Heute möchte ich ein paar Gedanken über das Hören mit Ihnen teilen. Zuerst dazu eine Beobachtung in 33 Unterrichtsjahren und davon 25 Jahren mit der Suzukimethode.
Kinder, die von Anfang an die Chance bekommen, die empfohlenen Aufnahmen ihrer Stücke und eine Vielfalt von anderer Musik anzuhören und das über Jahre in ihren Tagesablauf eingegliedert bekommen, haben einen enormen Vorteil und sind die Erfolgreichsten beim Erlernen eines Instruments.
Eine einfache Motivation dazu: Kinder, die von Sprache umgeben sind, werden ihren Wortschatz beständig erweitern und ihre Ausdrucksweise Schritt für Schritt verbessern. Die Familie und soziale Umgebung freut sich über jedes neue Wort, anerkennt Fortschritte und hilft beständig, ohne Druck, beim Erwerb der Muttersprache(n). Ja, man lässt sich sogar auf die Stufe des Kindes, motiviert und wiederholt ohne Erwartungshaltung. Alles funktioniert über das Gehör. Zuerst sprechen und danach lesen.
Ebenso wichtig ist das Anhören von Unterrichtsliteratur und anderen Stücken. Eine ausgezeichnete Klangvorstellung und gutes rhythmisches Empfinden werden mit der Zeit entwickelt und das Ziel, das Stück lernen zu wollen, ist vorprogrammiert. Es ist die Chance eines intuitiven und nicht nur analytischen Zugangs zum Instrument.
Wie kann man das Hören in den oft sehr dichten Alltag integrieren?
Zuerst wäre es ratsam, die CDs der Unterrichtsliteratur zu vervielfältigen um etliche Hörmöglichkeiten „installieren“ zu können. Im Kinderzimmer beim Spielen, im Auto, in der Badewanne, im Garten – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die meisten meiner SchülerInnen hören ihre CDs vor dem Schlafengehen als „Abendritual“, oft auch zum Einschlafen nach dem Vorlesen.
Es ist natürlich ein Unterschied zwischen aktivem und passivem Hören.
Bei aktivem Hören kann man das kleine Kind mit dem Text vertraut machen, die Aufmerksamkeit auf hohe oder tiefe Töne lenken oder diverse Hörrätsel erfinden (z.B. „Kannst du bei allen langen Noten die Hand heben?“) Wenn an diversen Tagen das Üben gar nicht klappt, ist es sogar hilfreich, gemeinsam Stücke anzuhören, zu singen, zu tanzen, zu klatschen oder dazu zu zeichnen. Man kann das Kind dadurch ablenken und eventuell wieder positiv motivieren.
Bei fortgeschrittenen SchülerInnen wird das aktive Hören des eben zu erlernenden Stückes im Vordergrund stehen. Auch Konzertbesuche oder Klassenabende an den Musikschulen und gute Youtube-Videos von SolistInnen, Kammermusik oder Orchestern gehören dazu.
Passives Hören wäre etwa mäßig laute Musik als Hintergrund beim Computerspielen oder beim Lesen, gemeinsamen Kochen, Essen, Spielen etc.
ANDREA MUGRAUER-BEIS
Es wäre sehr interessant, Ihre/Eure Meinungen und Erfahrungsberichte über den Aspekt des Hörens im nächsten Newsletter in der Elternbox lesen zu können!