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Wedding, der Newsletter. Vom 16. Februar 2023

Die Dankeskirche auf dem Weddingplatz: Hier wird bald mit Verschönerungsmaßnahmen für den Platz begonnen. Foto: http://www.kabgrafie.de

Hallo Wedding,


„Es fühlt sich an, als wäre ein Stück Geschichte kaputt gemacht worden. Der Ort wirkt jetzt kalt und unbefriedigend. Mich überkommt jetzt jedes Mal ein wehmütiges Gefühl,wenn ich den Innenhof betrete.“ So schrieb es uns Leserin Simone aus der Badstraße, aus dem Haus, wo acht Jahre lang die Wilma Bar ihre Gäste begrüßte, bis der Mietvertrag nicht mehr verlängert wurde.

Inzwischen hat am gleichen Ort die Black Wedding Bar eröffnet. Als hier im Weddingweiser darüber berichtet wurde, kamen viele Emotionen wieder hoch; zahlreiche Gäste der Wilma waren wütend über die Art, wie "ihre" Bar verdrängt und wie dieser Vorgang von den neuen Barbetreiberinnen im Nachhinein in unserem Artikel dargestellt wurde. Wir bekamen Mails und Kommentare ohne Ende - und das war dann endgültig ein Grund, uns mit dem Betreiber der Wilma-Bar Oliver zu treffen, Entschuldigung zu sagen, aber uns vor allem über die Geschichte der Bar, auch am neuen Ort am Ritterlandweg 31, zu unterhalten.

Schon bald könnt ihr das Ergebnis bei uns nachlesen.

Die Wiederholungswahl ist gelaufen, und das Problem, mit dem die Berliner:innen am Wahlabend konfrontiert sind, zeigt sich auch im Wedding. Die Trennlinie zwischen CDU-dominierten Außenbezirken und Grün-dominierten Innenstadtteilen geht auch quer durch den Wedding. Alle Direktmandate wurden entweder von der CDU im bürgerlichen, vorstädtischen Norden des Wedding (Afrikanisches Viertel, Englisches Viertel, Schillerhöhe, und Teilen des Osramkiezes) oder den Grünen (alle anderen Wahlbezirke im Wedding und Gesundbrunnen) gewonnen, die SPD geht bei den Erststimmen leer aus. Und das im einstmals so roten Wedding, wo sich auch mit dem Kurt-Schumacher-Haus die Parteizentrale befindet.


Wir haben mit dem oben gezeigten Bild einen eigenen Wahlaufruf veröffentlicht. Genutzt hat es nur bedingt etwas, die Wahlbeteiligung lag in einem Kiez nur bei 50 %. Die Wahlergebnisse bei den Erst- und Zweitstimmen haben wir hier Kiez für Kiez zusammengefasst, auch die Ergebnisse der Bezirkswahlen und die Wahlbeteiligung sind abgebildet.


Das Ergebnis im Bezirk Mitte ist übrigens besonders vertrackt: Das Wahlergebnis beschert der rot-grünen Zählgemeinschaft in der BVV mit 28 Sitzen die knappest-mögliche Mehrheit. Aber die ist wegen Ingrid Bertermann perdü. Zwar zog sie mit dem Grünenticket in die BVV ein, doch Mitglied ist sie bei den Linken. Was daraus folgt, weiß die Glaskugel.

Wir haben eine gute und eine schlechte Nachricht für Nahverkehrs-Fahrgäste. Die gute zuerst? Der S-Bahn-Tunnel öffnet nach sechs langen Wochen wieder, und die S-Bahnen der Linien S1, S2, S25 und S26 fahren wieder von Gesundbrunnen bis Yorckstr. bzw. Südkreuz durch. Und jetzt die schlechte. Ab 1. April kosten Tickets erheblich mehr. Der Einzelfahrschein 3,20 Euro, die Viererkarte 10 Euro., auch die Umweltkarte wird deutlich teurer (im Moment kostet sie bis zum Start des Deutschlandtickets ab 1. Mai ja nur 29 Euro). Die ganzen Tarife stehen hier.


Im Soldiner Kiez sorgt gerade eine Personalie für viel Aufregung. Nachdem zwei Mitarbeiterinnen des dortigen Quartiersmanagements ihren Posten auf eigenen Wunsch verlassen haben, ist nun auch der letzte verbliebene Mitarbeiter weg. Wie man dem Abschiedsbrief in den Kiez entnehmen kann, hat Teamleiter Recep Aydinlar nicht ganz freiwillig aufgehört. Das QM informiert auf seiner Seite unterdessen von einer aktuellen Frühjahrspause bis April. Bei der Quartiersratssitzung am Dienstag in der Fabrik Osloer Straße ging es deshalb hoch her, immerhin haben nun Quartiersräte, Kiezbewohner:innen und Träger ihren gewohnten und wohl in der Nachbarschaft sehr beliebten Ansprechpartner im Kiez verloren. Nahezu alle relevanten Träger aus dem Kiez machten ihrem Ärger über die Angelegenheit gegenüber dem Träger des QMs, dem Bezirk und der Vertreterin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ordentlich Luft. Neue Quartiersmanager:innen sollen bald kommen, hieß es daraufhin.

Am 24. Februar wird der Krieg, mit dem das von Putin beherrschte Russland die Ukraine überfiel, schon ein Jahr andauern.


Pfarrer Thilo Haak von der Ostergemeinde schreibt: “Unendliches menschliches Leid und Zerstörung hat dieser Krieg mit sich gebracht.

Wir haben für die Opfer gesammelt - Geld und Hilfsgüter. In unsere”n Gemeinden sind seit Kriegsausbruch Menschen aus der Ukraine Gäste, Kunden bei Laib & Seele oder einfach nur Hilfesuchende. Die Politik debattiert oder organisiert Waffenlieferungen.

Die Kirchen müssen sich neu in der Frage der Friedensethik aufstellen.


Ein Jahr voller Herausforderungen.


Im Blick zurück und auf das, was kommt, lädt die Ostergemeinde zu einer regionalen Friedensandacht ein:


Fr. 24. Feb. 23, um 18:00 Uhr, Samoastraße 14”

Ein Wärmecafé zum Aufwärmen und Ausruhen öffnet ab diesem Sonntag, dem 19. Februar, in der Weddinger Wollankstraße 84 (13359 Berlin), Nähe S-Bahnhof Wollankstraße. Kostenlos gibt es Kaffee, Kuchen und Wärme. Es ist geöffnet immer sonntags von 13 bis 16 Uhr.

Dieses vom Kirchenkreis Berlin Nord-Ost organisierte Angebot gehört zur „Aktion Wärmewinter" des Diakonischen Werkes. Dazu heißt es dort: „Die Energiepreise steigen und das bringt viele Menschen in eine soziale Notlage. Gerade gefährdete Gruppen und Menschen in prekären Lebenssituationen sind von Energiearmut sowie Arbeits- und Wohnungslosigkeit bedroht. Die Diakonie öffnet ihre Türen und Herzen". Mehr dazu unter https://www.diakonie-portal.de/waermewinter

Nach den schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet gibt es auch im Wedding viel Solidarität. Viele Weddinger:innen haben Familie oder Bekannte in den Erdbebengebieten und wollen helfen. Wir stellen euch einige Initiativen vor und ergänzen den Beitrag ständig.


Soli-Aktion für Erdbeben-Opfer: Das Cineplex Alhambra lädt am Sonntag um 20.30 Uhr zur Aufführung des aktuellen türkischen Films "Sevda mecburi istikamet” (Original mit dt. Untertiteln). Das Besondere: Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern werden komplett an die Hilfsorganisation ahbap gespendet. Von zehn bis 100 Euro kann jeder Betrag für Tickets gezahlt werden.


Mehr von Ebru Schaefer und ihrer privat organisierten Spendenaktion. Sie schreibt: “Es sind die Kleinigkeiten im Leben, auf die es ankommt. Die wundervolle
Tochter einer ehemaligen Arbeitskollegin @arnoctis zeichnet Bilder und verkauft diese und spendet die gesamte Einnahmen an uns. Eine Nachbarin hat von ihrem letzten Türkeiurlaub noch Geld übrig und spendet dies für die Menschen in der Türkei und in Syrien. Ich bin auch sehr überwältigt von der heutigen Schweigeminute an meiner Schule. Die Kinder waren so unfassbar großartig.

Leider reißen die schlechten Nachrichten nicht ab. Es fehlt an Kohle zum
Heizen, Zelten zum Aufwärmen und Leben, an Toiletten, an medizinischer
Versorgung und ganz besonders an psychologischer Betreuung.

Weiterhin sind die Menschen dort auf Spenden angewiesen 😔

Verein der internationalen Freundschaft und Solidarität e.V.
IBAN: DE30 1001 0010 0656 3151 07
BIC: PBNKDEFF
Verwendungszweck: Erdbebenhilfe Türkei

ACHTUNG, neue Paypaladresse:
Paypal:
vereininternational@gmail.com

Ach, was haben wir schon für bitteren Spott über dem Bezirksamt ausgeschüttet, weil das mit dem Radweg auf der Müllerstraße immer wieder angekündigt, umgeplant, modifiziert, neu angekündigt, modifiziert wurde. Immer wieder gab es neue Gründe, warum es jetzt doch nicht umgesetzt werden könne, und der nicht vorhandene Radweg wurde zum Running Gag, auch bei uns.

Wahlkampf hin oder her, nun hat die Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann angekündigt, dass nach dem wundersamerweise in Rekordzeit gebauten geschützten Radwegabschnitt zwischen dem Bahnhof Wedding und der Schulstr./Luxemburger Straße auch die beiden fehlenden Anschlussteilstücke Seestraße - Schulstr./Luxemburger Str. und Bahnhof Wedding - Fennstraße in Angriff genommen werden. Und das nicht in ferner, wolkiger Zukunft. Sondern schon 2023. Genauer gesagt schon im Frühjahr.

Das überfordert unser Humorzentrum. Vielleicht passiert es ja wirklich?

Stolpersteinverlegung am Samstag, den 18. Februar, um 15:25 Uhr, Müllerstraße 52:

Der Künstler Gunter Demnig wird Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort einlassen, um damit an die beiden Frauen und an andere Opfer der NS-Zeit zu erinnern. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Gunter Demnig den Talmud als Grundlage für die Stolpersteine. Diese erinnern an Martha Fleck und Elfriede Fleck.

Seit 15. Februar ist die Stimmung im Prime Time Theater wieder besonders knorrke: mit zwei „r“ – denn „Knorrke“ kehrt zurück auf die Bühne, seines Zeichens „Gott der nordischen Gewürze“. Der neue Charakter von „Gutes Wedding, Schlechtes Wedding“ hält in Folge 131 Einzug in den Kosmos der Theatersitcom. Bei der Comic Convention im schwedischen Smördönsbrönd bemüht der Cosplayer sich um die Gunst von Karina, deren Herz jedoch ihrem heimischen On-Off-Nerdfreund Kevin gehört. Das Prime Time Theater nimmt “Der Gefangene von Instagram” wieder ins Programm, weil noch nicht alle Fans die Gelegenheit hatten, sich das Stück anzuschauen.


Extra für euch Leser:innen verschenkt das Theater 2 x 2 Tickets für die Vorstellung am Donnerstag, 23. Februar, 20:15 Uhr „Der Gefangene von Instagram" . Wenn ihr mitmachen wollt, schreibt uns bitte eine E-Mail mit vollem Namen und dem Betreff “Prime Time Theater” an redaktion@weddingweiser.de

Der Zentrale Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm liegt tatsächlich noch im Wedding und nicht in Reinickendorf. Bis 2028 sollen dort weiterhin Rummelplätze und Jahrmärkte stattfinden. Danach wäre der verkehrsgünstig gelegene und im Moment komplett asphaltierte Platz ideal geeignet für Wohnungsbau und Flächenentsiegelung. Noch vor dem Wahlsonntag hat die (Noch- oder Wieder-) Regierende Bürgermeisterin Giffey das Projekt abgesagt, 1.500 - 2.000 Wohnungen, die also nicht im Wedding entstehen würden.

Der Wedding in Bildern

Und sonst so auf dem Blog?

Manche Nachrichten lösen Reflexe aus wie bei einer Tierdressur. Ein Beispiel ist die Meldung: “Neubau neben dem Humboldthain Club angekündigt”. Sofort schnappt der Reflex zu und formt den Gedanken: Klagefreudige Neu-Weddinger verdrängen Clubkultur. Beobachten lässt sich das am Erfolg einer Petition des Betreibers des Humboldthain Clubs. Über 6000 Unterschriften in kurzer Zeit. Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sagt: “Ich gebe Entwarnung, da kann nichts anbrennen.” Was ist los in der Hochstraße 46? Die ganze Geschichte steht hier.

Eine durchaus denkwürdige Veranstaltung fand am 30. Januar im City Kino Wedding statt. Der große Saal umfasst über zweihundert Plätze und war brechend voll. Organisiert von der Initiative „Genug ist genug!“ (GiG) versammelte sich eine beeindruckende Menge von Aktiven aus den Weddinger Stadtteil-Initiativen gegen hohe Preise und den Mietenwahnsinn sowie für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und Solidarität mit den Armutsbetroffenen. Denkwürdig vor allem deswegen, weil nicht das Trennende, nicht die Unterschiede zum Beispiel in den langfristigen Zielen der Gruppen in den Vordergrund geschoben wurden. Den Veranstaltungsbericht findet ihr hier.

Es gibt viele Orte der Literatur. Und es gibt viele kleine Verlage in Berlin. aber keiner druckt so feine, ausgewählte, zarte Heftchen mit Gedichten und anderen lyrischen Texten wie Ilia Kitup. Den Verleger des Propeller Verlags stellen wir euch hier vor.

Wo einst die Groschen fielen - über das Ende der durchaus stadtbildprägenden Telefonzellen. Eine Betrachtung über ein einstmals wichtiges Stadtmöbel.

Alle wichtigen Wedding-News alle zwei Wochen sonntags bei

“Wedding kurz und knapp”

Bis nächste Woche!

Eure WeddingLetter-Redakteure Joachim und Andaras