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Liebe Freundinnen und Freunde von NeSTU

Dies ist unser erster Rundbrief in diesem Jahr und es gibt schon viel zu berichten.

Aktuelles von Projekten und Initiativen, die NeSTU massgeblich unterstützt:
  • Base_UA konnte zwei Wohnhäuser in Man'kivka im Gebiet Vinnytsia kaufen und hat dort Flüchtlingsfamilien von der Front im Donbas angesiedelt.
  • Das Comité d'Aide Médicale Zakarpattya CAMZ hat in Tyachiv (Transkarpatien) eine  Flüchtlingsunterkunft für 80 Personen eingerichtet.
  • Die jungen Künstler Nastya Malkyna und Genia Koroletov (aus Luhansk, sie leben seit Kriegsbeginn in Nyzhne Selyshche) waren wieder in Kramatorsk, Donezk und haben dort ein längerfristiges Projekt "Postkarten aus Kramatorsk" zur künstlerischen Betreuung von Jugendlichen begonnen.
  • Der Verein Molotok in Nyzhne Selyshche unterstützt einen Biathlonclub in Chust, und bittet um gebrauchte Ausrüstung für Kinder und Jugendliche aus der Schweiz.

Aktuell in der Schweiz:
Unsere Jahresversammlung findet am Samstag, 25. März im Paulusheim, Moosmattstrasse 4, Luzern statt:
13.30 Eintreffen zu Café und Kuchen
14.30 Statutarische Generalversammlung
16.00 Apéro, offeriert von NeSTU
17.00 Podiumsgespräch mit Lesja Levko, Diana Hrytsyshenko und Jürgen Kräftner über die Arbeit unseres Netzwerks während des Krieges. Ausserdem werden wir zwei kurze Dokumentarfilme mit deutschen Untertiteln zeigen.
19.00 gemeinsames Abendessen auf Wunsch und mit Reservation bei der Geschäftsstelle

Wichtig: Es ist durchaus nicht nötig, Vereinsmitglied zu sein, um an diesem Treffen dabei zu sein. Anmeldung und Information bei unserer Geschäftsstelle

Am 3. März lädt NeSTU gemeinsam mit dem Literaturhaus Zentralschweiz in Stans zu einer zweisprachige Lesung mit Eugenia Senik hier ist der Flyer. Ласкаво просимо! Herzlich Willkommen!

Die Hudaki Village Band kommt in die Schweiz bzw. ins Dreiecksland:
Fr 24.2. Altes Rathaus Weil am Rhein D, 19.00 Tickets
Sa 25.2. Kulturausschuss Gerlafingen, 20.15 Tickets (beinahe ausverkauft)
So 26.2. Atelier Hinterrüti, Horgen, 18.45 Tickets (mit Abendessen ab 17 Uhr)
Weitere Auftritte unter www.hudakivillageband.com

Zu Beginn ein Stimmungsbericht aus der Ukraine mit einer Einschätzung zu den Korruptionsfällen, die neulich an die internationale Öffentlichkeit gelangten und dem langen und steinigen Weg der Ukraine zu einem Rechtsstaat.
Redaktion dieses Rundbriefs: Jürgen Kräftner
Diese beiden Jungen aus der Kleinstadt Siversk, neben Bachmut in Donezk, versteckten sich mit ihrer Familie zehn Monate lang im Keller vor den russischen Bomben. Ende Dezember wurden sie von den Freiwilligen von Base_UA in Sicherheit gebracht. Seither leben sie und eine weitere Familie, insgesamt 14 Personen, gut 800km weiter westlich in zwei Häusern im Dorf Man'kivka in der Oblast Vinnytsia, im südlichen Zentrum der Ukraine. Den Kauf der Häuser hat NeSTU finanziert.
In diesem Rundbrief erfahren Sie mehr von verschiedenen Projekten, die von NeSTU unterstützt werden. Ihre Spende ermöglicht uns, unbürokratisch, schnell und direkt dort zu helfen, wo es am dringendsten nötig ist. 
Weiterhin unterstützen wir auch die Angels of Salvation, die von der Grossstadt Dnipro aus eine kolossale Hilfe leisten, davon ist in diesem Rundbrief aus Platzgründen nicht die Rede. Hier eine aktuelle Video von einem Einsatz in Bachmut. Man sieht dort unter anderem ein Fahrzeug, das von NeSTU gespendet wurde.

Herzlichen Dank!

Spendenkonto NeSTU: 
Raiffeisenbank Nidwalden, 6370 Stans
IBAN: CH69 8080 8008 0940 4940 2
BIC: RAIFCH22XXX

Stenogramm aktueller Eindrücke nach bald einem Jahr Krieg
Die in Wien lebende ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk schrieb kürzlich, sie wünsche sich, kein Herz mehr zu haben, damit es nicht mehr so wehtue. Dabei ist sie überaus aktiv, schreibt, hilft, organisiert. Und so tun es unzählige Menschen an unzähligen Orten - sie engagieren sich an den militärischen, den diplomatischen und gesellschaftspolitischen Fronten, und mindestens so wichtig, in den vielfältigen Formen der Solidarität.

Wir denken jeden Tag an unseren Freund, den Menschenrechtsaktivisten Maksym Butkevych, der seit dem 24. Juni in Kriegsgefangenschaft ist. Jedes Mal, wenn es zu einem Gefangenenaustausch kommt, warten wir fiebrig auf Informationen, machen uns aber auch, gemeinsam mit seinen Angehörigen, keine grossen Illusionen. Maksym ist zu bekannt, sein "Tauschwert" zu gross. Immerhin haben wir von einem seiner Kameraden, der im Januar freikam, erfahren, dass es Maksym den Umständen entsprechend gut geht. Er befinde sich in einem Gefängnis im Gebiet Luhansk nahe der russischen Grenze in einer Zelle gemeinsam mit anderen ukrainischen Offizieren. Das IKRK hat ganz offenbar weiterhin keinen Zutritt zu den ukrainischen Kriegsgefangenen.
Bild oben: Tymofiy Sautkin. Green men. Paper, ink, gouache. 29,5 × 42 cm. 2022. Biruchy Temporary Art Project "Art in War"

In den vergangenen Wochen haben einige krasse Korruptionsfälle in der Ukraine auch international für Aufsehen gesorgt. Um nachzuvollziehen, wie die Bevölkerung den Einkauf von überteuerten Lebensmitteln für die Armee von der Bevölkerung auffasst, lohnt sich der Blick auf eine aktuelle Umfrage.

37% der Ukrainer und Ukrainerinnen treten systematisch und freiwillig einen Teil ihres Monatslohns an die Armee ab.
29% unterstützen die ukrainische Armee auf andere Art und Weise
16,5% kompensieren ihre Wut nach neuerlichen Raketenbeschüssen mit Spenden an die Armee
6,5% dienen in der ukrainischen Armee
6% spenden täglich kleine Summen
nur 5% sehen in alledem keinen Sinn und geben kein Geld

Die Bekämpfung der Korruption findet auf verschiedenen Ebenen statt. Der Druck der internationalen Partner der Ukraine ist sehr wichtig. Er wäre aber nutzlos, wenn es nicht im Land auch während des Kriegs starke und schlagkräftige Initiativen und Enthüllungsjournalisten gäbe, die täglich Missbrauch aufdecken und anprangern. Die Korruption in den Ministerien und praktisch allen öffentlichen Strukturen hat sich seit den 1990er Jahren so stark eingebürgert, dass sie nicht von einem Tag auf den anderen verschwinden kann. Nun gab es tagelang ein Hin und Her, ob auch der Verteidigungsminister zurücktreten müsse oder nicht, denn er hatte in dieser Affäre keine gute Figur abgegeben. Vermutlich wird er demnächst abgelöst. Aber viel wichtiger ist die Entscheidung, dass die Vergabe der Millionenverträge für die Versorgung der riesigen Armee ab sofort transparent und öffentlich geschehen soll. 
Bild oben: Oleksiy Say. From the series “NEWS”. Paper, rubber paint. 29 × 42 cm. 2022. Biruchy Contemporary Art Project, "Art in War".

Die transkarpatische Provinz ist in diesem Krieg in vieler Hinsicht kaum repräsentativ für die Ukraine. Als wir nach Neujahr nur mehr jeweils eine Stunde Strom und anschliessend sechs Stunden Dunkelheit hatten, waren wir plötzlich mehr betroffen und vereinzelt kam es zu Protesten, vor allem dort, wo es offensichtlich ungleiche Behandlungen für einzelne Ortsteile oder Betriebe gab. Die Proteste und vielleicht auch eine etwas verbesserte Gesamtsituation haben dazu geführt, dass wir derzeit ca. zu 50% mit Strom versorgt sind. Leider fehlen uns in unserer Region die starken Player, die die Korruption der Elektrizitätswerke mit dem nötigen Nachdruck in die Öffentlichkeit bringen könnten. Denn natürlich gibt es auch hier Menschen, die von der Not anderer profitieren, und das spricht sich natürlich auch herum.

Und noch eine Umfrage, die eindrücklich zeigt, wie sich die ukrainische Gesellschaft verändert:
Das Institut für Soziologie an der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften hat im November 2021 und im Dezember 2022 einer repräsentativen Zahl von Menschen in der Ukraine die selben Fragen gestellt. Die Veränderungen sind verblüffend. In diesen vom Krieg bestimmten 13 Monaten 

 - hat sich die Zahl der Menschen, die glauben, dass sich "unser Leben im nächsten Jahr mehr oder weniger verbessern wird" verdreifacht - von 20,2% auf 67,9%
- ist die Zahl der Menschen, die sich in erster Linie als Bürger der Ukraine bezeichnen von 62,6% auf 79,7% ist gestiegen,
- ist die Zahl derer, die der Meinung sind, dass "die Zentralregierung fast alle ihre Aufgaben erfüllt" von 5,2% auf 41% gestiegen,
- ist die Zahl der Personen, die der Meinung sind, dass sich "die Situation wahrscheinlich verbessern wird", von 13,2% auf 76,2% gestiegen.
- 75,3% sind völlig zuversichtlich, dass die Ukraine den Krieg gewinnt, weitere 20,4% sind eher zuversichtlich.
 
Flüchtlingsunterkunft in Tyachiv
NeSTU hat den Ankauf eines grossen Gebäudes in Tyachiv mitfinanziert. Anfang Januar lebten hier bereits 62 Geflüchtete aus den Kriegsgebieten, davon 12 Kinder. Dieses Projekt wird gemeinsam vom Comité d'Aide Médicale Zakarpattya CAMZ mit der Stadtgemeinde Tyachiv getragen. Die jahrelange gute Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts Parasolka sind eine gute Voraussetzung für dieses in Rekordtempo realisierte Projekt. Im Bild Natascha Kabatsiy vom CAMZ und die Vertreterin der Stadt Tyachiv, Olena Bisko.
 
Postkarten aus Kramatorsk
Nach unserer Reise vom Dezember sind unsere Kolleg.innen Nastya, Genia und Ania im Januar zu einem ersten Wochenendeinsatz nach Kramatorsk, Oblast Donezk gefahren. Der komplette und schön illustrierte Reisebericht ist hier als pdf zu finden.
Die Reise verlief ohne grössere Zwischenfälle, obwohl die Vorzeichen nicht gut waren: Schon seit mehreren Wochen verschärft sich die Situation im Frontgebiet östlich von Kramatorsk immer mehr, und nur ein paar Stunden vor Ankunft der jungen Künstler wurde ein Wohnblock im Zentrum der Stadt von einer Rakete getroffen, es gab mehrere Tote. Diese Video von Zaborona wurde kurz nach dem Beschuss in Kramatorsk aufgenommen. Ein paar Tage nach dem Besuch verstarb ein amerikanischer Freiwilliger bei einer Evakuation aus Bachmut durch Artilleriebeschuss.

Trotzdem nahmen 15 Kinder und Jugendliche am kreativen Workshop teil: Im Postkartenformat illustrieren sie ihren Lieblingsort in der Stadt. Die dazugehörigen Erzählungen werden Teil einer Ausstellung, die zum Jahrestag der russischen Invasion bereits in Greifswald, Mecklenburg Vorpommern gezeigt wird. 

Das dreiköpfige Team möchte ab sofort regelmässig mit den Jugendlichen in Kramatorsk arbeiten und auch einen Austausch mit Kindern aus Transkarpatien und sogar aus Deutschland ermöglichen. Aus unserer Sicht ist es extrem wichtig, den Kindern in der Ukraine und vor allem in den Frontgebieten die Gelegenheit zu geben, kreativ die Kriegstraumata zu verarbeiten. 
 
Ein neues, friedliches Zuhause
Über Base_UA haben wir hier schon berichtet. Es ist eine von mehreren Initiativen, die Menschen im unmittelbaren Kriegsgebiet mit Hilfsgütern versorgen und versuchen, sie zur Abreise zu motivieren. Leider leben sogar in Bachmut, das grösstenteils zerstört ist und täglich beschossen wird, immer noch tausende Menschen, darunter laut letzten Berichten 200 Kinder. Trotz der steten Lebensgefahr haben diese Menschen noch grössere Angst davor, ihrer Häuser zu verlassen und sich auf die Reise in die Ungewissheit zu machen. Die Freiwilligen von Base_UA versuchen also Vertrauen zu schaffen und geben den Leuten auch eine klare Perspektive, was sie nach der Flucht erwartet.

In einem Dorf in der Oblast Vinnytsia haben sie gut erhaltene Häuser gefunden, die für jeweils nur 3000$ gekauft werden konnten. Man'kivka liegt südwestlich der Stadt Uman in einer sehr fertilen Region, etwa 70km von der Grenze zur Republik Moldau. Dort leben seit Ende Dezember zwei Familien mit insgesamt 14 Personen. Ihren gesamten Hausrat und natürlich auch die Haustiere konnten sie mitnehmen. Gemeinsam mit Base_UA und einer weiteren privaten Hilfsinitiative wollen wir versuchen, die Evakuierung weiterer Familien in diese Region zu ermöglichen.

Foto unten: Bachmut zu Beginn des Jahres 2023 von oben betrachtet (Nicole Tung for NYT)
Unten: Fotos von der Abreise aus Siversk. Auf dem grünlichen Zaun, Hausnummer 77, steht "Uns beschützt Gott" und "Hier leben Menschen, Kinder".

Sport für einheimische und geflohene Kinder in Chust
In der Kleinstadt Chust in Transkarpatien leben seit Kriegsbeginn viele Familien, die aus der Ostukraine geflohen sind. Genauso, wie die einheimischen Kinder, leiden sie zwar nicht unter den unmittelbaren Auswirkungen des Krieges, aber - indirekt spüren sie ihn sehr wohl. Die Schule war über einen Monat lang geschlossen. Jetzt gibt es wieder Unterricht, aber die meisten Schulen sind wegen der regelmässigen Stromausfälle kaum geheizt, der Unterricht findet verkürzt statt und viele Eltern schicken ihre Kinder wegen der Kälte nicht in die Schule. Für willkommene Abwechslung sorgen private Initiativen, besonders Sport. Wir kennen den Biathlontrainer Viktor Sheffer schon seit Jahren, er gibt alles für seine Schützlinge, ist aber kein Genie in Organisationsfragen. Also haben wir uns entschlossen, ihn zu unterstützen. 
Wir suchen im Ausland gebrauchte Ausrüstung für Kinder und Jugendliche
  • Langlaufski, Stöcke und Schuhe
  • Rollerski
  • Matten  und Zielscheiben für die Schiessübungen

Eine komplette Projektbeschreibung gibt es hier als pdf.
Kontakt zu NeSTU:
Salome Stalder - Martin, Dipl Forst-Ing. ETH, Mürgstrasse 6, 6370 Stans
E-Mail: info(at)nestu.org. Natel: 078 770 23 43
Spendenkonto NeSTU:
Raiffeisenbank Nidwalden, 6370 Stans
IBAN: CH69 8080 8008 0940 4940 2
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Nestu · Mürggasse 6 · Stans 6370 · Switzerland

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