Copy
Weltreporter auf facebook Weltreporter auf facebook
@weltreporter @weltreporter
Website Website

Weltreporter – für Sie vor Ort 

Über Leben und Tod in der Welt

Der Newsletter im Oktober 

14. Oktober 2022

Vor einer Hauswand sitzen Skelettpuppen, mit denen die Mexikaner an ihre Toten erinnern
Foto: Wolf-Dieter Vogel

Editorial
 

 

Liebe Leserinnen und Leser, 

was Sie hier sehen, sind Skelettpuppen, mit denen die Mexikaner an ihre Toten erinnern und mit denen sie an den beiden ersten Novembertagen feuchtfröhlich tanzen und feiern. 

Ganz so unbeschwert und ausgelassen gedenken die Menschen in meiner Wahlheimat ihrer Toten zwar nicht, aber auch die Niederländer gehen weitaus freier und tabuloser mit dem Tod um als viele andere. Schließlich waren sie die Ersten, die 2002 allen Protesten aus dem Ausland zum Trotz den internationalen Alleingang wagten und mit ihrem Sterbehilfeparagraphen unheilbar Kranken und Leidenden einen „sanften Tod” ermöglichten.

Am 1. und 2. November erinnert die katholische Kirche mit Allerheiligen und Allerseelen an die Vergänglichkeit des irdischen Daseins, die evangelische Kirche folgt mit dem Toten- oder Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag vor dem ersten Advent. Grund genug, uns in diesem Newsletter mit dem Tod als Fokusthema zu beschäftigen und zu schauen, wie in anderen Ländern damit umgegangen wird.  

Daneben berichten wir wie immer über Aktuelles aus der Weltreporter-Werkstatt: Stefan Ehlert aus Mosambik hat mit Menschen gesprochen, die dem Terror in der Provinz Cabo Delgado zu entkommen versuchen. Alexander Musik hat in Wien Katholiken getroffen, die ihre Gotteshäuser an andere Religionen abtreten, weil ihre Kirchen immer schlechter besucht werden. Unsere Kenia-Reporterin Bettina Rühl moderiert eine Veranstaltungsreihe über das „inspirierende Afrika”, und anlässlich unseres Jahrestreffens, das im November in Hamburg stattfindet, haben wir für Sie einen ganz besonderen Event in petto: einen Weltreporterslam über die Nebenschauplätze des Ukrainekriegs
 
Aber lesen Sie selbst! Veel plezier!

 

 


Kerstin Schweighöfer

Weltreporterin in Den Haag

schweighoefer@weltreporter.net



 

WELTREPORTER AT WORK


Das neue Buch der Weltreporter: Mit 50 Euro durch..." 

Das Cover des Weltreporter-Buches "Mit 50 Euro durch..." und die Profilbilder der Autorinnen
Collage: Christoph Drösser

Auch mit kleinem Budget kommt man in den aufregendsten Städten erstaunlich weit – man muss nur wissen, wohin und wie. Kostenloser Kunstgenuss in New York beim Street-Art-Spaziergang durch Williamsburg? Zum Lunch in Amsterdam die besten Frietjes ohne Touri-Aufschlag? Für 50 Cent mit der Bootsfähre durch Bangkok? Die WeltreporterInnen sind Experten für die Städte, in denen sie leben, und laden die LeserInnen auf Tagestouren ein, die einzigartige Einblicke auch abseits der großen Touristenattraktionen bieten. 
 

Profilfoto




Christoph Drösser

Weltreporter in San Francisco

droesser@weltreporter.net


 


Kein Ende in Sicht: fünf Jahre Terror in Cabo Delgado 

Ancha Omar aus Mucojo, auf dem Arm ihr Kind
Am 5. Oktober jährte sich der Ausbruch der Gewalt in der an Erdgas reichen Provinz Cabo Delgado in Nordmosambik zum fünften Mal. Mehr als 4200 Menschen sind dort seit 2017 umgekommen, mehr als 800.000 flohen. Weltreporter Stefan Ehlert versucht, manche Schicksale langfristig zu verfolgen, etwa das von Ancha Omar aus Mucojo. 2020 floh die Bäuerin vor der Gewalt in ihrem damaligen Wohnort. Hochschwanger erreichte sie Pemba, die Provinzhauptstadt, wo sie dem Weltreporter grausame Szenen schilderte. Kurz nach Geburt ihres sechsten Kindes wurde ihr Mann von den „Mashababos“ ermordet, erfuhr Ehlert, als er sie ein Jahr später wieder traf. Ancha Omar hatte versucht, sich im Landkreis Ancuabe eine neue Heimat zu schaffen, musste aber erneut fliehen, denn auch dort  gab es Angriffe der mit dem „Islamischen Staat“ verbündeten Aufständischen. Ruanda und die südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft SADC haben zusammen rund 3.000 Soldaten nach Cabo Delgado entsandt. Auch Europa ist in Mosambik engagiert, als Ausbilder. Doch ein Ende der Gewalt in Nordmosambik ist nicht in Sicht. 
 

Stefan Ehlert


Stefan Ehlert 

Weltreporter in Maputo

ehlert@weltreporter.net


Foto: Stefan Ehlert

 

Die Knochenjäger von Arizona 

Halbverdeckte Knochen auf weißen Tüchern
Foto: Arndt Peltner

Kannst Du es riechen”, fragt mich James Holeman und tritt auf die Bremse. „Hier ist es”. Der stechende Geruch eines verwesenden Leichnams liegt in der Luft. In einem Wasserrohr unterhalb der Straße, ein paar Meter von der Trump-Mauer entfernt, liegt ein menschlicher Körper. Die rechte Hand steht starr nach oben. Der Kopf des Mannes liegt auf dem Oberarm. So beginnt eine längere Deutschlandfunk-Reportage, für die Arndt Peltner in die Wüste südlich von Tucson im US-BundesstaatArizona reiste und mit einer lokalen Nichtregierungsorganisation nach den sterblichen Überresten von Migranten suchte. Alles, um „Closure” zu finden, einen Abschluss für Familien, deren Angehörige auf dem Weg in die USA in der tödlichen Wüstenlandschaft verloren gingen. 
 

Profilfoto


Arndt Peltner

Weltreporter in Oakland

peltner@weltreporter.net

 


Katholikenschwund in Österreich

Schöpfwerkkirche in WienDie Katholiken werden weniger in Österreich, serbisch- und rumänisch-orthodoxe Gläubige hingegen mehr. Anlass genug für die Erzdiözese Wien, sich Gedanken über den Erhalt von insgesamt 1.600 katholischen, immer schlechter besuchten Gotteshäusern in Wien und Umgebung zu machen – und eben mitunter eine Kirche abzutreten. Am 27. September war es soweit: Die katholische Kirche „Am Schöpfwerk” in Wien-Meidling wurde der serbisch-orthodoxen Gemeinde übergeben – und war prompt wieder bis auf den letzten Platz gefüllt, so stellte Weltreporter Alexander Musik fest, der für Deutschlandfunk Kultur vor Ort war. Die moderne Schöpfwerk-Kirche, erst 1982 inmitten einer Sozialwohnungssiedlung errichtet, werde weiterhin für alle offen stehen, betonte der neue Hausherr, der serbisch-orthodoxe Bischof. Fragt sich nur, ob die wenigen in der Siedlung verbliebenen Katholiken sich dort noch zu Hause fühlen werden. 
  


Profilbild Alexander Musik
 


Alexander Musik

Weltreporter in Wien

musik@weltreporter.net


Foto: Alexander Musik


 

Inspirierendes Afrika  

Logo der Reihe Afrika inspiriert

Weltreporterin Bettina Rühl organisiert und moderiert für das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum die digitale Veranstaltungsreihe „Afrika inspiriert“. Regie führt Yvonne Pöppelbaum aus dem Weltreporter-Büro. Am 25. Oktober um 19 Uhr folgt die nächste Veranstaltung. Ihr Titel: „Dürre, Flut und grüne Wälle - Wettlauf gegen die Klimakrise.” Mit dabei: Hilda Flavia Nakabuye, Gründerin von Fridays for Future Uganda, und Irene Owino Ojuk, Doktorandin am Zentrum für Entwicklungsforschung Bonn. Die Veranstaltung wird simultan übersetzt. Wer teilnehmen will, kann sich hier registrieren
 

Bettina Rühl


Bettina Rühl

Weltreporterin in Nairobi

ruehl@weltreporter.net


 

Revitalisierendes Makeover in Antwerpen

Vorderansicht des wiedereröffneten Königliche Museums für Schöne Künste KMSK in Antwerpen
Foto: Karin Borghouts

Kerstin Schweighöfer hat sich für Deutschlandfunk Kultur das wiedereröffnete Königliche Museum für Schöne Künste KMSK in Antwerpen angesehen, das nach elf Jahren Umbau und Renovierung seine Schätze wieder angemessen präsentieren kann. Das KMSK ist Flanderns bedeutendstes Museum und sieht sich als kleine Schwester von Prado und Louvre. Die Sammlung lädt zu einer Zeitreise durch sieben Jahrhunderte ein: angefangen bei flämischen Primitiven wie Hans Memling und Jan van Eyck über Meisterwerke des Barock von Rubens und van Dyck bis hin zur weltweit größten Sammlung von Werken der beiden belgischen Künstler James Ensor und Rick Wouters. 


 


Kerstin Schweighöfer

Weltreporterin in Den Haag

schweighoefer@weltreporter.net


 

Weltreporterinnen für den Juliane Bartel Medienpreis nominiert

Screenshot der WDR-Seite der Reihe über den weltweiten Kampf um Gleichberechtigung
Foto: Screenshot, WDR

„Alle für eine, eine für alle”: In einer vierteiligen Feature-Reihe für den WDR haben sich vier Weltreporterinnen mit dem Kampf um Gleichberechtigung von Frauen in ihren Berichtsgebieten beschäftigt. Denn selbst in Ländern mit gesetzlicher Gleichstellung sind sie oft Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Die Autorinnen fragten nach: Welche Antworten finden Frauen weltweit auf diese Herausforderungen? Gesendet und produziert wurde die Reihe von WDR5. Die Sendung “Tiefenblick” ist spezialisiert auf mehrteilige Dokus, Reportagen und Serien. Die Feature-Reihe ist nun in der Kategorie Audio-Dokumentation für den Juliane Bartel Medienpreis nominiert, verliehen vom Land Niedersachsen für Autor:innen, die die Gleichstellung von Frauen und Männern thematisieren und dabei Rollenkonflikte sichtbar machen. Die erste Folge widmet sich Argentinien (Karen Naundorf), die zweite Kenia (Bettina Rühl), die dritte der Türkei (Susanne Güsten) und die vierte den Niederlanden (Kerstin Schweighöfer). 
 

Profilfoto

 


Karen Naundorf

Weltreporterin in Buenos Aires

naundorf@weltreporter.net

Bettina Rühl


Bettina Rühl

Weltreporterin in Nairobi

ruehl@weltreporter.net

 


Kerstin Schweighöfer

Weltreporterin in Den Haag

schweighoefer@weltreporter.net


Susanne Güsten

Weltreporterin in Istanbul

guesten@weltreporter.net

 


Weltreporterslam: Wie Russlands Krieg die Welt verändert

Plakat der Veranstaltung Nebenkriegsschauplätze

Putins Angriffskrieg trifft nicht nur die Ukraine, sondern Menschen überall auf der Welt. Diese „Nebenkriegsschauplätze“ beleuchten die Weltreporter am 11.11. bei ihrem Reporterslam im Hamburger Forum Finkenau: Korrespondentinnen und Korrespondenten aus allen Ecken des Globus berichten live: wie der Ukrainekrieg den Hunger in Afrika fördert, die rassistische Außenpolitik der USA entlarvt und die UNO um ihre Existenz zittern lässt. Auch auf Fragen, wie Londons korrupte Immobilienmakler ihr Geschäft sichern wollen und der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag Putin zur Rechenschaft ziehen will, haben die Weltreporter eine Antwort – ebenso auf die Fragen des Publikums, denen wir besonders viel Raum geben werden. Anmeldung auf unserer Webseite. 
Nebenkriegsschauplätze: Wie Russlands Krieg die Welt verändert, 
11. November 2022, 18: 30 Uhr; Forum Finkenau, Hamburg. 

 

Fragen? Anregungen? Schreiben Sie uns!



FOKUSTHEMA: Umgang mit dem Tod

Mexiko: Festschmaus mit den Toten

Vor einer Hauswand sitzen Skelettfiguren
Foto: Wolf-Dieter Vogel

An Allerheiligen gibt es in Mexiko allerhand zu feiern. Am 1. November und dem Folgetag kommen die Toten zu Besuch. Auf dem Esstisch steht schon ein Gedeck für sie bereit, und damit sie zu ihrem Mahl finden, weisen zahlreiche Blumen und Kerzen den Weg. Auch ein Altar mit Bildern, Schnaps und leckeren Früchten erinnert an die Verstorbenen, nicht selten schmücken Skelett-Figuren die Hauseingänge. Auf den Friedhöfen wird musiziert, getanzt und getrunken. Dass die Party an einem katholischen Feiertag stattfindet, entspringt einem Kompromiss der Indigenen mit ihren Eroberern. Im Gegensatz zur christlichen Interpretation ist für sie der Tod ein Symbol des Lebens. Weltreporter Wolf-Dieter Vogel hat das Glück, in der Stadt Oaxaca zu leben, wo die Tradition intensiv zelebriert wird. Er braucht in den ersten beiden Novembertagen nur aus dem Haus zu gehen, und schon erwarten ihn in der Nachbarschaft ganze Familien aus dem Jenseits. Auch er bereitet seinen Altar schon vor.
 

Profilbild Wolf-Dieter Vogel

 


Wolf-Dieter Vogel

Weltreporter in Mexiko

vogel@weltreporter.net


 

Kalifornien: trockene Friedhöfe 

Eine Frau sitzt auf einem Friedhof
Foto: Kerstin Zilm 

Der Umgang mit Tod und Sterben ist in den USA so unterschiedlich wie die Bevölkerung des Landes. Sprechen viele am liebsten gar nicht darüber, machen andere aufwändige Pläne für ihre Beerdigung. Es gibt Mausoleen für Hollywoodstars, in Stauseen versunkene Grabfelder und Friedhöfe nur für Haustiere. In Kalifornien beherrschen seit ein paar Jahren die Folgen des Klimawandels auch die Diskussion um die Zukunft der Friedhöfe - bisher sind das oft saftige grüne Wiesen mit eingelassenen Grabsteinen. Doch Bewässerungsverbote gelten inzwischen nicht mehr nur für Vorgärten, Parks und Golfplätze. Weltreporterin Kerstin Zilm sprach mit einer Hinterbliebenen, die einen Gartenschlauch von zu Hause an den Wasserhahn im Friedhof anschließt, um die Eiche am Grab ihres Vaters zu gießen, in deren Schatten sie so gerne sitzt.
 

Profilfoto



Kerstin Zilm

Weltreporterin in Los Angeles

zilm@weltreporter.net

 

Brasilien: Armut, Imagepflege und afrikanische Riten

Zeitungssausschnitt mit Todesanzeigen "Avisos Funebres"
Foto: Christine Wollowski

Mehr als die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Da reicht es nach dem Tod kaum für einen Sarg aus Pressholz, geschmückt mit Plastikkränzen. Am anderen Ende der sozialen Schere blinkt der Prunksarg aus 14-karätigem Gold, der Abschied wird zum großen Auftritt. Im letzten Jahrzehnt legte die Bestatterbranche um 30 Prozent zu – im Luxussegment. Edelbestatter sind hoch dotierte Imageberater, der Fachmann fürs profane Ableben verdient dagegen wenig mehr als den Mindestlohn. Eine Minderheit verschenkt oder vernichtet übrigens die Besitztümer Verstorbener rituell:  Die Anhänger der afrobrasilianischen Religion Candomblé glauben, die Seele müsse von jeder materiellen Anbindung befreit werden, damit sie wiedergeboren werden kann.
 

Profilbild



Christine Wollowski

Weltreporterin in Salvador da Bahia

wollowski@weltreporter.net

 

Schottland: Totenkult auf den Orkney-Inseln

Begräbnisstätte auf den schottischen Orkney-Inseln
Foto: Nicola de Paoli

Weltreporterin Nicola de Paoli ist zu den tausende Jahre alten Begräbnisstätten auf den schottischen Orkney-Inseln gefahren, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören. "Diese schaffen eine rituelle Landschaft", berichtet sie im Schottland-Magazin (www.schottland.co). Im Zentrum steht die unterirdische Begräbnisstätte Maeshowe - ein Raum der Stille und Andacht, licht und feierlich wie eine Kathedrale. In den vergangenen Jahren haben sich Archäologen daran gemacht, die Geheimnisse dieser Landschaft zu erforschen - sie sind dabei auf eine alte Tempelanlage gestoßen, die vor langer Zeit einen Übergang bildete vom Reich der Lebenden ins Reich der Toten.  


Profilfoto


Nicola de Paoli

Weltreporterin in Edinburgh

paoli@weltreporter.net


 

Kenia: die Luos und der Tod

Menschen stehen um einen Sarg herum
Foto: Bettina Rühl 

Im ostafrikanischen Staat Kenia leben über 40 Volksgruppen. Während beispielsweise die Kikuyu ähnlich mit dem Tod umgehen wie Deutsche, steht bei den Luo das ausgiebige Abschied-Nehmen im Vordergrund. Vor allem, wenn der Mensch alt wurde und eine große Familie hatte, bekommt er ein aufwändiges Begräbnis. Und zwar nicht dort, wo er oder sie zuletzt gelebt hat, sondern im Herkunftsort. Sobald sich die Nachricht vom Tod verbreitet, kommen dorthin die ersten Trauergäste. Sie bleiben, bis die Beerdigung vorbei ist, egal wie lange das dauert, also auf jeden Fall einige Tage. Kaum dass der Leichnam eingetroffen und aufgebahrt ist, wird gefeiert. Das schließt nicht aus, dass die Menschen trauern und klagen, viele sehr lautstark. Die Dorfgemeinschaft hilft, das Grab auszuheben – nicht auf einem Friedhof, sondern in der Heimstätte, also faktisch neben der feiernden Trauergemeinde. Wenn ein Mensch beliebt und geachtet war, ist die Beerdigung eine Sache des ganzen Dorfes. 
 

Bettina Rühl


Bettina Rühl

Weltreporterin in Nairobi

ruehl@weltreporter.net


 
Irak: Leben und Tod eng beieinander

Tarkib Bagdad
Foto: Birgit Svensson

Für die Irakerinnen und Iraker ist der Tod zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden. Wer heute 40 Jahre alt ist, hat drei Kriege, Besatzung, Embargo und Terror erlebt. Und selbst jetzt, vier Jahre nachdem der „Islamische Staat“ (IS) besiegt wurde, ist im Land zwischen Euphrat und Tigris noch keine Ruhe eingekehrt. Die Türkei fliegt Angriffe im Nordirak, um dort untergetauchte Kämpfer der militanten kurdischen Arbeiterpartei PKK zu liquidieren. Der Iran bombardiert derzeit kurdische Dörfer in den irakischen Provinzen, weil er dort Exilorganisationen vermutet, die angeblich an den Protesten im Iran mitwirken. Und immer trifft es unschuldige Zivilisten, Irakerinnen und Iraker, die damit nichts zu tun haben. „Wir wissen nicht, wenn wir das Haus morgens verlassen, ob wir abends lebendig nach Hause kommen“, ist über Jahre ein fester Ausspruch von Mossul bis Basra. Die jüngste Vergangenheit Iraks ist eine Geschichte von Leid und Tränen. Und trotzdem: In Bagdad wird so viel gelacht und gescherzt wie selten sonst auf der Welt. Eine Therapie typisch irakisch. 
 

Profilfoto Svensson



Birgit Svensson

Weltreporterin in Bagdad

svensson@weltreporter.net

 


Niederlande: Mein Tod gehört mir

Eine lebende Totenkiste: Ein Sarg, weiß umrandet, in der Mitte mit Moos bewachsen.
 Foto: loop-biotech.com

“Bestattung nach Maß” lautet in den Niederlanden das Motto. Dank des Sterbehilfeparagraphen sind es die Menschen gewohnt, bis zuletzt über ihr Leben Regie zu führen und auch das Ende bis ins kleinste Detail zu planen. Die Bestattungsbranche hat sich längst darauf eingestellt: Zur Auswahl stehen Särge und Urnen in allen denkbaren Formen und Farben. Ganz neu: de levende doodkist, die lebende Totenkiste – ein Sarg mit Mikroorganismen, die den Verwesungsprozess beschleunigen. Die weitaus meisten Niederländer lassen sich einäschern; die Urne dürfen die Angehörigen mit nach Hause nehmen, um die Asche dann an einem Ort ihrer Wahl auszustreuen. Manche lassen daraus auch ein Schmuckstück anfertigen oder Tinte für ein Tattoo. Ein beliebter Schlagersänger ließ seine Asche 2004 mit Feuerpfeilen in den Himmel schiessen.
 

 


Kerstin Schweighöfer

Weltreporterin in Den Haag

schweighoefer@weltreporter.net
 


Die Klimakämpfer
Unser neues Weltreporter-Buch können Sie HIER bestellen!

Buchcover Die Klimakämpfer



Logo Weltreporter zu Hause auf fünf KontinentenUnser digitales Weltreporter-Magazin "zu Hause auf fünf Kontinenten" können Sie HIER abonnieren. Für 4,99 Euro im Monat erhalten Sie rund zehn Artikel im Monat – tiefgründig recherchiert und oft sehr persönlich. Eine Flatrate für das gesamte Angebot der RiffReporter kostet übrigens 8 Euro im Monat – alles komplett werbefrei.

Und wenn Sie mögen, können Sie die – inzwischen als gemeinnützig anerkannte – Arbeit von Weltreporter mit einer Spende unterstützen
 
Share
Tweet
Forward
Share
Copyright © 2022 Weltreporter.net e.V., All rights reserved.


Want to change how you receive these emails?
You can update your preferences or unsubscribe from this list.

Email Marketing Powered by Mailchimp