WELTREPORTER AT WORK
Urania Courage Preis für Theresa Breuer
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Theresa Breuer (2.v.l.) bei der Verleihung des Urania Courage Preises mit Schirmherrin und Laudatorin Elke Büdenbender, Credit: Catrin Schmitt
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Jahrelang hatte Weltreporterin Theresa Breuer junge Frauen in Afghanistan begleitet, die für ein selbstbestimmtes Leben gekämpft hatten. Aber mit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 drohte ihnen der Tod. Zusammen mit Gleichgesinnten gründete Breuer die „Kabul Luftbrücke“, um Freunde und Bekannte zu evakuieren. Bis heute hat die Organisation über 2700 Afghaninnen und Afghanen bei der Evakuierung nach Deutschland unterstützt. Für ihr Engagement ist Theresa Breuer mit dem Urania Courage Preis 2022 ausgezeichnet worden. Die Laudatio hielt Elke Büdenbender. Der Preis wird seit diesem Jahr vergeben und soll mutiges humanitäres Handeln würdigen.
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Deutsch-tschechischer Journalistenpreis für Kilian Kirchgeßner
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Kilian Kirchgeßner bei der Verleihung des Deutsch-Tschechischen Journalistenpreises in Bamberg, Credit: Ivan Svoboda
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Doppelschlag: Kilian Kirchgeßner, Weltreporter in Prag, wurde gleich zweimal ausgezeichnet beim Deutsch-Tschechischen Journalistenpreis 2022. Den Preis in der Kategorie Print bekam er für das Portrait eines tschechischen Gründers im Wirtschaftsmagazin brand eins. Den Preis in der Kategorie Audio erhielt er für eine einstündige Deutschlandfunk-Sendung über den Brutalismus in der tschechischen Architektur. Die Preisverleihung fand in Bamberg statt. Der Transport nach Prag war keine ganz einfache Aufgabe: Die Trophäen sind nämlich massive Betonblöcke – und die hält kein Koffer aus.
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Österreich: Gegen religiös motivierten politischen Extremismus
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Lisa Fellhofer beim Gespräch im ORF-Studio. Credit: Sascha Krikler
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Schon im Sommer 2020 hat Weltreporter Alexander Musik für den Deutschlandfunk die Leiterin der neu geschaffenen österreichischen „Dokumentationsstelle Politischer Islam“, Lisa Fellhofer, interviewt – in einem Wiener Kaffeehaus. Bis heute firmiert die Einrichtung aus Sicherheitsgründen unter einer Postfachadresse. Mittlerweile haben die Dokumentationsstelle und ihr wissenschaftlicher Beirat unter Vorsitz von Professor Mouhanad Khorchide 15 Expertisen vor allem zu islamistischen Netzwerken vorgelegt: zu den Grauen Wölfen ebenso wie zur Muslimbruderschaft oder jüngst zur „Herrschaft der Rechtsgelehrten“ im Iran. Anlässlich der anhaltenden Proteste traf sich Musik mit Lisa Fellhofer im ORF-Zentrum, um sie im Talk-Format „Punkt eins“ zu den neuesten Erkenntnissen der Dokumentationsstelle zu befragen.
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Irak: Kurdistan unter Beschuss
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Wer hätte gedacht, dass die irakische Hauptstadt Bagdad einmal sicherer sein würde als die Kurdenmetropole Erbil? Doch im Moment ist das so. Dabei galten die drei kurdischen Provinzen Erbil, Suleimanija und Dohuk im Nordirak als sicherer Hafen im Meer des Terrors, der den Rest des Landes erfasst hatte. Erbil war auf der Sicherheitskarte grün, Bagdad rot. Seit einigen Wochen aber werden nun die Kurden angegriffen. Und das gleich von zwei Seiten: aus der Türkei und aus dem Iran. Auch Bodentruppen der beiden Nachbarländer sind im Nordirak schon präsent. Die Lage wird immer verzweifelter. Weltreporterin Birgit Svensson ist nach Erbil gereist, um mit Menschen vor Ort zu sprechen und die Lage besser einschätzen zu können.
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Mosambik: Stadt der Fahrräder
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In Quelimane haben die Fahrräder Vorfahrt. Credit: Stefan Ehlert
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In Quelimane, Hauptstadt der mosambikanischen Provinz Zambézia, ist das Fahrradtaxi die wichtigste Säule des öffentlichen Nahverkehrs. „Zum Ende der Kolonialzeit waren Fahrräder für die Einheimischen das bevorzugte Transportmittel für Waren“, erklärt Janota Manuel, Direktor der örtlichen Zentralbibliothek, die Wurzeln des Zweiradbooms. Heute ist die Masse an Fahrrädern eher ein Armutsphänomen: Hunderte junge Männer verdienen ihr täglich Brot damit, dass sie Passagiere auf dem gepolsterten Gepäckträger der „bicicletas“ für 10 bis 20 Meticais (0,15 bis 0,30 Euro) von A nach B fahren. Andererseits hat sich um die importierten Velos eine eigene Industrie gebildet: Aufpumpstationen, Reparaturwerkstätten bis hin zu Ersatzteilhändlern. Und der Verkehr in Quelimane fließt – und das sogar klimagerecht. Weltreporter Stefan Ehlert ist mitgeradelt.
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FOKUSTHEMA: Gastfreundschaft
Mein Haus ist Dein Haus
Kenia: Für Gäste ist Platz in jeder Hütte
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Turoop Losenge mit seinem Vater vor dessen Hütte. Credit: Bettina Rühl
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Bei den Samburu, die im Norden Kenias siedeln, kann sich jeder Besucher ohne besondere Erlaubnis in einem beliebigen Haus des Dorfes für die Nacht niederlassen. Niemand wundert sich, wenn der Gast vor dem Schlafen selbstverständlich in die gemeinsame Schüssel greift. So jedenfalls erzählt es Professor Turoop Losenge, der dem Volk selbst angehört. Traditionell leben die Samburu halbnomadisch mit ihrem Vieh und sind bisweilen monatelang mit ihren Herden in der Wildnis unterwegs. Losenge hat in Kenia und Deutschland Gartenbau studiert, in den USA geforscht und lehrt nun an der Universität von Nairobi. In seinem Haus auf dem Campus wohnten monatelang so viele Gäste, dass vor lauter Matratzen auf dem Boden kaum noch ein Durchkommen war – die Gastfreundschaft ist bis heute einer der höchsten Werte seines Volkes.
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Serbien: Der Gast ist heilig
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Festtafel in Serbien. Credit: Danja Antonovic
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„Epische Gastfreundschaft“ lautete kürzlich die Überschrift eines Reiseberichts über Serbien in britischen Medien. Tatsächlich ist die Gastfreundschaft eine elementare Eigenschaft der Serben. Früher glaubte man, dass ein Fremder, der an der Tür klopft, die Seele eines Gottes sei, der Zuflucht sucht. 2015, als hunderttausende Flüchtlinge Belgrad über die Balkanroute erreichten, zeigte sich, was sprichwörtliche serbische Gastfreundschaft ist: Monatelang versorgten Belgrader die Gestrandeten, bis sie weiter in den Westen zogen. Etwas zu schenken gehört auch zur Serbenseele: Ob zwei Äpfel, eine Tafel Schokolade oder 50 Gramm Kaffee, ein Gast hat immer ein Geschenk dabei. Für einen reich gedeckten Tisch, vor allem zu Weihnachten, ist der Gastgeber zuständig. Denn: der Gast ist heilig und muss gebührend bewirtet werden.
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Indonesien: Jeder ist willkommen
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Indonesischer Hochzeitsempfang mit Spendenboxen am Eingang. Credit: Christina Schott.
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„Teman“ – also „Freund“ – nennen Indonesier in der Regel jeden, den sie mehr als einmal getroffen haben. Das reicht als Voraussetzung, um zu einer Hochzeit oder anderen großen Familienfeiern eingeladen zu werden. Bei den meisten Festen ist sowieso das halbe Dorf beteiligt, es wird zusammen gekocht und dekoriert und natürlich auch zusammen geschlemmt und wieder aufgeräumt. Dazu werden auch kurzerhand ganze Straßen abgesperrt. Bei solch großen Feiern stehen am Eingang Spendenboxen, in die die Gäste Geldgeschenke in kleinen Umschlägen einwerfen. Geht es etwas privater zu, überreicht man das Geschenk persönlich – und zwar mit der rechten Hand, denn die linke gilt als unrein. Ausgepackt wird erst später, damit dem Geber eine eventuelle Enttäuschung des Beschenkten erspart bleibt.
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Frankreich: Der deliziöse Holzscheit
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Bûche de Noël 2022 des Nobelrestaurants Molitor in Paris. Credit: Géraldine Marten
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Fast jedes Land hat sein Weihnachtsgebäck, aber es gehört nun mal zur französischen Mentalität, um die eigene kulinarische Tradition immer viel Tamtam zu machen. So flattern seit Anfang November massenhaft Pressemitteilungen zu den neuesten Kreationen des „bûche de Noël“ in mein Postfach. Der legendäre Weihnachtskuchen ist eine süße Weiterentwicklung des großen Holzscheits, der einst mit Blättern und Bändern dekoriert am Heiligabend im Kamin verbrannt wurde. Sterneköche überbieten sich gegenseitig in ihrem Ideenreichtum und Dekor der Biskuitrolle. Lifestyle-Redakteure verkosten seit Wochen diverse „bûches“, um den besten zu prämieren. Sogar das Landwirtschaftsministerium mischt mit: mit einer eigenen Webseite zum historischen Hintergrund.
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Mosambik: Wickeltuch als Geschenk-Klassiker
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Frauen mit Wickeltüchern in Mosambik. Credit: Stefan Ehlert
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Offiziell gibt es den Weihnachtsfeiertag im laizistischen Mosambik gar nicht, sondern den „Dia da Família“, den Tag der Familie. Trotzdem sagt man „Feliz Natal“, frohe Weihnachten. Aber Geld für Weihnachtsgeschenke haben viele Familien nicht. Andere verschenken, was ohnehin dringend nötig war, etwa ein neues T-Shirt fürs Kind. Wer es sich leisten kann – bei durchschnittlichen Jahreseinnahmen unterhalb von 500 Euro – greift oft zum Klassiker, einer Capulana. Das sind bunte Wickeltücher, die typisch sind für Mosambik, meist in leuchtenden Farben, gern auch mit politischen oder religiösen Symbolen bedruckt. Als Wickeltuch dienen sie gleichsam als Rock und Schürze oder Kopfputz, oft werden daraus auch Hemden geschneidert. Traditionell wird das Präsent in Geschenkpapier verpackt und „geheim“ verschenkt – so, dass die oder der Beschenkte nicht weiß, von wem das neue Wickeltuch kommt.
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Tschechien: Persönliche Einladung als Ritterschlag
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Blick durch ein Kneipenfenster in Prag. Credit: Kilian Kirchgeßner
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In Tschechien gilt es als großer Ritterschlag, wenn man von jemandem nach Hause eingeladen wird. Für gesellschaftliche Treffen gibt es die Kneipen an jeder Straßenecke – aber nicht das heimische Wohnzimmer. Da muss das Verhältnis wirklich gut und eng sein, dass man eingeladen wird. Und wenn Geburtstag oder Weihnachten gefeiert wird, müssen die Geschenke unbedingt sofort ausgepackt werden. Das sich-ausufernd-darüber-Freuen ist eine eigene Theaterdisziplin, die man gut beherrschen sollte.
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Rom: Unter dem Dach des Baobab
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Eine warme Mahlzeit: Flüchtlinge vor dem Baobab in Rom. Credit: Michaela Namuth
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In Rom – wie überall in der christlichen Welt – werden an Weihnachten die Armen gespeist. An den Tischen der Hilfsorganisation Baobab gibt es Pasta und Brot an jedem Tag im Jahr. In der Schlange stehen Geflüchtete, vor allem aus Afrika. Viele kommen direkt von der Küste, gestrandet oder gerettet, die meisten sind auf der Durchreise. Bis vor einem Jahr besetzten die Betreiber des Baobab – ein weitverzweigtes privates Netz von Freiwilligen – eine Piazza nahe des großen Bahnhofs Tiburtina, die von der Polizei immer wieder geräumt wurden. Inzwischen hat die Organisation Schlafplätze in Wohnungen, vor allem für unbegleitete Minderjährige. Das Netz wächst trotz des scharfen Gegenwinds der italienischen Rechtsregierung. „Wir machen weiter“, erklärt Andrea Costa, einer der Mitgründer. Und zu Weihnachten schenkt er den Gästen des Baobab eine Führung durchs antike Rom.
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Weltreporter-Buch: „Mit 50 Euro durch..."
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Das neue Buch der Weltreporter: "Mit 50 Euro durch..." Auch mit kleinem Budget kommt man in den aufregendsten Städten erstaunlich weit – man muss nur wissen, wohin und wie. Kostenloser Kunstgenuss in New York beim Street-Art-Spaziergang durch Williamsburg? Zum Lunch in Amsterdam die besten Frietjes ohne Touri-Aufschlag? Für 50 Cent mit der Bootsfähre durch Bangkok? Die WeltreporterInnen sind Experten für die Städte, in denen sie leben, und laden die LeserInnen auf Tagestouren ein, die einzigartige Einblicke auch abseits der großen Touristenattraktionen bieten. Collage: ©Christoph Drösser
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