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Neues aus der Schule

Newsletter No 1/23 der Primary School

Liebe Freunde unseres einzigartigen Schulprojektes,

pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres haben Karin Howell (unsere Initiatorin), Sabine Castenow (eine der neuen Sponsorinnen) und ich uns auf den Weg gemacht, um in der Schule nach dem Rechten zu schauen und mit unserem Schulmanager Lazarus alles Wichtige zu besprechen.

Der Weg zur Schule

Es ist ja immer ganz schön, wenn man zu ZDF (Zahlen, Daten Fakten) noch ein bisschen eine Idee davon bekommt, wie so ein Besuchs-Tag in der Schule oder in Anidan, dem mit uns verbundenen spanischen Waisenhaus, aussieht. Durch die Äquator-Nähe ist es hell von 06:00 - 18:00 Uhr. Wir stehen früh auf, meist geweckt vom Muezzin. Wir übernachten in einem etwas abseits gelegenen Ortsteil von Lamu, namens Shela, dessen Ortsbild durch wunderschöne alte Häuser, gebaut aus Korallensteinen und handgearbeiteten Türen aus Mangrovenholz, geprägt ist. Die engen Gassen bieten Schatten, hier und da muss man sich die Enge mit einem Esel teilen, der schwer beladen Waren transportiert. Im Januar/Februar weht immer ein leichter Wind, namens Kaskazi, der am Nachmittag ordentlich aufbriest. Kaskazi kann allerdings auch so ordentlich wehen, dass man denkt man sei an der Nordsee - außer der Temperatur natürlich. Wir frühstücken die köstlichsten Früchte wie Mango, Papaya, die kleinen Bananen oder Passionsfrüchte und starten meist gegen 8.30h in Richtung Schule. Dann besteigen wir ein kleines Boot, was an Lamu vorbei fährt, um an den anderen äußeren Rand der Insel zu gelangen. Von dort gehen wir dann in Begleitung von Massai Paayai auf sandigen schmalen Wegen durch die Elendsviertel zur Schule.

Lebenswirklichkeiten

Die Wege sind gesäumt von Plastik und Müll. Diejenigen Familien, die ab und an etwas Geld verdienen, versuchen nach und nach ein festes Haus zu bauen, was oft Jahre zur Fertigstellung braucht, da das Geld meist ausgeht. Verputzt werden diese Häuser eh nicht, auf Fenster wird gänzlich verzichtet, und geschlafen wird auf einfachen Matten auf dem Boden. Allerdings sind die meisten Unterkünfte Verschläge, die halb aus Stecken, alten Plastikplanen und etwas Wellblech zusammen gehalten werden. Immer wieder treffen wir auf dem Weg zu unserem Ziel Kinder aus der Schule, die dann aufgeregt „Mama Karen, Mama Karen“ rufen.

Gemeint ist natürlich Karin Howell, die sooft im Jahr kommt, dass alle sie schon gut kennen. Ansonsten werden wir überall mit einem flotten „Jambo“ gegrüßt, was soviel wie „hallo“ heißt.

Bevor wir fotografieren, fragt Paayai ob das in Ordnung sei. Meist beschränken wir uns dabei auf die Familien, deren Kind bei uns in den Unterricht kommt.

So gegen 10.30Uhr ist es dann meist schon so warm, dass uns die Kleider anfangen am Körper zu kleben. Wir tragen bevorzugt langärmelige Leinenhemden, lange Hosen und Turnschuhe, um die überwiegend muslimische Kultur zu respektieren.

 

Apropos muslimische Kultur. Manchmal sieht man recht junge Teenager Mädchen mit einer Ninja umher spazieren. (Das ist die Vollverschleierung). Wir denken uns sofort: die armen unterdrückten Mädchen. Es ist in unserm Inneren mit nichts Positivem verknüpft. Sondern nur mit strikten Regeln einer für uns doch recht fremden Religion. Maria Pargano, die Spanierin aus Anidan, die seit vielen Jahren mit den Waisen arbeitet und die uns oft begleitet, hat uns aufgeklärt. Einige der Teenager Mädchen ziehen das an, um möglichst unerkannt die erste große Liebe abseits des Trubels zu treffen. Wir mussten schmunzeln - überall auf der Welt suchen sich Teenager die Lücken für ein kleines Abenteuer.

Veränderung

Wie überall im Berufs- und Alltagsleben, bleibt auch hier in Ostafrika nicht immer alles, wie es war. Sicher fragt Ihr Euch schon, warum ich Euch dieses Mal nicht mit liebe „Almaawiya-Freunde“ angesprochen habe. Und das ist dann auch gleich die größte und auch etwas schmerzhafte Veränderung, die wir zu meistern hatten. Wir mussten einen neuen Namen suchen. Almaawiya ist der Name einer Familie, die uns zu Beginn des Projektes das Gebäude vermietet hatte, in dem wir gestartet sind. Nun haben wir eine Schule gebaut mit 20 Mal so viel Platz, Sportplatz, Art-Center, Bibliothek, einer Küche und einer wunderbaren Kantine, einem Gemüsegarten, Hühnerstall und bald auch Platz für mehr Schüler, einem Boarding-House und einem Volunteers House. Die „Almaawiya“ Familie hat in der Gemeinde dieses Projekt sehr stark für sich reklamiert und immer stärker Einfluss genommen auf wesentliche Entscheidungen. Diese Entscheidungen passten oft nicht mehr zu unserer Philosophie. Wir haben daher entschieden, dass wir gemeinsam mit unserem wunderbaren Schulleiter Lazarus,  den Kindern und Lehrern einen Namen finden, der zu unserem pädagogischen Konzept passt. Die Grundlage für alles Lernen in der Schule fusst auf dem Konzept von „Playbased Learning“. Es ist seit langem bekannt, dass langes Sitzen und Frontalunterricht überhaupt nicht in der Natur von Kindern angelegt ist und das diese Unterrichtsform im Prinzip auch nicht zu den besten Lernerfolgen führen kann. Playbased Learning bringt die Kinder immer wieder in Bewegung, um das Gelernte mit Bewegung zu verknüpfen und im Gehirn viel besser zu verankern. Bewegung heiß auf Zwahili = mwendo = sprich „wendo“. Gut oder besser heißt auf Zwahili = bora. Zusammengenommen bedeutet mwendo bora in Bewegung hin zu einer besseren Zukunft. In den kleinen Videos haben wir noch einmal ein paar lokale Stimmen zu der Bedeutung des Namens eingefangen. Viel Spaß beim Üben. Und ab jetzt wird es heißen: „Liebe Freunde von Mwendo Bora.“ Und nach ein paar Tagen hier vor Ort, ist es schon gar nicht mehr so schwer. Im Gegenteil, es fühlt sich gut und richtig an.

Außerdem haben wir uns entschieden, uns von einigen Lehrern zu trennen, die nicht konsequent mitziehen, wenn es um einen liebevollen, respektvollen und wertschätzenden Umgang mit unseren Schüler:innen geht.

Sound an und auf das Bild klicken für den Film
Danke an das Team von Castenow GmbH für den Film!!🙏

Herausforderungen

Das neue Schuljahr hat gerade begonnen und auch das neue Curriculum, was  6 Jahre Primary School und 3 Jahre Junior Secondary School vorsieht. Bisher gab es 8 Jahre Primary School.

Die Regierung schreibt vor, dass es einen Durchschnitt von 45 Schüler:innen in den Klassen gibt. Bisher liegen wir bei 35 pro Klasse. 

Wir hatten überlegt, ob wir (da wir eine Privatschule sind) da einfach nicht mitmachen. Das könnten wir so entscheiden. Aber Lazarus rät dringend ab, denn wir würden den Status des „Exam Centers“ verlieren. Bedeutet, dass alle zu den wichtigsten Prüfungen Ihrer Schullaufbahn an einen anderen Ort, weit weg gebracht werden müssten, wo sie nicht immer nett willkommen geheißen werden. Auch die Verpflegung an diesen Tagen wäre nicht gewährleistet, denn unsere Kinder haben nunmal keine Mami, die Ihnen leckeres Pausenbrot mit Apfelschnitzen macht und für ausreichend zu Trinken sorgt. Dieser Stress sind die ungünstigsten Voraussetzungen für eine gute Prüfung und von dem Ergebnis hängt nun einmal die weitere Laufbahn ab. 

Da wir aber aus den unteren Klassen gar nicht so viele Schüler:innen haben, füllt dann die Schulbehörde unsere Klassen einfach auf, mit Kindern aus anderen Schulen, die aber längst nicht unseren Standard haben.

Jeder Lehrer verdreht schon bei einer Klassengröße von 35 Schülern die Augen, aber 45 ist wirklich viel. Die Lösung ist: jede Klasse bekommt zusätzlichen einen Playbased Learning Lehrer und so teilen wir die Klassen für den Unterricht. Wir müssen hier unkonventionell denken, denn das Ziel sind 350 Punkte zu erreichen. Das garantiert ein Stipendium bei einer der top weiterführenden Schulen.

Ergebnisse

Was mich direkt zu dem nächsten Punkt bringt. Die Ergebnisse der Jahre 2018/2019 und davor waren immer überdurchschnittlich gut. Da haben sich rund 45% einer Klasse mit über 350 Punkten qualifiziert für eines des begehrten Stipendien. Das sind rund 15 Schüler:innen pro Klassenstufe. In den Nach-Coronajahren 2020-2022 kommen wir gerade mal auf 3 Schüler pro Klasse.

Das Ziel ist klar abgesteckt und Lazarus brennt dafür mit einer super motivierten Lehrerschaft, extra Nachhilfestunden am Nachmittag und am Wochenende mindestens 50% zu erreichen. Und mir ist vollkommen klar, was Eure nächste Frage sein wird: Was passiert mit den anderen? Wenn die Ergebnisse ausreichend gut sind, um an einer der guten weiterführenden Schulen mitkommen zu können, übernimmt „Kids in Motion“ (Karin Howells Stiftung aus der Schweiz) einige Stipendien. Anderen ermöglichen wir, auf die Polytechnische Berufsschule zu gehen, um sich für einen Job zu qualifizieren.

                                     Vision

Jeder braucht eine Vision im Leben. Ein höheres Ziel, wofür es sich lohnt jeden Tag aufzustehen und einem harten Job nachzugehen. Genau diese Vision ist es, die unsere Kinder dringend brauchen. Bei unseren eigenen Kindern ist es häufig so, dass sie zu Hause dafür ein gelebtes Vorbild haben, an dem sie sich orientieren können. Den Schüler:innen von Mwenda Bora fehlt das Vorbild und vor allem die Unterstützung zu Hause. 

Nicht selten sehen die Eltern gar keinen Grund, dass die Kinder zur Schule gehen sollen. Die können doch lieber von klein an arbeiten gehen und sich mit Hilfsjobs ein bisschen Geld verdienen. Diese Aufgabe übernehmen unsere Sozialarbeiter. Es ist permanente Aufklärungsarbeit in den Gemeinden (meint in diesem Falle Elendsviertel) und mit den Eltern notwendig. 

Daher setzt Lazarus erfolgreich auf kleine Ausflüge. Neulich gab es einen Ausflug zum Flughafen. Und der Pilot der hiesigen Fluggesellschaft Skywards war so lieb die Kinder einzuladen, sich in das Flugzeug zu setzen, das Cockpit zu besuchen, den Laderaum anzusehen und mit den Stewardessen gemeinsam in die Boardküche zu gehen. Was denkt Ihr, welchen Berufswunsch die Schüler:innen dieser Klasse nun haben? Zurück in der Schule wurden alle Eindrücke gemeinsam reflektiert und die Möglichkeit erörtert, dass dieser Berufswunsch Wirklichkeit werden kann. Und  genau diese Vision treibt sie an, jeden Tag in die Schule zu gehen, zu lernen und ein bisschen extra Anstrengung zu unternehmen für gute Ergebnisse.

Also: Hakuna Matata (keine Sorge).Wie geht es weiter?

Wir planen den Bau von einem Boardinghaus und einem Volunteer Haus. Aber jetzt steht vor allem an, die neue Webseite mit dem neuen Namen umzubauen, die Broschüre zu verändern, die Eintragung im Vereinsregister, und und und…. So Ihr Lieben, während ich schreibe, bin ich noch in Kenia, um die frischen Eindrücke direkt zu Euch zu bringen. Zum Abschluss: Wir hatten trotz Corona ein erfolgreiches Spendenjahr, was uns Luft gibt für extra Playbased Learing Trainer. Nach wie vor gilt: 0% Eurer Spenden werden für Admin ausgegeben. 100% der Spenden gehen direkt ins Projekt. Das ist unser Versprechen und das halten wir.

Wichtig: Der Name des Kontos lautet immer noch Almaawiya e.V., solange wir nicht anders im Vereinsregister eingetragen sind!

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                           Das wars für heute

Danke für Eure Treue. Auf Zhahili: Nashukuru sana (ich bin sehr dankbar), Baki Salama (=stay well)

Bleibt uns bitte treu und vor allem bleibt alle gesund.

Eure Susanne Preiss 


1.Vorsitzende
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