Liebe Leser*innen,
was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie diese Zeilen lesen? "Die Truppen waren miserabel vorbereitet, in der Masse schlecht ausgebildet, nicht geübt im Gefecht verbundener Waffen. Die Elite wurde verheizt, die Kampfmoral sank, viele Soldaten sahen in dem Krieg keinen Sinn. Das lag nicht nur an der unzureichenden Versorgung, sondern auch daran, dass die Befehlshaber sinnlose Angriffe befahlen, wenn die politische Führung Erfolge forderte." Wenn Sie auf den aktuellen Krieg Russlands in der Ukraine tippen, liegen Sie daneben. Mit diesen Zeilen beschreibt unser Autor René Heilig den sowjetisch-finnischen Winterkrieg 1939/1940, der viele Parallelen zur jetzigen Situation in der Ukraine aufweist.
Ein wichtiger Unterschied ist, dass sich die Sowjetunion damals gegen den durch Nazi-Deutschland drohenden Vernichtungskrieg wappnen musste. Heute behauptet Präsident Wladimir Putin, dass es um die Entnazifizierung der Ukraine gehe. Zwar sollte man nicht den ukrainischen Nationalismus verharmlosen, aber Putin betreibt mit solchen Aussagen eine falsche Gleichsetzung. Die Geschichte spielt auch für Kiew eine wichtige Rolle. Am Mittwochabend – nach Redaktionsschluss der nd-Donnerstagausgabe – stimmte der Bundestag über den Antrag der Ampelfraktionen und der Union ab, die Hungersnot in der Ukraine zu Beginn der 30er Jahre als Völkermord einzustufen, obwohl das hoch umstritten ist. Für die Ukraine ist das ein weiterer Schritt, um sich nicht nur vom Sowjeterbe zu trennen, sondern alles zu verteufeln, was mit dieser Epoche zu tun hatte. Stattdessen begibt sich das Land auf den Weg nach Westen. LGBTQ werden in der Ukraine zwar noch immer diskriminiert, aber schöpfen langsam Hoffnung.
Eine interessante Lektüre wünscht
Aert van Riel aus dem Politikressort
|