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480  5.6.2023       
      
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 KOMMENTAR

Grosse Versprechen, wenig Substanz

pw. Grosse Versprechen haben kürzlich die Admicasa-Holding und deren VR-Präsident Serge Aerne mit einem neuen Gebührenmodell für Pensionskassen gemacht. Es geht angeblich um nichts geringeres als einen «Paradigmenwechsel in der gesamten Branche». Die Managementgebühren sollen ersetzt werden durch «ein für die Schweiz komplett neues» Geschäftsführungshonorar. Es soll «Einsparungen von mehreren Milliarden Schweizer Franken jährlich zugunsten der Versicherten» ermöglichen.

Skepsis ist angezeigt. Zum einen wegen der versprochenen Milliarden-Einsparungen, zum anderen, weil der Initiant, Admicasa VR-Präsident Aerne, etwas gar auffällig in den Vordergrund gestellt wird. Die neue Lösung geht, so wird betont, auf seine persönliche Initiative zurück. Solcher Personenkult ist in der Branche eher unüblich.

Man darf vermuten, dass Aerne damit seine Reputation stärken will, nachdem er in der Auseinandersetzung der Pensionskasse Phoenix, deren Gründer Aerne ist, mit der Schwyzer Kantonalbank in den Medien in ein schiefes Licht geraten ist. Das Strafverfahren gegen Aerne wurde vor Jahresfrist eingestellt. Mit seinem Vorstoss dürfte er sich eine bessere Presse erhofft haben.

Diese Rechnung scheint aufzugehen. Danny Schlumpf zeigt sich im Sonntagsblick sehr angetan, geradezu begeistert, von Aernes Gebührenmodell, ohne dessen Ankündigung gross zu hinterfragen und schreibt von einer «Revolution», welche ein «gewaltiges Rumoren» hinter den Kulissen ausgelöst habe. Die Branche fürchte um ihre Pfründen.

Das lässt sich nicht bestätigen. Schlumpf erwähnt den Verband der Schweizer Asset-Manager, welcher erklärt, Admicasa trage zur Vielfalt der Gebührenmodelle bei. Empfiehlt der Verband das neue Modell seinen Mitgliedern? «Die Gebührenstrukturen sind grundsätzlich Sache der Asset-Manager», sagt der Verband gemäss Sonntagsblick. Was alles und nichts sagt, in der Sache aber sicher richtig ist.

Auch finews fordert mit Blick auf das Admicasa-Modell: «Dieser Ballon muss platzen», und meint damit die Vermögensverwaltungskosten. Und auch finews macht sich die Argumentation linker PK-Kritiker zu eigen und schreibt: «Deshalb versickert gutes Geld, das eigentlich den Versicherten gehört, irgendwo in den Untergründen der zweiten Säule.» Das ist angeblich deshalb so übel, weil die «zweite Säule der Altersvorsorge in Schieflage» sei. Das ist schlicht Chabis und doppelt falsch, wenn es der Chefredaktor des «Treffpunkts der Finanzwelt» verkündet.

Die Lancierung eines neuen Gebühren-Konzepts ist grundsätzlich zu begrüssen. Innovationen gehören zu einem freien Markt, auf welchem der Wettbewerb spielt. Bloss: Die versprochenen Milliarden-Einsparungen darf man getrost ins Reich der Fabel verweisen. Die gebotenen Leistungen müssen finanziert werden, die erträumten Einsparungen sind nicht realistisch, und schliesslich spielt der Wettbewerb schon heute. Die meisten Vorsorgeeinrichtungen werden auf der Vermögensseite professionell verwaltet.

Auch wenn nicht alle PKs optimale Lösungen ausgehandelt haben – die Kosten pro Versicherten gehen weit auseinander – die Zeiten sind vorbei, als man mit der Verwaltung von PK-Geldern sich locker eine goldene Nase verdienen konnte. Überrissene Gebühren werden nicht akzeptiert. Es wird hart verhandelt. Und schliesslich zählt am Schluss die Höhe der Kosten und nicht das Gebührenmodell. Und noch ein Punkt: ob der billigste Anbieter auch der beste ist, darf nach allgemeiner Lebenserfahrung bezweifelt werden. Es ist etwas komplizierter.

Die Kostenfrage wird gerade jetzt mit Blick auf das Referendum gegen die BVG-Reform wieder hochgespielt, bei welchem es weniger um die Reform selbst als vielmehr um die Infragestellung der 2. Säule insgesamt geht.

Der Vorstoss der Admicasa wäre ohne das Brimborium mit den grossspurigen Versprechen und mit Blick auf das Medienecho seriöser und glaubwürdiger ausgefallen und hätte eine seriöse Analyse verdient und nicht bloss begeisterte Zustimmung unter Bestätigung verbreiteter Vorurteile. So unterstützt man bloss die Kritiker mit ihrem leidigen Wehklagen um die Milliarden, welche in der 2. Säule «versickern». Dass sich auch Finanzjournalisten kritiklos dafür einspannen lassen - eigentlich erstaunlich.

Peter Wirth, E-Mail

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