Liebe Unterstützer*innen, liebe Freund*innen,
in den vergangenen zwei Sommermonaten stand einiges für DOMiD an – es gab wichtige Jahrestage und zahlreiche berührende Begegnungen.
Die Erinnerung an die rassistischen Anschläge in Rostock-Lichtenhagen und ein Kennenlernen mit Familienangehörigen der Familie Genç, die 1993 Opfer eines rassistischen Brandanschlages wurde, zeigten uns erneut, wie wichtig die Sammlung von Zeitzeugnissen für die Erinnerungskultur in Deutschland ist. Zudem freuen wir uns, dass wir durch die Mitgestaltung und Teilnahme an einigen Kulturveranstaltungen Migrationsgeschichten in die Öffentlichkeit tragen konnten.
Wir sind dankbar für einen so ereignisreichen Sommer und sind gespannt, was der Herbst mit sich bringt.
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Vor fast dreißig Jahren wurde die Familie Genç Opfer des rassistischen Brandanschlages in Solingen. Diesen Monat durften wir einige Mitglieder der Familie bei DOMiD begrüßen.
Bei dem Brandanschlag verloren Gürsün Ince, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç ihr Leben und die Familie wurde mit unheilbaren Folgen hinterlassen. Die stetige Erinnerung daran ist DOMiD ein großes Anliegen. Aus diesem Grund war es von großer Bedeutung für uns, mit der Familie über unsere Arbeit zu sprechen und einen Einblick in unsere Sammlung geben zu können. Mevlüde Genç, Mutter, Schwiegermutter und Großmutter der Angehörigen, ist bereits seit den 1990er Jahren mit DOMiD verbunden. Einige ihrer Leihgaben, sowie andere emotionsbeladene Gegenstände konnten wir gemeinsam mit der Familie sichten.
Das Treffen war intensiv und berührend. Wir bedanken uns für das Vertrauen und freuen uns, dass sich die Familie Genç mit ihren Geschichten in unserem Archiv und Museum gut aufgehoben fühlt.
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Gedenken an das Pogrom in Rostock
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Vor 30 Jahren vom 22. – 25. August 1992 ereignete sich das rassistische Pogrom am sogenannten Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen.
Die gewalttätigen Übergriffe richteten sich zunächst gegen geflüchtete Rom*nja, die von der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) abgewiesen und dadurch gezwungen waren, vor den Wohnhäusern zu kampieren, später auch gegen die anwohnenden Vietnames*innen.
Wir erinnerten im August mit einem Objekt aus unserer Sammlung an das Pogrom – ein Stein aus der Bodenplatte vor dem Wohnhaus. Die Gewalttäter*innen zerschlugen Bodenplatten und nutzen die Steinbrocken als Wurfgeschosse. Indem wir den Stein aufbewahren, tragen wir zu der Aufrechterhaltung der Erinnerung an die rassistischen Übergriffe bei.
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Austausch mit Porta Polonica
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Im August besuchten uns Mitarbeitende der Porta Polonica, der digitalen Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Pol*innen in Deutschland.
Angegliedert an das LWL-Industriemuseum Zeche Hannover ist es Ziel der Porta Polonica, die Spuren und Einflüsse polnischen Lebens in Deutschland zu erforschen, zu dokumentieren und über ihr Internetportal bereit zu stellen. Bisher haben Wissenschaftler*innen bereits eine große Sammlung an Erinnerungsdokumenten zusammengestellt. In Form von Online-Ausstellungen werden zu ausgewählten Themen Sammlungsdokumente und Objekte präsentiert.
Wir freuen uns mit einer weiteren Institution der Erinnerungskultur in der Migrationsgesellschaft in den Austausch gekommen zu sein und über die Sammlungsarbeit und dabei gesammelte Erfahrungen sprechen zu können.
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Ausstellung "Music and Migration"
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Ende September fand die diesjährige Werkschau von ArtAsyl e.V. statt, in der Musik und Migration im Mittelpunkt standen. In vier Ausstellungsbereichen erzählten die Aussteller*innen Geschichten des Suchens und Findens, des Feiern und des Vermissens.
Die Ausstellung beinhaltete internationale Musikinstrumente und präsentierte Party- und Konzertreihen, die in den vergangenen 50 Jahren von Migrant*innen in Köln veranstaltet wurden. Wir freuen uns sehr, dass einige Objekte aus unserer Sammlung im Atelierzentrum zu sehen waren. Die Gegenstände, die wir aufbewahren, sind selbst Zeugnisse ihrer Zeit und erzählen individuelle Geschichten, zum Beispiel über das Verhältnis von Migration und Musik.
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Zeitzeug*innengespräch im Museum der Arbeit
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Im kommenden Sommer jähren sich die sogenannten Wilden Streiks, die im Sommer 1973 für Aufregung sorgten. Das Hamburger Museum der Arbeit zeigte seit Mai die Fotoausstellung „Streik! Fotogeschichten von Arbeitskämpfen“. In diesem Rahmen fand am 24. September 2022 eine Vorführung des Filmes „Pierburg: Ihr Kampf ist unser Kampf“ der Filmemacher*innen Edith Schmidt und David Wittenberg statt.
Im Anschluss sprach unsere Kollegin Bengü Kocatürk-Schuster mit Peter Bach und Mitat Özdemir, beide mitwirkend beim Streik in den Kölner Ford Werken, über die Bedeutung von Streiks und migrantischem Widerstand in der Vergangenheit und Gegenwart. Außerdem konnte sie den Anwesenden einige Objekte aus unserer Sammlung präsentieren und durch diese verdeutlichen, welche Bedeutung der Aufbewahrung von Zeitzeugnissen für die Erinnerungskultur in der Migrationsgesellschaft zukommt.
Foto: Artur Szczepaniak/SHMH
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Rückblick: 19. Afrika Film Festival Köln
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Das Afrika Film Festival Köln, das vom 15. – 25. September stattfand, feierte dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Das Festival verschafft afrikanischen Perspektiven, Visionen und Stimmen Gehör.
Die Ausstellung ‚10 Views on Migration‘, die im Rahmen des Festivals vom 13. – 24. September in der Alten Feuerwache Köln zu sehen war, zeigte Filme, Fotos und Texte zu Flucht und Migration vom afrikanischen Kontinent. Wir freuen uns sehr, als Kooperationspartner die Ausstellung mit einer Gesprächsrunde eröffnet zu haben.
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Veranstaltungshinweis: Geschichte in Vielfalt der Friedrich-Ebert-Stiftung
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Am 25. Oktober nehmen DOMiD Mitbegründer Ahmet Sezer sowie unser Geschäftsführer Dr. Robert Fuchs an einer Podiumsdiskussion der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema "Erinnerungskultur im Einwanderungsland Deutschland" Teil. Wie können und sollen Migrationsgeschichten museal erinnert werden und wie kann ein multiperspektivisches Geschichtsbild entstehen?
Um diese und weitere wichtige Fragen wird es bei der Veranstaltung gehen.
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Aşk, Mark ve Ölüm - Liebe, D-Mark, Tod
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Ab dem 29. September ist der neue Film von Cem Kaya in den deutschen Kinos zu sehen. Kayas Film über die Musikindustrie türkischer Migrant*innen und ihrer Nachkommen bringt ein Stück türkisch-deutscher Kulturgeschichte auf die Leinwände unserer Kinos.
Er eröffnet neue Perspektiven auf politisch und gesellschaftlich relevante Themen, wie Zugehörigkeit, Identität und Partizipation.
Ein tolles Kinoerlebnis und eine definitive DOMiD Empfehlung!
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