstanden ist das Archäomobil zunächst als Pilotprojekt im Kanton Schaffhausen anlässlich des Kulturerbejahrs 2018. Schön, dass es nun in einem deutlich grösseren Gebiet weiterfährt und noch mehr Kindern die Faszination für Archäologie näherbringt.

Ausstellung: Constructive Alps 2020


Bauen in den Alpen: Da denkt der eine vielleicht gleich an grosse Hotelanlagen, die ganz und gar nicht in die Umgebung passen. Die andere wiederum kennt die vielfältige Baukultur im Alpenraum, in jeder Region anders, und doch verbunden über den uralten gemeinsamen Kulturraum. Nachhaltiges Bauen war bis vor noch nicht allzulanger Zeit eine existenzielle Notwendigkeit in der rauhen Bergwelt der Alpen. Heute könnte das Know-how ein Exportprodukt sein, wo doch nun alle umweltgerecht bauen wollen. Der Architekturpreis «Constructive Alps» widmet sich seit einem Jahrzehnt dem nachhaltigen Bauen in den Bergen und zeichnet alle zwei Jahre vorbildliche Projekte aus. Die Ausstellung dazu gastiert zur Zeit und noch bis August im Alpinen Museum in Bern – das übrigens am Helvetiaplatz in einem interessanten modernistischen Gebäude von 1934 untergebracht ist. Wer sich noch weiter in das Thema vertiefen möchte, dem oder der sei die «Konferenz zur alpinen Baukultur» am 9. und 10. Juni empfohlen. Die Veranstaltung findet online statt.

Open House Basel: Open House Kids


Open House – der Name ist Programm. Viel muss dazu nicht erklärt werden. Bei Open House stehen einfach die Türen offen, zu Alltags- und Festtagsarchitektur, und für alle. Das Konzept stammt ursprünglich aus London; in der Schweiz gibt es in Zürich und Basel zwei Ableger. Am 12. und 13. Juni findet zum dritten Mal Open House Basel statt – einer Stadt voller historischer und zeitgenössischer Baukultur. Über neunzig Häuser öffnen ihre Türen dem Publikum, darunter ehrwürdige Stadtpalais, grosse Wohnanlagen, aber auch dezente Villen im Grünen. In Kooperation mit der drumrum Raumschule bietet Open House Basel eigens ein Programm für Kinder an: Das Angebot reicht von der Schatzsuche über einen Geschichten-Rundgang und einen Skateworkshop bis hin zu einem Baukultur-Workshop.
Archijeunes
Baukulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche


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