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Hallo <<Vorname>> <<Nachname>>,

alles fühlte sich fantastisch an. Das schriftliche Abi gerade in der Tasche, bis zur mündlichen Prüfung noch ein paar Wochen Zeit, Schwänzen statt Schule, Faulsein in Perfektion – und vor allem: ab nach London. Alles luftig, alles leicht. Das war mein April 1996. Bis zu diesem einen Abend.

Ich weiß noch, wie ich – kaum von der Reise zurück – in der „Tagesschau“ von der „Sache mit Reemtsma“ hörte: Entführung und Freilassung nach 33 Tagen. Und jetzt: Täter weg, Geld weg, Ratlosigkeit.

Ratlosigkeit?!

Ich saß 650 Kilometer von Blankenese entfernt muckelig vor dem Fernseher, aber das hat mich berührt. Die Vorstellung, eine so lange Zeit in Angst zu leben um jemanden, der mir lieb ist? Dieses zähe, zähe, schrecklich zähe „Vielleicht morgen“? Die Sorge, dass das jederzeit wieder passieren kann? Furchtbar.

„Wir sind dann wohl die Angehörigen“, Hans-Christian Schmids Film, der jetzt im Kino zu sehen ist (hier geht's zur Kritik), atmet dieses Gefühl der Beklemmung in jeder Sekunde. Ein ruhiges Fast-schon-Kammerspiel, das auf dem gleichnamigen Buch von Johann Scheerer, Reemtsmas Sohn, basiert. 13 Jahre alt war er damals.

Die Geschichte hätte das Zeug zum Thriller. Aber bei Schmid gibt es keine Action (wenn man vom Schießbuden-Schießen auf dem Dom mal absieht), nur Warten. Unerträgliches Warten. Nichts daran fühlt sich fantastisch an – und ist gerade deshalb sehr sehenswert.


Deine
Nadine Rinke
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 Die gute 
 Nachricht 

Theater das Zimmer? Ausgezeichnet!

Am Sonntag wird im Opernloft am Hafen gefeiert! Ausnahmsweise keine eigene Produktion, nein, an diesem Tag gehört die Bühne Kollegen aus einem anderen Haus. Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zeichnet das Theater das Zimmer mit dem Barbara-Kisseler-Theaterpreis aus. Die Ehrung geht seit 2017 jährlich im Gedenken an die im Oktober 2016 verstorbene Kultursenatorin an Privattheater oder Freie Gruppen. Wer den Preis – dotiert mit 50.000 Euro – erhält, entscheidet eine anonyme Jurorin oder ein anonymer Juror. In deren oder dessen Begründung heißt es unter anderem: „Hier, in der Washingtonallee, wird konkret, was Theater bedeutet, wenn es heißt, es schaffe gesellschaftlichen Zusammenhalt durch sein Vorhandensein und durch seine Themen, die es einbringt.“ Und Brosda ergänzt: „Das Wagnis, Theater in einem Zimmer, direkt und ohne Rang oder Parkett zu präsentieren, ist eine beherzte, mutige und von der Hingabe zum Theaterspiel geprägte Entscheidung. In der intimen Atmosphäre kann man hervorragend spüren, was den Zauber des Theaters ausmacht.“ Herzlichen Glückwunsch!


 schön gesagt 

„Dieses Album kann nur ‚Plan A‘ heißen, denn ich kann ja nur das hier. Und ich will auch nur das hier. Alles andere ist egal.“
 
– Johannes Oerding. Morgen kommt die neue Platte des Hamburger Sängers  auf den Markt. Die Songs von „Plan A“ hat er vergangene Woche bei einem exklusiven Club-Konzert im Knust vorgestellt (hier unsere Kritik; M+). Wer nicht zu den 200 Gästen gehörte (oder einfach nicht genug von dem 40-Jährigen bekommt), kann die Show heute Abend hier sehen. 

Fotocredit: Thomas Leidig

 Das Album 
 der Woche 

Aaahh, diese Arroganz. Also: meine. Im Juni war ich auf einem Festival, auf dem auch Phoenix spielten. Soliden Indie-Pop habe ich erwartet, pünktlich vor der Bühne zu stehen, hatte darum nicht höchste Priorität. Was sollte schon kommen? Wird halt gut werden. Dann legten die Franzosen los – treibend, bunt, „Lisztomania“. Und ich? Rannte Richtung Bühne. Was für eine Show! „Alpha Zulu“ vom gleichnamigen Album ist seitdem mein Ohrwurm 2022.
Keine zehn Sekunden braucht der Song, bis man mitwippt. Keine 35 Sekunden, bis man das erste Mal lachend den Kopf schüttelt. Wie wahnsinnig viel Spaß die Band auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung noch macht (und selbst hat), zeigt dieses Video. Geschrieben und aufgenommen haben die Freunde aus Versailles das Album während des Lockdowns im Musée des Arts Decoratifs des Louvre – umgeben von weltberühmten Kunstwerken. Der Opener „Alpha Zulu“ gibt den Ton an für die kommenden neun Songs (auf einem ist auch Ezra Koenig von Vampire Weekend zu hören): Charme-Bomben, fast alle tanzbar und wunderbar verspleent. Morgen kommt „Alpha Zulu“ raus. Woo-ha, singing Hallelujah!

Fotocredit: Glassnote Records


 DER MOPOP-TIpp 

Kiez, Sex, Gewalt. Das ist, kurz zusammengefasst, der Inhalt der spannenden True-Crime-Serie „Reeperbahn Spezialeinheit FD65“, die jetzt in der ARD-Mediathek geguckt werden kann. Fünf Teile beleuchten St. Pauli in den 80er Jahren. Eine Zeit, in der das Organisierte Verbrechen den Kiez fest im Griff hatte. Drogenbanden, Zuhältergruppen, Rockergangs: Die Gewalt eskalierte, es gab immer mehr Tote. Die neu gegründete „Fachdirektion 65“ (kurz FD65) ermittelte im Rotlichtmilieu. In der Serie erinnern sich ehemalige Beteiligte, darunter der pensionierte LKA-Chef Wolfgang Sielaff (hier spricht er über seinen Kampf gegen das Verbrechen; M+), Kalle Schwensen und auch der damalige MOPO-Polizeireporter Thomas Hirschbiegel. 

Fotocredit: NDR/Gebrüder Beetz Filmproduktion/Matthias Bolliger


 Das ist heiß! 

Am 8. November 1939 verübte Georg Elser, ein Tischler aus Süddeutschland, ein Bomben-Attentat auf Hitler und die NSDAP-Führung. Es scheiterte nur knapp. Mehr als 30 Nächte lang hatte er zuvor an seiner „Höllenmaschine“ gebaut. Er installierte sie über dem Rednerpult im Münchner Bürgerbräukeller, wo Hitler an jenem Tag auftreten sollte. Elser wurde gefasst, inhaftiert und schließlich hingerichtet.
Seit zwölf Jahren präsentieren der Schauspieler Jens Harzer (Foto) und der Veranstalter Helmut Butzmann immer am 8. November einen Doku-Abend. Harzer liest aus dem Verhörprotokoll, Butzmann liefert Bilder und Fakten – diesmal im Uebel & Gefährlich (20 Uhr, Tickets gibt's hier). Dort, im Feldstraßenbunker, soll es bald auch eine Stadtteil- und Musikhalle geben, die Elsers Namen trägt. 

Fotocredit: Armin Smailovic
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