Wolf Rüdiger erinnert sich und uns an unser ehemaliges Vereinsmitglied:
"Ich bin der Poldi… …und sag bloß nicht „Junge" zu mir, des hab ich fei dick!"
So habe ich Poldi zum erstem Mal 1992 kennengelernt. Er war ein Urgestein und konnte innerhalb von einer Sekunde alle in seinen Bann ziehen.
In der Früh um 7.00 Uhr kam er mit dem „Müll“ Auto, einem nagelneuen, schwarzen 5er BMW in den MRSV, um mich zur Regatta an den Forggensee abzuholen. „Ich fahre nur „Müll“ Autos - „Mü“ für Mühldorf und „LL“ für Luitpold Leichs.“ Nachdem sein Stammschotte, Harald Korth, nicht konnte, durfte ich zur Dyas-Regatta mitkommen. Gleich nach einem schlechten Start bei leichtem Wind fragt er mich: „Fahr ma a Banane, Wolf?“ Da ich keine Ahnung hatte, was eine Banane war, habe ich gleich zugestimmt. Alle segelten links und wir machten eine Wende nach rechts. Das gesamte Feld entfernte sich zunehmend und die Schiffe wurden immer kleiner. Ohje, dachte ich, das kann ja lustig werden. Plötzlich rief er „Wende“ und mit gutem Wind ging es zur Luvtonne, die wir als Dritte umrundeten. Sein Kommentar war: „Hast das gesehen, des war eine Banane!“- Der ganz normale Wahnsinn.
Mit Fredi Meeß und seinem Vorschoter Albert, bauten wir am Abend vor dem Essen noch unser Zelt am See auf mit Blick auf das Schloß Neuschwanstein. Es war ein Traum. Die früheren Regatta-Abende waren sehr gesellig mit Spielen, Musik, usw. Nachdem wir unseren ersten Durst mit ein paar Weißbieren gelöscht hatten, gingen wir zum Rotwein über und die Stimmung wurde immer lustiger. „Wie schaut´s aus, trink ma noch a Viertel? oder a Achtel?“ Wir waren schon alle fix und fertig und lehnten dankend ab. Plötzlich stand Poldi mit einer Liter-Karaffe am Tisch und goß allen den frischen Roten ins Glas. „Die kleinen Karaffen waren leider schon aus!“ sagte er. Nun verkürzte sich die Nacht um eine weitere Stunde und wir hatten einen Riesenspaß zusammen.
Der Wirt machte zu und schmiss uns um Mitternacht raus. Wir wissen heute noch nicht, wie wir mit dem „Müll“ Auto die zwei Kilometer Feldweg zum Zelt gekommen sind. Schlimmer war noch, den Zelteingang nach drei Umrundungen zu finden. Wir ließen den Eingang wegen der frischen Luft offen und sahen Neuschwanstein bei Vollmond in bester Stimmung – Ein unvergessliches Erlebnis, von denen es mit Poldi eine Menge gab.
Er war nicht nur ein guter Segler, sondern auch sehr guter Orthopäde, der alle im Verein, wenn sie ein Problem hatten, gut beriet. Auch war er ein exzellenter Schauspieler. Er konnte wildfremde Leute einfach ansprechen, lustig oder ernst (immer den Schalk im Nacken) und brachte alle Beteiligten so in Verlegenheit, dass sie Rot wurden, lachten oder Poldi ungläubig ansahen. Für uns war es immer die reinste Freude, wenn er seine Sprüche brachte.
Lieber Poldi, wir haben Dich alle sehr gerne gehabt. Ruhe in Frieden und bleib so wie Du immer warst, Du wirst uns fehlen.