einer meiner Lieblings-Fahrradläden in Hoheluft macht bald dicht. Eine Gastronomie nach der anderen in Hamburg schließt. Schanze, Altona, Eimsbüttel, Winterhude, ganz egal, viele Laden-Inhaber geben auf. Der Grund: hohe Energiepreise, teilweise absurde Mieten, fehlende Kundschaft, fehlende Kraft nach zehrenden Pandemie-Jahren. Das ist bitter. Und es liegt auch ein Stück weit an uns, dass die geliebten Geschäfte, kleinen Bistros und Kleinode überleben. Im Internet einzukaufen ist natürlich bequem – und häufig auch günstiger als beim Fachhändler. Doch Beratung und Flair kann ein Online-Shop nicht ersetzen, von der Laden-Vielfalt einer Stadt ganz zu schweigen. In Altona-Altstadt steht ein Antiquar vor der Aufgabe seines Traums (M+). Die Miete wurde verdoppelt, er kann diese nicht erwirtschaften, sagt er. Damit wird bald ein weiteres Fachgeschäft verloren gehen.
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„Ein Verkauf des Areals ist denkbar. Aber die finale Entscheidung noch nicht gefallen.“ Diese Äußerung der Bayerischen Hausbau schlägt in Hamburg ein wie eine Bombe. Fast zehn Jahre nach der Evakuierung der einsturzgefährdeten Esso-Häuser im Herzen von St. Pauli hat der Investor immer noch keinen Bauantrag für das Grundstück eingereicht. Meine Kollegin Sandra Schäfer hat mit dem Mitte-Abgeordneten Tobias Piekatz (SPD) über das „Filet“-Grundstück gesprochen. Er prognostiziert düster: „Man muss sich wirklich fragen, ob die hier noch bauen wollen. Ich jedenfalls bezweifle das.“ (M+)
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Tote, Verletzte, Schießereien mit Maschinenpistolen: Die Verteilungskämpfe im Hamburger Drogenmilieu erreichen extreme Ausmaße, wie die jüngsten Gewalttaten in Tonndorf und Osdorf zeigen. Statistisch fallen inzwischen alle zwei Monate Schüsse – und die Polizei hat dieser Eskalation gegenwärtig kaum etwas entgegenzusetzen, warnt zumindest ein Kripo-Beamter. Die Polizeiführung selbst sieht das anders. (M+)
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Daniel Plettenberg (53) hat etliche Jahre verplempert. Damit, irgendwie in diese Welt zu passen. Zu studieren, zu überlegen, welchen Beruf man braucht. Doch er und diese Welt – das passte einfach nicht. „Irgendwann habe ich die Kraft gefunden, mir selbst zu erlauben, ich zu sein. Ich muss nicht reinpassen. Ich kann in meinen Merkwürdigkeiten wundervoll sein“, sagt der Mann, der vor 30 Jahren seiner Extravaganz Raum ließ und Tunte und Dragqueen Didine van der Platenvlotbrug wurde. Die ganze (Lebens-)Geschichte gibt es hier (M+).
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Der Gemüsehändler Süleyman Tasköprü wird am 27. Juni 2001 in der Schützenstraße in Bahrenfeld von Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) erschossen. Obwohl der Mord 22 Jahre zurückliegt, sind die genauen Tatumstände bis heute nicht aufgeklärt. Deshalb beantragt die Links-Fraktion in der Bürgerschaft jetzt ein sogenanntes Löschmoratorium: So soll verhindert werden, dass nicht noch mehr Geheimakten zum NSU-Komplex in den Schredder geraten. (M+)
Kommen Sie gut in die neue Woche.
Julian König
julian.koenig@mopo.de
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